Sein leises Dankeschön in der Kirche

In seiner Musik geht der Sänger voll auf, freut sich über den anhaltenden Zuspruch seiner Fans. Den Höhenflug kostet er voll aus – und nimmt ihn nicht etwa für selbstverständlich.

«Wahnsinn, wie sehr ich an die Zeiten häng’, Wahnsinn, wie sehr ich für die Zeiten brenn’», singt Andreas Gabalier (33) auf seiner neuen Single «Verdammt lang her». Seine Verehrung für den 50er-Jahre-Look mit den pomadisierten Haartollen, Lederjacken, Petticoats, gepunkteten Kleidern und hohen Bleistiftabsätzen ist bekannt. Er hat daraus seinen ureigenen Stil kreiert und das Ganze mit volkstümlichen Kleidern – Lederhosen und Dirndl – aus seiner Heimat, der Steiermark, gemixt. Doch in «Verdammt lang her» geht es ausnahmsweise nicht um Rockabilly. «Ich singe von der Zeit, in der ich 16 Jahre alt war. Da läuft natürlich bei jedem das eigene Kopfkino ab, jeder hat eigene Erinnerungen an seine Teenager-Zeit.» Für Gabalier waren das die 90er-Jahre. «Ich bin aufgewachsen mit den Backstreet Boys, Britney Spears und Christina Aguilera», sagt er zur GlücksPost. «Für den Video-Dreh haben wir Fans eingeladen, die sich alle wie damals kleideten. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit, als alles, was man getan hat, das erste Mal war – ob nun Sex, Alkohol oder Partys.»

Die vielen Fans warteten drei Jahre sehnsüchtig auf neue Lieder. Für den Nachfolger seiner bisher erfolgreichsten CD «Mountain Man» habe er sich so viel Zeit
genommen wie noch nie für ein Album, erzählt Gabalier. «Ich wollte einmal nicht zwischen Tür und Angel produzieren. Für ‹Vergiss mein nicht› habe ich richtige Demos aufgenommen, wie man das früher gemacht hat, und meine Songs praktisch fertig an die Produzenten abgeliefert.» Für die Aufnahmen war Gabalier in Berlin und London sowie in Nashville, USA, wo er auch «Mountain Man» eingespielt hatte. Da besuchte ihn sein Landsmann Arnold Schwarzenegger (70). «Er ist ein grosses Vorbild. Ich lebe nach seinen sechs Regeln des Erfolgs. Diese Prinzipien liegen eigentlich jedem aussergewöhnlichen Lebenslauf zugrunde.»

Der Volks-Rock’n’Roller ist entspannt und freut sich auf die kommende Tour. «Live spielen ist für mich die Krönung!» Das neue Album präsentiert er am 9. Juni erstmals vor Publikum in St. Gallen. Eine grosse Ehre für die Schweiz, aber auch für ihn selbst, findet Gabalier. «Es ist schon eine Sensation, dass ich in der Schweiz immer so grosse Konzerte spielen darf. Und da möchte ich den Fans auch immer etwas Exklusives bieten.»

Für seine «Vergiss mein nicht»-Tour sind die grössten Arenen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gebucht. «Bei meiner letzten Hallentour vor drei Jahren war alles so schnell ausverkauft – da war das der logische nächste Schritt.» Diesen enormen Erfolg hat er aus eigener Kraft geschafft. «Als ich anfing und mit der Idee kam, Rock’n’Roll und Volksmusik zu mischen, sagten alle: ‹Das kann nix werden.›» Doch der Österreicher biss sich durch. «Ich habe ja keine Verpflichtungen, keine Familie oder so. Deshalb kann ich Vollgas geben. Wer rastet, der rostet. Zurücklehnen kann ich mich in reiferen Jahren.» Einige ihm wohlgesonnene Leute hätten zur richtigen Zeit an den richtigen Hebeln gedreht. «Und ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, hatte genug Kraft, das kleine bisschen Glück am Schopf zu packen, das sich mir präsentiert hat.»

Heute hängen die Leute an seinen Lippen, lassen sich von seinem Kleidungsstil inspirieren – es gab sogar einige Grippefälle in seiner Heimat, weil die Fans mit kurzen Lederhosen und Dirndl herumliefen, obwohl es dafür zu kalt war. «Ich glaube, ich treffe den Zeitgeist. Meine Musik und mein Stil sind eine Entschleunigung, eine Besinnung auf alte Werte und ein Gegenpol zur Globalisierung, die vielen auch Angst macht. Meine Lieder sind halt handgestrickt, also selbst geschrieben, und darum ist es eine ehrliche Geschichte, ohne jeden Krampf.» Was ihn antreibe, sei das Leben. «Es ist spannend, und ich koste alles aus. Seit es so gut läuft, kann ich auch den Erfolg geniessen. Dieser Zuspruch ist schön. Und es freut mich, dass meine Musik über die Landesgrenzen hinaus funktioniert, obwohl ich im Dialekt singe.»

Zur Entspannung zieht er sich in sein Zuhause in Graz zurück. «Die Leute lassen mich da in Ruhe, ich habe meine Privatsphäre, die nicht gestört wird.» Wenn er Zeit für sich habe, lege er eine Schallplatte auf. «Am liebsten von Frank Sinatra – und trinke ein Glaserl Wein. Oder ich lege mich in die Badewanne. Der Fernseher ist bei mir nur ein Staubfänger.» Den Plattenspieler und eine umfangreiche Plattensammlung hat er von seinem verstorbenen Vater Wilhelm (†53) geerbt. «Ich mag es, wenn es ein bisschen kratzt beim Abspielen», meint er schmunzelnd. Diese Plattensammlung war es auch, die ihn inspirierte: «Als Kind hörte ich immer, wie Vater Rolling Stones und Elvis laufen liess. Das ist geblieben.»

Bei all dem Erfolg ist Gabalier bodenständig und nahbar geblieben. Lebensfroh und dankbar. «Ich gehe gerne mal in eine leere Kirche, zünde Kerzen an und sage einfach: Danke!»