Sein Leben wird zur Comedy

Die letzten Jahre waren nicht nur lustig für den Comedian. Schlagzeilen, die er lieber nicht gelesen hätte, verdrängten Berichte über sein Schaffen. Nun will er die Bühne zurückerobern. Mit einem Solo-Programm über sich selbst!

Die Sonne scheint über den Zürichsee und mit ihr Cony Sutter. Der Comedian erwartet die GlücksPost vor seinem neuen Zuhause in Schmerikon SG. Seit letzten Herbst wohnt er in der obersten Wohnung dieses Neubaus am Hügel – nicht weit von seinem alten Daheim. Sutter ist von der lärmigen Hauptstrasse am See in diesen ruhigeren, erhöhten Teil seines Geburtsorts gezogen. «Nur wenn die Schafe nebenan weiden, ist es nicht mehr so still», scherzt er.

Die grosse Terrasse mit Ausblick über das obere Zürichsee­becken bis in die Glarner Berge ist phantastisch. Grosse Glasfronten, eine Kochinsel und ein Cheminée dominieren den Wohnbereich. «Es ist noch nicht alles eingerichtet», entschuldigt sich der 63-Jährige, als er uns herumführt. Das rot flammende Bild mit dem Stier und die Nippes im Seemann-Stil haben schon einen neuen Platz gefunden. Auf dem Couchtisch liegt eine DVD-Sammlung von Stan & Ollie alias Dick und Doof.

Ja, Sutter steckt in den Vorbereitungen für sein neues Programm. Im Herbst will er loslegen. Wie schon zu Zeiten mit Ex-Bühnen-­Partner Peter Pfändler (60) soll die neue Show an mehreren Abenden als «Tryout» am Schmerkener Publikum getestet werden. «Wir sagten uns immer: Wenn es hier funktioniert, geht es auch an allen anderen Orten.»

Gut, hat er sein eigenes Lokal für die Probe-Shows: das «Ahoi» an der Uferpromenade mit Platz für bis zu 60 Besucherinnen und Besucher. 2018 hat er die Lounge-Bar mit Tochter Patricia (35) eröffnet. Hier ist auch genug Platz für Events und An­lässe. So konnten die Gäste eben im «Ahoi» zusammen die Fussball-EM schauen.

Allein auf der Bühne stehen – das will gut durchdacht und vorbereitet sein. Von Firmen- und Bühnenanlässen weiss Sutter, wie man allein eine Show schmeisst. Doch ein ganzer Comedy-Abend vor Bezahlpublikum ist etwas anderes. In den Jahren seit der Trennung von Peter Pfändler brachte Cony Sutter in der Regel zusammen mit anderen Künstlern die Leute zum Lachen – in so genannten Comedy-Mix-Shows. Um wieder ganz bühnenfit zu werden, tritt Sutter neben seinen Tryouts zusätzlich mit Fredy Schär im Duo auf.

Grundsätzlich freut er sich, wenn er wieder mit seiner Comedy Schlagzeilen macht. Letztes Jahr war diesbezüglich kein Highlight: Die Leute wunderten sich über seine Gemeinderatskandi­datur für die SVP: «Ich wollte eigentlich als Parteiloser antreten. Von denen gab es aber schon zwei. Als die SVP mich anfragte, sagte ich halt zu. Anfangs war das eine willkommene Herausforderung, ich dachte, so kann ich etwas ändern.» Ein bisschen blauäugig sei er das Ganze angegangen, habe nicht damit gerechnet, welche Wellen es schlagen würde, sagt er zu seiner kurzen Politkarriere. «Ich bin froh, dass es am Ende nicht zustandekam.»

Kurz darauf wurde er für schuldig befunden, einen Selbstunfall in angetrunkenem Zustand verursacht zu haben. Der folgende Ausweisentzug führte dazu, dass Sutter nun auf einer riesigen, schwarzen Maschine durch Schmerikon brettert. Dafür braucht es eine gehörige Portion Selbstironie: Das Zweirad fährt nur 30 Kilometer pro Stunde. Und von brettern keine Spur – der Elektro-Jobber fährt mit Strom ganz lautlos. Gas geben kann Sutter wieder, wenn er demnächst seinen Fahrausweis zurückerhält.

Sein Gesundheitszustand ist auch ein Thema, über das er nicht gern spricht. 2017 wurde bei ihm ein Schatten auf der Lunge entdeckt: Krebs! Doch da sich der Tumor nie vergrössert hat und Sutter keine Einschränkungen spürt, versucht er, das möglichst zu verdrängen. «Ich flüchte vor Gesprächen über Zipperlein. Wenn die eigene Gesundheit das einzige Thema ist, dann ist man wirklich alt.»

Ein Teil des Älterwerdens macht ihm allerdings grossen Spass: seine Enkel. Der Bub (2 ½) und das Mädchen (7) seiner Tochter Patricia sind viel bei ihm. Oder er geht zu ihnen nach Fehraltorf ZH, um sie zu hüten. «Oft gehen wir ins ‹Ahoi›, oder wir spielen und zeichnen.» Am meisten Spass hätten sie alle beim Zusammen-Seich-Machen.

Sein Leben soll ein grosses Thema seines Solo-Programms werden. «Ich nehme viel Authentisches rein, vieles, das mir selbst widerfahren ist. Ich arbeite mein Leben im Comedystil auf», verrät er. Eine Mischung aus Alltags­situationen, Erlebnissen und Stand-­up-Gags hat er geplant. Abgesehen von den Tryouts stehen noch keine Auftrittsdaten. «Alle Schweizer Komiker möchten ihre wegen Corona zurückgehaltenen Programme spielen. Ich lasse mir noch etwas Zeit mit definitiven Terminen. Allerdings: Am Arosa Humorfestival dieses Jahr bin ich wieder dabei.» Ursprünglich habe er statt einer Show ein Hörbuch machen wollen. Doch wer einmal Bühnenluft geschnuppert und lieben gelernt hat, den zieht es immer wieder auf die Bretter, die die Welt bedeuten.