Sabine Dahinden – Engel der kranken Kinder

Die Moderatorin versucht, die Welt ein bisschen besser zu machen. Mit ihrem Schatz, dem Star-Chirurgen Thierry Carrel, setzt sie sich nun in Russland für kleine Herzpatienten ein.
 
Leise betreten wir die Kinderstation des Inselspitals Bern. Auf dem Arm einer Schwester weint ein Baby herzerweichend – aber dennoch nicht laut: Aradhana ist eine Frühgeburt und winzig klein. «Da wird einem wieder bewusst, was für ein Glück wir haben, hier geboren zu sein», sagt Sabine Dahinden (41). Wie recht die «Schweiz aktuell»-Moderatorin doch hat. Denn das Mädchen kam mit einem Herzfehler zur Welt und wurde erfolgreich operiert, als es nur wenig mehr als ein Kilo wog.
 
Es ist ein rührender Anblick, dieses Menschlein, das dank der Ärzte noch sein ganzes Leben vor sich hat. «In Russland hätte es höchstwahrscheinlich keine Chance gehabt», sagt Thierry Carrel (49), Direktor der Universitätsklinik für Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital. Er ist der Lebensgefährte von Sabine Dahinden und unterstützt seit neun Jahren eine Herzklinik im russischen Perm.
 
Zweimal jährlich fliegt er mit einem Ärzte-Team in die Ural-Gegend, führt komplizierte Operationen an Kindern durch, bildet Ärzte aus, bringt Beatmungs- und Überwachungsgeräte und dieses Jahr eine neue Herz-Lungen-Maschine. Finanziert wird alles von ihm selbst und durch private Spenden. Gelegentlich hilft die Industrie mit verbilligten oder geschenkten Herzklappen. Am 19. April steht die nächste Reise an. Auch die TVFrau ist mit dabei.
 
«Ich habe Thierry im Jahre 2008 schon einmal begleitet», erzählt Sabine Dahinden. «Damals hat mich das sehr aufgewühlt. Die Härte, die die Menschen dort erleben müssen, den rauen Umgang untereinander, zu sehen, wieviel Material der Klinik fehlt.» Perm sei eine trostlose Stadt, kalt und grau. Arm und Reich seien nah beieinander, Solidarität gebe es aber kaum. Die Urnerin wird für ein Buch zum 10-Jahr-Jubiläum der Herz und Gefässklinik und für eine Broschüre über das Perm-Projekt Porträts von Ärzten und Patienten schreiben. Aber nicht nur das: Sie unterstützt die Mediziner, wo sie kann, und spricht den kleinen Patienten Mut zu. «Ich wünschte, ich könnte mehr tun», sagt sie nachdenklich. «Deshalb möchte ich unbedingt vor Ort noch kleine, medizinische Hilfsarbeiten lernen. Ich habe keinen Beruf, in dem ich international anderen Menschen gross helfen könnte, und bewundere Leute deshalb sehr, die das schaffen.» Dazu gehört ihr Partner Thierry Carrel. «Es ist toll, was er bewirken kann. Und wenn er sich zuhause über Ärger im Spital beklagt, sage ich ihm, er müsste einmal auf einer Karte überall Stecknadeln setzen,wo er Menschen geholfen hat. Es wären sehr viele.»
 
Carrel ist angesehener Chirurg, hält Vorträge rund um den Globus. Sabine Dahinden ist Journalistin, reist vor allem in der Schweiz umher. Die beiden trafen sich, als sie 2004 eine Reportage im Inselspital verwirklichte. «Wir kommen aus zwei verschiedenen Welten – niemals hätte ich gedacht, dass wir zusammenpassen», erzählt sie. «Heute glaube ich sogar, dass es auch das ist, was unsere Liebe am Leben hält. Wir beide haben sehr intensive Berufe, das trägt dazu bei, dass es nie langweilig wird.»
 
Das Paar lebt in Bern, sie pendelt täglich nach Zürich, ist erst abends um halb zehn daheim. Er auch nicht früher. Erst dann gibt’s Znacht. Meistens muss er auch am Wochenende ins Spital. «Anfangs hatten wir ein wenig Mühe wegen der beschränkten Zeit füreinander, mittlerweile hat sich das aber gut eingespielt.» Ausserdem sei es ja auchdiese Leidenschaft für seinen Beruf, die sie an ihm liebe. Lachend meint sie: «Ich glaube, ich brauche einen ‹Spinner›, im positivsten Sinne, der sich voll Energie und Eifer für etwas einsetzt.»
 
So wie Thierry Carrel das für seine Patienten tut und für sein Perm-Projekt – das ihr mittlerweile genauso am Herzen liegt. «Gerade nach meiner letzten Reise nach Russland wurde mir wieder klar, wieviel schief läuft. Wenn man sich die Welt heute anschaut, könnte man ja verzweifeln.» Deshalb ist es ihr wichtig, bewusst zu leben, Gutes zu tun. «Ich wünsche mir, dass ich es jetzt, in meiner zweiten Lebenshälfte, noch besser schaffe, Leute zu unterstützen, auch im normalen Alltag positive Funken springen zu lassen.»
 
Und was hat Sabine Dahinden noch für Zukunftspläne? Eine Hochzeit vielleicht? Dazu schweigt sie, verlobt sei sie aber nicht. Und wie sieht’s mit Kindern aus? «Da habe ich die Altersgrenze wohl überschritten. Aber das ist auch okay so.» Carrel hat eine Tochter (16), mit der sich die Moderatorin bestens versteht. «Sie ist wie eine jüngere Freundin für mich. Im Sommer fahren wir zu dritt für zwei Wochen nach Spanien.»
 
Zuerst reist das Paar aber mit den Arzt-Kollegen Alexander Kadner und Jean-Pierre Pfammatter nach Perm. Schliesslich warten kleine Herzpatienten auf sie und Mediziner, die ausgebildet werden wollen. Das wird anstrengend, aber vielleicht sorgen sie so dafür, dass ihre Hilfe irgendwann nicht mehr nötig ist, dass herzkranke Babys auch dort eine bessere Chance haben – wie die kleine Aradhana aus dem Inselspital.