Russi, Bligg, Monique & Co.: Verblüffend – das frühere Leben der Schweizer Stars

Drogist, Arzthelferin oder Hochbauzeichner: Würden Sie diese Berufe mit Sepp Trütsch, Christina Surer oder Bernhard Russi verbinden? Wohl kaum, aber umso erstaunlicher. Denn viele Stars haben vor ihrer Karriere einen ganz normalen Beruf erlernt.

Wenn Blödel-König Peach Weber mit seinen Sprüchen das Publikum zum Lachen bringt, kann sich niemand vorstellen, dass er einst als seriöser Lehrer vor einer Schulklasse stand. Er hat sich wohl an die Mahnung vieler Eltern gehalten, die Generationen von Kindern einbläuten: «Bevor du Sänger, Sportler oder Komödiantin wirst – lerne etwas Anständiges!» Schliesslich wussten sie, dass das Show- und Sport-Business ein hartes Pflaster ist und man nur mit viel Fleiss, Durchsetzungsvermögen und Glück davon leben kann oder es gar an die Spitze schafft. Dem kann Autorennfahrerin, Model und ehemalige Arzthelferin Christina Surer nur zustimmen: «Man weiss ja nie, wie sich das Leben entwickelt», sagt sie. «Und falls alle Stricke reissen, kann ich immer in meinen erlernten Beruf zurückkehren.»
Hochbauzeichner und Ski-Legende
Bernhard Russi (62)
Nach der Lehre als Hochbauzeichner arbeitete der Abfahrts-Weltmeister und -Olympiasieger nur gerade eine Woche auf seinem Beruf. Danach verdingte sich der knapp 20-Jährige in Hospental UR als Stuntman für den James-Bond-Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» mit George Lazenby als 007. «Das kostete mich wegen eines Skiunfalls drei Monate Spital», erzählt Russi. «Wirbelfraktur. Eigentlich hatte ich danach im Sinn, in Luzern das Technikum zu machen, schob das immer wieder hinaus mit dem Gedanken: Jetzt fahre ich erst mal Ski, das kann ich nachher noch immer machen.» Doch es kam anders. «Mein gelernter Beruf kommt mir jetzt in meiner Tätigkeit als Weltcup-Pistenarchitekt in Sachen planerisches Denken und Lesen von Plänen sehr entgegen. Auch Zeichnen und Visualisieren kann ich dabei immer gut gebrauchen.»
Jurist und Moderator
Beni Thurnheer (61)

Nach der Matura studierte der «Benissimo»-Star Jus, weil er immer noch keine Ahnung hatte, was er beruflich einmal tun wollte. Und weil er glaubte, sich mit dem Jus-Studium am meisten verschiedene Möglichkeiten offen zu halten. «Während des Studiums », so Beni, «wurde ich aber ein richtiger Anhänger dieses Fachs, konnte mir meine Zukunft als Jurist schon lebhaft vorstellen. ‹Du mit deinem Mundwerk wärst sicher ein guter Rechtsanwalt geworden›, höre ich bis zum heutigen Tag. Falsch! Denn die Richter hätten sicher gesagt: Der Thurnheer hat sehr gut gesprochen, aber nicht recht!» Dank dem Jus-Studiumlernte der «Schnurri der Nation» auch viel für seine Kommentatoren- Karriere: etwas genau ausdrücken, feine Unterschiede aufspüren, Gerechtigkeitsbewusstsein, der Unterschied zwischen wirklich recht haben und dank einem Trick das Gesetz auf seine Seite bringen. «1973 schloss ich mein Studium ‹magna cum laude› ab. Drei Monate zuvor bot mir das Radio eine Halbtagesstelle an, die ich aber erst nach erfolgreich bestandener Jus-Prüfung antrat,am2. August statt am 2. Mai. Praktiziert habe ich als Jurist damit keinen einzigen Tag!»

 

Ergotherapeutin und Wetterfee
Sandra Boner (36)

Bis 2008 hat die «Meteo»-Frau nebst ihrer TV-Arbeit einen Tag als Ergotherapeutin im Sonderschulheim in Kyburg-Buchegg gearbeitet. «Die Doppelbelastung wurde aber auf Dauer zu viel», so Sandra zur GP. «Darum habe ich Sonderschulheim und Ergotherapie verlassen. Noch immer treffe ich mich mit meinen ‹alten› Ergo-Freundinnen.» Für Sandra ist das nach wie vor ein Traumberuf; sie könnte sich gut vorstellen, wieder einzusteigen. «Obwohl sich TV Welt und die Arbeit mit schwerst behinderten Kindern sehr unterscheiden, gibt es zwischen beiden Berufen Gemeinsamkeiten: Man muss teamfähig sein und Menschen gern haben.»

 

Arzthelferin, TV-Moderatorin und Model
Christina Surer (37)

Für die schnelle und rassige Baslerin war die Zeit in ihrem ehemaligen Beruf als Arzthelferin, den man heute als MPA, medizinische Praxis-Assistentin, bezeichnet, «wunderschön», wie sie der GlücksPost erzählte. «Ich hatte das grosse Glück, bei der Suche nach einer Lehrstelle einen absoluten Traumjob zu erwischen. Darauf war und bin ich noch immer sehr stolz.» Drei Jahre hat das schöne Multitalent in ihrem Beruf gearbeitet. Ausserdem machte sie eine Zusatz-Ausbildung als Arzt-Sekretärin, «weil mir immer sehr wichtig war, top ausgebildet zu sein. Man weiss ja nie, wie sich das Leben entwickelt. Zudem kommt es vor, dass ich auf Unfälle treffe, bei denen mir meine medizinische Ausbildung zugute kommt und ich in Notsituationen Menschen helfen kann.» Christina Surer weiss, dass sie immer in den erlernten Beruf zurück könnte, falls einmal alle Stricke reissen sollten. «Im Übrigen hatte ich auch einen tollen Chef, zu dem ich immer noch einen guten Kontakt habe. Aus nostalgischen Gründen hängen bei mir zu Hause noch immer drei bis vier Arztkitteli in meinem Kasten. Ich bringe es nämlich nicht übers Herz, diese wegzuwerfen.»

 

Drogist und Volksmusik-Papst
Sepp Trütsch (61)

Der einstige TV-Star lernte zuerst den Beruf des Drogisten, bevor er sich völlig dem Singen und der Volksmusik verschrieb. «In Hasle-Rüegsau amtete ich als Verwalter einer Apotheke und Drogerie. Das war in den 60er-Jahren noch möglich.» An seinen erlernten Beruf hat Trütsch nur positive Erinnerungen. «Vor allem an den Umgang mit Menschen und daran, den Menschen helfen zu können und deren Schmerzen und Leiden erträglicher zu gestalten.» Viele Medikamente hat er damals als Hausrezeptur selbst hergestellt. «Ich war ein richtiger ‹Giftmischer›, was mir besonderen Spass bereitet hat. Hasle-Rüegsau liegt in einer sehr schönen, ländlichen und intakten Gegend. Zu meinen ehemaligen Kunden pflege ich noch immer Kontakt.»

 

Lehrer und Komödiant
Peach Weber (58)

Der Lehrerberuf ist für den Aargauer Spassvogel immer noch einer der schönsten Berufe, die es gibt. «Wäre ich nochmals 20, ich würde sofort wieder einsteigen. Gerade heute würde es mich reizen, weil man überall hört, es sei schwierig geworden. Ich würde da kopfvoran in die Konfitüre springen», sagt Peach und grinst. Seinerzeit hatte er als erste Stelle eine Kleinklasse übernommen, die in einem ziemlich desolaten Zustand war. «Das hat mich gereizt und war auch äusserst spannend. Also, gebt mir die Tablette, die einen 30 Jahre jünger macht, und ihr habt wieder eine besetzte Lehrerstelle!»

 

Sanitärinstallateur und Sänger
Bligg (32)

«Ich komme ursprünglich von einem handwerklichen Beruf, habe meine Lehre auf dem Bau als Sanitärinstallateur gemacht. Ich habe da gute Erfahrungen machen können, habe gelernt zu arbeiten.» Das sagt Ethno-Rapper Bligg über seinen angestammten Beruf. «Was ich auf dem Bau gelernt habe, das dient mir in meinem jetzigen Schaffen. Eine handwerkliche Ausbildung ist etwas sehr Wertvolles», gibt der Zürcher seinen vielen jungen Fans mit auf den Lebensweg.

 

Krankenpfleger und Chansonnier
Michael von der Heide (39)

Der Schweizer «Eurovision-Song-Contest- Star 2010» denkt gerne an seinen ersten Beruf zurück. Er absolvierte die Krankenpflegeschule Winterthur und wurde diplomierter Krankenpfleger AKP. «Heute lautet die Berufsbezeichnung ‹Pflegefachmann›. Als junger Mann war diese Arbeit für mich unglaublich bereichernd, erfüllend, interessant und abwechslungsreich.» Michi arbeitete in der Chirurgie, der inneren Medizin, in der Psychiatrie und Geriatrie. «Ich bin bis heute dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich in jener Zeit machen durfte und die mich auch geprägt haben», sagt er stolz. «Was war das für ein schönes Gefühl, wenn kranke Menschen das Krankenhaus glücklich und gesund verlassen konnten.» Natürlich gehörten auch traurige Themen wie Tod, unheilbare Krankheiten und Leid zu seinem Berufsalltag. «Ich erinnere mich aber auch an ganz viele lustige Begebenheiten. Eine alte Frau bekam Äpfel geschenkt. Sie biss genüsslich rein, doch die Frucht war steinhart. Spontan warf sie den Apfel aus dem Fenster, nahm sich das Gebiss aus dem Mund, warf es hintendrein und rief: ‹Do, friss sälber!› Die Arbeit als Krankenpfleger war für mich eine wunderbare Lebensschule.»

 

Kindergärtnerin und Komödiantin
Birgit Steinegger (62)

Der erste erlernte Beruf der Parodistin und Schauspielerin war Kindergärtnerin. «Im Seminar war ich die Jüngste meiner Klasse», blickt sie zurück. «Ich erhielt also schon mit 19 Jahren meine erste Anstellung in Ostermundigen bei Bern. Es war wunderbar, ein Glücksfall damals, in so jungem Alter eine Stelle in der Agglomeration von Bern zu bekommen. » Selbst als Schauspielerin habe sie hin und wieder Stellvertretungen gemacht, um die Gage etwas aufzubessern oder wenn ein Engagement zu scheitern drohte. «Die Arbeit mit den Kindern war immer ein grosses Vergnügen für mich. Sie sind dann in einem wunderbaren Alter – ehrlich, unverdorben, staunend und manchmal auch ungemein komisch.» Kein Wunder, ist «Frau Iseli» zuweilen ein Kindskopf. «Ich habe mir da vieles abgeguckt! Ich finde sowieso, man sollte sichviel Kindliches bewahren im Leben.»

 

Kaufm. Angestellte und Schlagerstar
Monique (33)

Die Schlagersängerin und Wirtin hat eine Lehre als kaufmännische Angestellte abgeschlossen. «Heute bin ich froh darüber», zieht sie Bilanz. «Ich wollte zuerst Lastwagen-Mechanikerin werden. Das war damals aber für eine junge Frau ziemlich schräg. Meine Eltern sagten: ‹Lerne erstmal einen rechten Beruf, dann kannst du einmal auch das Büro machen.›» Diese Entscheidung kommt Monique heutzutage sehr zugute, weil sie mittlerweile ihre eigene Managerin ist. «Die KV-Lehre machte ich in einem tollen Betrieb, einem Grosshandel mit Geschenk- und Haushaltsartikeln. Mit dieser Familie habe ich heute noch einen sehr guten Kontakt.» Ihr Chef hatte eine Dixieland-Band, der die junge Dame zuweilen ihre Stimme lieh. «Zwischendurch gehe ich immer mal auf Besuch vorbei. Es war eine tolle Zeit. Ich habe nur gute Erinnerungen und kann jedem nur empfehlen, einen Beruf zu erlernen.»