Rummel am Grab: Udo hätte es so gewollt

Was seine jüngste Tochter Gloria befürchtet hat, traf ein: Die Grabstätte des grossen Entertainers auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde für seine Anhänger zum Pilgerort. Für die Fans ist es Liebe weit über den Tod hinaus.

Auf dem mit einem Tuch aus weissem Marmor abgedeckten Flügel stapeln sich Geschenke mit persönlichen Widmungen, Blumen und Steine. Rund um die letzte Ruhestätte von Udo Jürgens († 80) auf dem Wiener Zentralfriedhof versammeln sich Fans und Touristen, um das Grab des berühmten Sängers und Idols zu bewundern. Und um Udo 
Jürgens, dessen Asche in den 
Flügel eingelassen wurde, die letzte Ehre zu erweisen. Bis zu 
500 Menschen sind es jeden Tag, die Udos Grab besuchen, sich 
gegenseitig vor dem imposanten Grabmal fotografieren oder sich per Selfie verewigen.

Solche Szenen sind für Gloria Burda und deren Mutter Sabrina (40) ein Albtraum. Udos 20-jährige uneheliche Tochter meint zum Rummel am Grab ihres Vaters in Wien: «Ein riesiges Klavier aufzustellen, wo dann die Leute hin­gehen und Erinnerungsfotos machen, ist nicht in unserem Sinne.» Dabei war es Udos Bruder, der Künstler Manfred Bockelmann (71), der das Grabmal auch im Sinne der Familie und von Udo selbst geschaffen hatte.

«Dass Udo ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bekam, war sein persönlicher Wunsch gewesen», so sein Manager Freddy Burger (69) zur GlücksPost. «Es ist doch schön, wenn die Menschen am Grab Abschied nehmen können. Sicher hätte das Udo auch so gewollt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Ethik stimmt. Respekt vor dem Toten und kein Halligalli ist angebracht.» Wenn Udo etwas anderes gewollt hätte, hätte er sich auch klammheimlich beerdigen lassen können, meint Burger weiter. «Udo wäre zu Lebzeiten sicher nicht glücklich gewesen beim Gedanken daran, dass niemand sein Grab besuchen würde.» Neben den Gräbern der beiden grossen Komponisten Beethoven und Brahms ist Udo Jürgens’ Gedenkstätte der meist besuchte Platz auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Nicht nur Udos Kinder und die Fans, sondern vor allem auch sein Bruder Manfred, der Schöpfer von Udos Grabmal, vermissen den am 21. Dezember letzten Jahres in Gottlieben TG am Bodensee an einem Herzinfarkt verstorbenen Superstar. «Udo ist jetzt zwar schon sieben Monate nicht mehr da, aber ich vermisse ihn unsäglich», sagte Bockelmann in der NDR-Talkshow «3nach9». «Zwischendurch habe ich immer mal wieder das Gefühl, er müsste jetzt doch mal vorbeikommen oder anrufen.»

Manfred Bockelmann findet in einem Gedanken aber besonders Trost. «Udo blieb sein Albtraum erspart, als siechender Mann zu altern. Der liebe Gott erfüllte ihm damit seinen grössten Wunsch, in Würde sterben zu dürfen.»

Udo Jürgens wollte nie auf fremde Hilfe angewiesen sein. Er starb kurz nach einer erfüllten und umjubelten Tournee sowie nach zu Tränen rührender TV-Show zum 80. Geburtstag. So bleibt er seinen Fans als der strahlende Entertainer in Erinnerung, der er war. Und den sie auch über den Tod hinaus verehren.