Der Wetterschmöcker träumt von einer eigenen Familie

Er ist eine bodenständige Frohnatur, wohnt im hintersten Winkel des Muotatals, wo er einen Bauernhof mit vielen Tieren bewirtschaftet. Und: Er sucht eine Frau fürs Leben.

Die Szene berührt das Herz. Auf der Wiese weiden drei junge weisse Geissli auf sehr steilem Gelände. Kaum werden sie ihres Besitzers ansichtig, ertönt ein markerschütterndes Meckern von drei hohen Stimmen. Kaum übersteigt der Bauer den Zaun, kuscheln sich die Tiere an ihn zum Schüssä, so härzig!

Der Bauer heisst Roman Ulrich. Der 45-Jährige aus Bisisthal SZ, der hintersten Ecke des Muotatals, ist der neueste und jüngste der sechs Muotataler Wetterschmöcker, Nachfolger des 2015 verstorbenen Reichmuth Kari. Die Gegend ist wild, die Muota führt Hochwasser bis an den Rand, die einzelnen Bauernhöfe stehen weit auseinander. Wer hier lebt, der muss stark und selbstständig sein.

«Schon als Bub hat mich das Wetter interessiert. Das Leben hier lehrt einen, das Wetter zu beobachten, weil eigene Wettergesetze herrschen», erklärt er. «Man muss wissen, wann es Zeit zum Heuen ist und wann man lieber noch damit zuwartet. Wir sind kein Föhntal, haben aber im Gegensatz zum Muotatal im Winter Sonne. Die dort unten haben drei Monate nur Schatten.»

Ulrich ist in einer bodenständigen Bauernfamilie aufgewachsen – mit Zwillingsschwester Rosemarie, der älteren Schwester Priska und dem geistig behinderten Bruder Fredi. Natürlich gilt unsere erste Frage dem Wetter: Wie wird es sich nach diesem grauenvollen Vorsommer entwickeln? Er zieht die Schultern hoch. «Ja, das war ‹huere zäch› im Mai und Juni. Ich schreibe das dem El-Niño-Effekt zu, der dieses Jahr wieder einen grossen Einfluss auf das Weltwetter hat. Wir hier oben wurden zwar vom starken Regen anderer Gebiete verschont. Aber in den letzten Tagen hat es doch auch hier recht geschüttet.»

Seit sein Vater 2004 pensioniert wurde, bewirtet Ulrich den Hof mit neun Kühen, sieben Rindern und sieben Mastkälbern allein. Dazu gehören zudem drei Geissen und fünf Gitzi. «Die Mastkälber sind unser wichtigstes Standbein. Das reicht aber nicht zum Überleben.» Im Winter geht er diesem und jenem Nebenerwerb nach, in Kooperationen und Genossenschaften gibt es immer Arbeit für ihn. «Geld verdiene ich auch mit meinem eigenen Bagger. Ich arbeite gern, bin mein eigener Herr und Meister und kann dadurch meine Arbeit so einteilen, wie es mir gefällt. Mir wird jedenfalls nie langweilig, ich bin eine Frohnatur.»

Das zeigt er auch im Ausgang. «Ich gehe dorthin, wo die Ländlermusik spielt. Am Käse-Markt trifft man Leute, die man das ganze Jahr hindurch kaum sieht. Am Schafmarkt gibt es eine Chilbi mit Musik und Tanz, Formationen wie das ‹Pragelchörli› oder das ‹Echo vom Pfannenstock›. Im Muotatal läuft recht viel.»

Ulrich war einmal verheiratet. «Aber es hat nicht gepasst. Vor zehn Jahren ging sie weg. Vier Jahre lang hatte ich danach eine Freundin. Mit ihr klappte es zwischenmenschlich nicht. Aber ich gehe regelmässig auf die Pirsch.» Eine Familie, Kinder, ja, das würde er sich wünschen. «Aber welche Frau trampt schon gerne im Dreck herum?»

Die Grundlage für seine Prognosen sind die Bauern- und allgemeinen Wetter-Regeln. «Viel hat dabei mit Religionstagen zu tun. Wenn es am Dreifaltigkeits-Sonntag schön war, dann bleibt es sieben Wochen schön. Dieses Jahr hat das leider nicht funktioniert.» Einen Computer mit Internet hat er hier oben nicht. «Die Natur zu beobachten und ‹Meteo› und ‹Tagesschau› reichen mir.»