«Robin bringt mich jeden Tag zum Lachen»

Ihr Sohn, der bald den ersten Geburtstag feiert, wurde im Lockdown geboren. Als Mami war die Coronazeit für die Jodlerin ein ­Geschenk, als Frontfrau von Oesch’s die Dritten aber be­lastend.

Es ist für einen Morgen Ende Februar überraschend mild. Melanie Oesch (33) strahlt mit der Sonne um die Wette. Sie will das herrliche Wetter nutzen und mit Klein Robin und ihren Eltern einen ausgiebigen Spaziergang machen. Die Jodelprinzessin wirkt zufrieden, lacht glücklich. Sie knuddelt liebevoll ihren süssen Sohn und setzt ihn in den Kinderwagen. Sie scheint als Mami angekommen zu sein. Vor einem Jahr war die Frontfrau von Oesch’s die Dritten hochschwanger, als die GlücksPost sie kurz vor ihrem letzten Auftritt vor der Babypause im Grand-Hotel in Giessbach BE traf. Dann verbot der Bundesrat Konzerte mit mehr als 1000 Besucherinnen und Besuchern. Ab da gab Corona den Ton an.

GlücksPost: Ihre Babypause dauert nun schon ein Jahr. So war das nicht geplant.
Melanie Oesch: Definitiv nicht! Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an den 29. Februar 2020 zurückdenke. Ein Datum, das es nur alle vier Jahre gibt. Genau dann fand das letzte offiziell an­gekündigte Konzert von Oesch’s die Dritten statt, danach kam nichts mehr. Die Erinnerungen daran sind so präsent. Es «tschuderet» mich, wenn ich überlege, was in der Zwischenzeit alles passiert ist.

Für Sie persönlich überwiegt aber doch mit der Geburt von Robin im März das Positive?
Ja sicher! Es ist natürlich mega schön für mich, so viel Zeit für ihn zu haben, dafür bin ich sehr dankbar. Andererseits ist da Corona. Ich befinde mich manchmal in einem Wechselbad der Gefühle. Robin bringt mich jeden Tag zum Lachen und ist ein Aufsteller. Und allein schon, wie wir hier leben dürfen, gibt uns so viele Privile­gien, die ich mehr schätze als je zuvor. Wir geniessen Freiheiten, die von unschätzbarem Wert sind in dieser Pandemie.

Wie feiern Sie den ersten Geburtstag Ihres Sohnes?
Ich habe mir vorgenommen, extra für Robin eine Torte zu backen. Ich mache das sonst ja kaum. Vielleicht eine Rüeblitorte oder erstmals etwas mit Schokolade. Mein Partner Armin und ich haben nämlich versucht, unserem Kind im ersten Lebensjahr keine Schoggi zu geben. Und wir haben es geschafft. Feiern werden wir gemütlich in der Familie, von den Auflagen her gibt es ja wenig Spielraum. Ich habe im vergan­genen Jahr gelernt, dass es nichts bringt, sich auf etwas zu fixieren. Man ist nur enttäuscht, wenn es nicht klappt.

Bekommt er ein Geschenk?
Robin liebt es, Papier zu zerreissen. Wenn wir ihm die alten Zeitschriften geben, übernimmt er die Arbeit des Schredders. (Sie lacht herzhaft.) Neu hat er das Spielen mit Duplo-Lego entdeckt. Wir haben die alten Bausteine hervorgeholt, sie gereinigt und in einer Holzkiste gesammelt. Robin hat riesig Spass daran. Vielleicht gibt es ein Geschenk in Richtung Lego.

Haben Sie für den Kleinen auch schon komponiert?
Ein ganzes Lied ist es nicht, aber so Fragmente. Als er ganz klein war, habe ich gemerkt, auf welche Melodie-Cherli er reagiert. Diese bestehen immer noch. Irgendwann möchte ich gerne etwas für ihn schreiben. Robin ist für mich eine Inspirationsquelle.

Hat er die magischen Worte Mama und Papa schon ausgesprochen?
Mit sehr viel Phantasie … vielleicht. Aber nein, so richtig noch nicht. Robin macht oft Sachen, die so ganz anders sind, als man von anderen Eltern hört. Ich wäre nicht überrascht, wenn das erste verständliche Wort etwas ganz anderes ist als Mama oder Papa.

Was wünschen Sie Ihrem Sohn?
In erster Linie natürlich Gesundheit, aber auch dieses Urvertrauen, immer das zu tun, was ihn glücklich macht. Man realisiert erst viel später, was das heisst. Aber trotzdem spürt man schon als Kind: Es ist jemand da, der mich über alles liebt und beflügelt. Ich wurde von meinen Eltern zu jeder Zeit ermutigt und unterstützt, mich auch Neuem zu widmen. Sie haben kaum einmal gesagt: «Das kannst du nicht», sondern eher: «Ich zeige dir das, probiere es aus.» Das hat mich motiviert. Ich möchte Robin darin bestärken, später auch in allem seinen eigenen Weg zu gehen.

Auch jetzt darf Melanie Oesch jederzeit auf ihre Eltern zählen. Im grossen Bauernhaus im bernischen Schwarzenegg leben drei Generationen Oesch harmonisch unter einem Dach. Hansueli (62) und Annemarie (58) widmen sich mit Liebe, Zeit und Fürsorglichkeit ihrer neuen Aufgabe als Gross­eltern. Es sei ein Geschenk, so viel Zeit mit Robin verbringen zu dürfen, sagt Grossvätu Hansueli. Auch Annemarie liebt es, Nonna zu sein. Sie habe es sich nie so schön vorgestellt, schwärmt sie.

 

Privat sind Sie rundum glücklich, beruflich ist die Situation für die ganze Musikerfamilie noch immer schwierig. Belastet Sie das?
Klar beschäftigt es mich nach wie vor sehr. Ich setze aber nicht mehr meine ganze Energie dafür ein, alles rund ums Thema Corona zu verfolgen. Ich ordne die Fakten und Tatsachen ein und schaue, wo ich ansetzen kann, dass es mir als Person und uns als Familie gutgeht. Seit ich dieses Gleich­gewicht wieder herstellen konnte, finde ich auch viel mehr Inspiration und bin wieder kreativer als noch letztes Jahr. Ich habe mehr Ideen denn je.

Und wie sieht es bei den anderen aus?
Glücklicherweise konnten frü­here Nebenjobs hochgefahren werden. Kevin ist wieder als Heizungsmonteur aktiv, Mike hat eine Ausbildung gemacht und nun seinen Job als Jugend-Ski­trainer weiter ausgebaut. Zudem ging er meinem Vater zur Hand. Vätu war Bauleiter und hat eine Wohnung im Haus um­gebaut. Zudem bastelte er einiges für Robin, reparierte die Heizung, und, und, und. Er ist der Mann für alle Fälle. Meine Mum arbeitet ein- bis zweimal pro Woche als Pflegefachfrau in einem Pflegeheim. Das Wort Langeweile existiert bei uns zum Glück nicht! Es gibt ja nicht weniger zu tun, weil keine Konzerte stattfinden. Durch die ganzen Verschiebungen gibt es unglaublich viel Administratives zu erledigen.

Wie oft trifft sich die ganze Familie?
Jede Woche einmal, immer am Freitag. Das ist unser Musiktag. Manchmal tragen wir da sogar ­unsere Pullis mit der aufgedruckten Aussage «Mit Härzbluet drbi»; nach wie vor macht uns die Musik viel Freude, wir vermissen es sehr, auf der Bühne zu stehen und für unsere Fans Musik zu machen. Oft nehme ich auch Robin zu den Proben mit. Er liebt Musik, und alle freuen sich, wenn er dabei ist.

Sinnigerweise heisst die aktuelle CD «Die Reise geht weiter», wohin?
Nun, ich bin keine Hellseherin (lacht). Ich bin froh, dass wir dieses Album gemacht haben und es im Oktober veröffentlichen konnten. Es hielt sich wochenlang in den Charts. Die CD hat uns alle beflügelt – auch die tollen Reak­tionen, die wir von den Fans bekommen haben. Mit grosser Vorfreude und vielen Ideen machen wir uns jetzt an die Planung unseres 25-Jahr-­Bühnenjubiläums im nächsten Jahr. Es geht weiter!

Die Natur hat viel Schönes zu bieten. Das soll auch Robin schon früh mitbekommen.