«Mami schwatzt noch mehr als ich»

Sein munteres Mundwerk hat der Radio- und TV-Mann von seiner Mutter geerbt. Dass er ihr weiteres Erbe ausschlägt, erfüllt die sonst stolzen Eltern aber mit Wehmut.

In einer schattigen Laube in mitten eines Rebbergs hat es sich Reto Scherrer (34) gemütlich gemacht – zusammen mit seinem Vater. «Auf eine gute Ernte!», prosten sie einander zu und nehmen einen Schluck des eigenen Weissweins. «Dieser Rebberg und auch das Restaurant Rebe ist seit 1762 in Familienbesitz», erzählt Hansjörg Scherrer (66) stolz. «Bei klarer Sicht sieht man von hier über ganz Weinfelden bis zum Säntis», ergänzt der Weinbauer und Gastronom. Gerade hat er Reto erklärt, welche Arbeit als Nächstes zu tun ist. «Dafür verbringe ich viel Zeit damit, mit meiner Frau Melanie das Endprodukt zu degustieren», witzelt der viel beschäftigte DRS1-Moderator und stimmt dabei seinen Vater ein wenig traurig, der gehofft hatte, dass einer seiner beiden Söhne in die Fussstapfen von ihm und Ehefrau Käthi (72) treten würde.

Anfänglich sah es so aus, als ob Reto diesen Weg einschlagen würde. «Nach seiner KV-Lehre im Hotelgewerbe machte Reto einen Wirtekurs», erinnert sich seine Mutter wenig später im nahe gelegenen Restaurant. «Er half auch immer wieder in einem Pub aus. Aber nach der Rekrutenschule bewarb er sich beim Radio Thurgau – und wurde prompt genommen. Er hat eben mein munteres Mundwerk geerbt», fügt sie augenzwinkernd hinzu. Reto lacht. «Das stimmt! Aber Mami schwatzt noch zehnmal mehr als ich.»

Retos Stimme ist mittlerweile nicht mehr vom Radio weg zu denken und brachte ihm vor sechs Jahren den Job beim«Donnschtig- Jass» ein. Monika Fasnacht hatte einen Tipp bekommen, dass Reto «en glatte Siech» sei, und hat ihn als Aussenreporter engagiert. Reto ist noch immer mit Leib und Seele dabei und freut sich auf die Aufgaben, die er diesen Sommer für prominente Gäste bereithält. In der Sendungvom15. Juli trittzum Beispiel Rennfahrerin Christina Surer an. «Ich will nicht alles verraten – aber Beni Thurnheer wird im FC-Basel-Dress im Tor stehen und versuchen, Christinas Elfmeter- Schüsse abzuwehren.»

Auch wenn Reto nun weder Wirt noch Weinbauer geworden ist, sind seine Eltern sehr stolz auf ihn, werden sie doch auch häufig auf ihren bekannten Sohn angesprochen. Aber die Wehmut bleibt: Es wird wohl keine neunte Scherrer-Generation in Rebberg und Restaurant geben!