Bei ihrem Schweizer Trainer war sie glücklich

Am 31. August jährt sich der tragische Unfalltod der «Königin der Herzen» zum 20. Mal. Ihr Aargauer Personal Trainer erinnert sich an die Zeit mit ­einer Frau, deren Lebenseinstellung ihn heute noch motiviert.

Genau zehn Tage vor ihrem Tod sieht Jason Steele (49) seine prominenteste Kundin für eine letzte Trainingslektion. Danach geht Prinzessin Diana (†36) mit ihrem Freund Dodi al-Fayed (†42) in die Ferien. Unter anderem nach Paris, wo das Liebespaar am 31. August 1997 bei einem Autounfall stirbt. Obwohl Diana lange an Depressionen und Bulimie gelitten hatte, sah Jason sie in den zehn Monaten ihrer Zusammenarbeit nie traurig. «Diana war stets gut gelaunt», erinnert er sich. «Wenn sie ins Training kam, hatte sie den Kopf voller Dinge, zu denen sie meinen Rat hören wollte. Ihr war die Meinung von gewöhnlichen Leuten wichtiger, als die der offiziellen Berater, von denen sie sicher war, dass sie vom Palast beeinflusst waren.»

Für Dianas 20. Todestag sind das ganze Jahr hindurch unzählige Feierlichkeiten geplant, die insbesondere auf ihre Wohltätigkeit Bezug nehmen. Der «Princess of Wales Memorial Fund» führt Dianas Werk seit ihrem Tod fort. Auch Jason wird im Sommer nach London reisen und seiner weltberühmten Arbeitgeberin Tribut zollen. «Ich weiss noch nicht genau, was ich tun werde. Ich dachte an so etwas wie ein Bootcamp zugunsten von Dianas Stiftung. Einfach etwas, das mit meinem Beruf zu tun hat.»

Dank seines Berufs lernte Jason diverse Stars kennen, die ihn als Personal Trainer buchten. Ende der 1980er-Jahre zog es ihn aus dem Aargau ins pulsierende London. Der damals 19-Jährige liess sich zum Fitness-Instruktor ausbilden. «Ich war jeden Abend in den angesagten Clubs, wo die Prominenten waren. Als Personal Trainer hast du immer etwas, worüber du mit den Leuten sprechen kannst. Ich habe keine Berührungsängste und komme rasch mit anderen in Kontakt.»

Irgendwann erhielt Jason einen Anruf: Die Prinzessin von Wales suche einen neuen Trainer. «Sie kam stets zu mir ins Fitnessstudio, am Morgen früh, bevor wir öffneten. Sie nahm das Training sehr ernst. Für sie war das die Möglichkeit, eine Stunde pro Tag ganz für sich zu sein.» Die englischen Paparazzi hatten schnell herausgefunden, wo Diana trainierte. «Anfangs kam immer ein Bodyguard mit, auf der anderen Strassenseite lauerten die Fotografen. Aber mit der Zeit wurde das für die uninteressant, und Diana konnte sogar ohne Bodyguard kommen.» Als Diana gestorben war, sollte Jason eine Ahnung von dem verrückten Tumult bekommen, dem sie täglich ausgesetzt war. «Nach ihrem Tod gingen die Medien auf jeden los, der irgendeine Verbindung mit ihr hatte. Ich hatte sogar Anfragen von Newsagenturen aus Japan. Das wurde mir irgendwann zu viel, und ich zog zurück in die Schweiz.»

Hier lernte er seine Frau Ramona (36) kennen. Die beiden haben zwei Töchter, Mia (1) und Siena (3). Auch Ramona ist Fitnesstrainerin. Mit ihrer Firma «Steele-fit.com» wollen die beiden einen US-Trend bei uns etablieren: Webcam-Fitness. Dabei sind Instruktor und Klient per Computer und Webcam verbunden. «Ich zeige, wie eine Übung geht. Via Bildschirmkamera sehe ich, wie sie der Kunde ausführt und kann ihm so direkt Rückmeldung geben, ihn motivieren. Bei dieser Art von Training verliert niemand Zeit, da man es zu Hause machen kann.» Jason ist zuversichtlich, dass sein Projekt ins Rollen kommt. Eines hat er von Prinzessin Diana gelernt: «Wenn man etwas will und alles daran setzt, erreicht man es.»

Das Leben der Royals verfolgt Jason weiter aus der Ferne. Harry (32) und William (34) lernte er damals als kleine Buben kennen. «Im Königshaus ist man heute viel entspannter. Eine Verbindung wie die von Harry und der Schauspielerin Meghan Markle wäre früher nie möglich gewesen.» Jason meint, es sei ein Glück für den sensiblen Harry, dass er immer im Schatten seines stets so seriösen Bruders William stand. «Harry ist wie Diana, der lässt sich nicht verbiegen. William kommt eher nach Charles und tut, was man von ihm verlangt.» Auch wenn die Engländer nach einer «Royal Wedding» lechzen und Harry und Meghan (35) nur zu gerne möglichst bald und möglichst in diesem «Jubiläumsjahr» vor dem Traualtar sehen würden – «Harry lässt sich dadurch nicht beeindrucken. Er kann mit seinem Alltag viel besser umgehen, als William, der immer im Scheinwerferlicht stand.» Jason, der einmal im Monat in London Freunde und Bekannte besucht, wüsste auch heute noch, in welchen Clubs er Harry treffen würde. «Doch das würde ich nie tun. Er kennt mich ja gar nicht mehr.»