Premiere mit seiner Grace

In ihrem neuen Zuhause lernen der Schauspieler und seine Tochter ihre Rollen für «Die kleine Niederdorfoper». Das Debüt vor grossem Publikum macht sie aber nicht nervös.

Die älteste Tochter von Schauspieler Daniel Bill (56) und seiner Frau Marlène (36) wird ab dem 5. November auf der Bühne des Zürcher Bernhard-Theaters stehen. In der Wiederaufführung der «Kleinen Niederdorfoper»: Die überarbeitete Version von Erich Vock (57) und Hubert Spiess (55) enthält neu eine Kinderrolle. Grace teilt sich diese mit vier weiteren Kindern, damit keiner der Jungdarsteller mehr als ein bis maximal zwei Mal pro Woche auftreten muss.

«Nein, ich habe eigentlich keine Angst, ich freue mich», antwortet die Achtjährige auf die Frage, ob sie nervös sei, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Sie tritt allerdings auch nicht zum ersten Mal vor Publikum auf, war drei Jahre lang Mitglied einer Kinder-Theatergruppe. Diese hat sie verlassen, um ihrer grossen Leidenschaft den Vorzug zu geben: dem Springreiten. Wie ihre Mutter, die ebenfalls passionierte Springreiterin ist.

«Grace hat sehr viel Spass am Reiten, und das ist das Wichtigste», meint Marlène. Betreut wird das Mädchen von Trainer Roland Moos. Bei jedem Wetter sieht man die beiden auf dem Sandplatz im Reitstall Weidhof. Die Freude an ihrem Sportpony Nepomuk – für Laien würde er als Pferd durchgehen, ist aber etwas kleiner – ist nicht zu übersehen: Die beiden schmusen, das Tier schubst Grace spielerisch an, reibt seinen Kopf an ihr. «Nepomuk ist der Beste! Heute kriegt er extra viel Rüebli von mir», sagt sie strahlend.

Seit Familie Bill im April in ihr neues Zuhause im Aargau gezogen ist, können sie ihre vielen Tiere bei sich unterbringen. «Das war schon immer unser Traum: mit der Familie inmitten der Natur zu leben», sagt Dani begeistert. Zum Haus am Dorfrand gehört auch ein Pferdestall mit grossem Auslauf und Weiden. «Es war uns sehr wichtig, dass unsere Tiere artgerecht und sozial leben dürfen. Unsere Kinder lernen viel von der Natur. Das gibt ihnen Bodenständigkeit, welche sie im späteren Leben sicher gut brauchen können.» 

Der kleine Obstgarten neben der Pferdeweide ist sein Lieblingsort. Hier ist seine Hängematte zwischen zwei Apfelbäumen gespannt, in der er sich gerne erholt. «Für mich ist es wichtig, einen Ort zu haben, an dem ich mich ausruhen und fallen lassen kann.» Auch wenn dies nicht immer einfach sei mit vier Kindern. «Es ist immer etwas los bei uns, aber das kann auch inspirierend sein, und du entdeckst selbst dein inneres Kind wieder.»

Gerne gesellt Dani sich zur Jungmannschaft ins Wohn- und Spielzimmer der Kinder. Hier können sie sich austoben und müssen nicht jeden Abend alles wieder wegräumen. «Hier kann man einfach richtig schön ‹plegere›», schwärmt er. Oft spielt er mit den Kindern ein Brettspiel oder liest ihnen etwas vor.

Und zurzeit sind er und Grace natürlich mit ihrem gemeinsamen Projekt beschäftigt, lernen fleissig für ihre Rollen in der «Kleinen Niederdorfoper». «Ich habe ihr schon ein paar Kleinigkeiten gezeigt», erzählt Dani. Und ihr geholfen, sich auf das Casting vorzubereiten. Denn die Rolle erhielt Grace nicht einfach, weil sie die Tochter von Daniel Bill ist. Sie musste Erich Vock zeigen, dass sie dafür geeignet ist. Und tat das mit Erfolg.

Grace möchte die Rolle natürlich möglichst oft spielen und auch an der Premiere auf der Bühne stehen. Doch die Eltern wollen dem Ganzen nicht zu viel Gewicht geben, schliesslich gehört der Schauspielberuf zum Leben der Bills und ist deshalb nichts Aussergewöhnliches. Die Kinder sehen ständig, wie Dani Text lernt, besuchen ihn bei Proben und sehen ihn auf der Bühne.

Ob sie sich denn nach dem Stück mit den anderen Schauspielern vor dem Publikum verbeugen dürfe, fragt Grace ihren Papa. Der muss verneinen: Beim Schlussapplaus wird Grace bereits wieder Zuhause sein. In ihrem Alter darf sie nur bis 21 Uhr auf der Bühne stehen.