«Ich kann endlich Schwäche zeigen»

Sie ging durch schwierige Zeiten. Doch in den letzten Jahren arbeitete die Sängerin ihre Vergangenheit auf, fühlt sich jetzt so gut wie nie.

Téquila … schon drei Jahre ist es her … Du wirst weiterleben in unseren Gedanken und solange ich hier bin», schreibt Patricia Kaas auf Facebook zu einem Bild von sich und ihrem vierbeinigen Schatz. «Elf Jahre hat sie mich begleitet», sinniert die Sängerin beim Gespräch mit der GlücksPost. «Auf Tour bist du so einsam, kommst nach der Show in leere Hotelzimmer. Auf mich wartete immer dieses weiche Fellknäuel, das war so schön. Sie war mein Freund, mein Kinderersatz. Ich weiss, es gibt Leute, die sagen: Das ist nicht normal, dass die immer alles mit ihrem Hund macht. In der Beziehung zu einem Hund ist jedoch bis auf die Sprache alles da, was auch in einer Beziehung zwischen zwei Menschen da ist.» Patricia glaubt, es war kein Zufall, dass Téquila sie vor drei Jahren verliess. Ihre Freunde rieten ihr, gleich einen neuen Hund zu suchen. «Doch hätte ich das getan, wäre ich erneut vor meinen Problemen weggelaufen und hätte mich statt um mich um das Tier gekümmert.»

Es habe sich so viel angestaut in ihrem Inneren, aus ihrer Kindheit in einer armen Bergarbeiterfamilie, der frühe Tod ihrer Mutter. «Ich stand ja schon sehr jung auf der Bühne und war früh erfolgreich, so konnte ich meine Probleme ein Leben lang vor mir herschieben.» Nach ihrer letzten Tour, bei der sie Lieder von Edith Piaf interpretierte, merkte sie, dass es zu viel wurde. «Ich war ausgelaugt, müde. Ich empfand, dass man zu viel von mir verlangte. Ich habe aber auch immer alles selbst gemacht: die Touren und Alben produziert – überall war ich beteiligt. Jetzt habe ich unnötigen Ballast abgeworfen: Die Plattenfirma kümmert sich um die Shows und die Realisation der CD. Sogar mein Haus in Südfrankreich ist verkauft.» Natürlich bringe sie sich immer noch ein bei der Auswahl der Lieder. «Am Ende erscheinen die Songs schliesslich unter meinem Namen.»

Sie habe gelernt, Nein zu sagen und loszulassen. «Ich kann endlich Schwäche zeigen und zugeben, dass ich eine Schulter brauche zum Anlehnen, dass es mir zu viel wird. Ich kann jetzt endlich trauern. Das ging früher nie. Ich wurde erzogen, keine Schwäche zu zeigen.» Mit Hilfe  einer Psychotherapie fand die Französin einen neuen Zugang zum Leben. «Es fühlt sich alles viel leichter an. Ich sehe alles anders. Ich sage mir: Du musst nichts mehr beweisen.»

Sie geniesse Momente und das Leben viel mehr, sagt Patricia. «Ich war immer so diszipliniert, ging während der Tour lieber früh zu Bett, als mit meinen Kollegen nach der Show zu feiern. Das will ich ändern.» Ist die neue Patricia Kaas jetzt bereit für eine dauerhafte Liebe? «Ich suche nicht danach. Aber wenn es so weit ist, wird sie sicher anders sein, als die bisherigen Beziehungen – ich habe mich verändert.»

Am 5.12. wird die Künstlerin 50. «Richtig feiern werde ich wohl erst im Februar, wenn ich Zeit habe dafür. Aber vielleicht planen meine Freunde ja eine Überraschungsparty. Die Zahl 50 gefällt mir nicht wirklich. Doch ich fühle mich gut.» Zu feiern gibt es nicht nur Patricias Geburtstag, sondern auch ihr erstes Album mit eigenen Songs seit 13 Jahren: «Patricia Kaas» ist bereits erhältlich. Sie ist damit auf Tour und im Februar für zwei Konzerte in Zürich und Luzern.