«Ohne Sport werde ich muffelig»

Bewegung ist für den Komiker der beste Ausgleich. Und den kann er brauchen, denn er ist ziemlich aufgeregt: Privat steht seine 
Hochzeit an, 
beruflich betritt er Neuland und zeigt im TV sein wahres Ich.

Es ist dunkel draussen, Jonny Fischer betritt eine Hotelbar, setzt sich ans leere Piano und spielt so himmlisch, dass die Gäste in der Seele berührt sind. Aber stopp! Das ist nur ein Traum des 36-jährigen Divertimento-Komikers, den er uns voller Inbrunst erzählt. «Ich kann zwar ein bisschen Klavierspielen, würde es aber gerne noch viel besser beherrschen», gesteht er, als wir ihn anstatt in einer lauschigen Bar in der Tennishalle «sports Zugerland» in Cham treffen. Das Thema künstlerisches Können kommt aber nicht von ungefähr: Er muss sich derzeit viel damit auseinandersetzen, ist neu Juror bei «Die grössten Schweizer Talente» (ab 20.2., mittwochs und samstags, SRF 1).

Mit Divertimento begeistern er und Kollege Manu Burkart (38) das Publikum seit Jahren. Ansonsten sei er in Sachen Talent ein typischer Lehrer und Sportlehrer. «Ich kann alles ein bisschen: Gitarre und Blasinstrumente spielen, singen, tanzen. Aber nicht so gut, dass die Leute ‹poah!› rufen würden. Aber ich denke, genau das gibt mir das Recht, in dieser Jury zu sitzen.» Privat sei es dasselbe: etwas handwerken, kochen, Sport. Wobei er im Tennis durchaus eine gute Figur macht!

Jeden Montag startet er so mit seinem Manager Marco Schneider entspannt in die Woche. «Eine Wohltat!», schwärmt Fischer, der oft auch mit seinem Bühnenkollegen auf dem Platz steht. «Ohne Sport werde ich zappelig und muffelig, er ist für mich der beste Ausgleich, weil man dabei an nichts anderes denkt. Wenn es mir schlecht geht oder die Kreativität fehlt, mache ich Sport, und danach bin ich wieder frisch.» Früher war er so extrem ehrgeizig, dass sogar das ein oder andere Racket zu Bruch ging. Heute sieht er es locker, eben als angenehmen Ausgleich.

Diesen kann er 2016 brauchen, denn es steht Grosses an. Zum einen steckt er mitten in den Vorbereitungen für seine Hochzeit im Juni mit Partner Michi im Tessin. «Es ist gar nicht so einfach, eine Männerhochzeit zu organisieren, weil Hochzeiten oft einen weib­lichen Anstrich haben», erzählt er. «Es soll also männlich wirken, aber nicht wie ein Geburtstag. Einfach ein tolles Fest mit Freunden, um die Liebe zu feiern.»

Zum anderen ist beruflich viel los. Nach einer knapp einjährigen Kreativpause – in der er unter anderem Tixi-Taxi fuhr – schreibt er derzeit mit Burkart am neuen Bühnenprogramm, das im Herbst Premiere feiert. Eine Inspirationsquelle war für die beiden eine dreiwöchige Tour durch Schottland, woraus eine «SRF bi de Lüt»-Serie entstand (siehe Box). «Es war super, richtige Männerferien mit ‹füürlä›, Schlafsack, Whiskey – und nicht wenigen Flüchen, denn es gab unzählige Pannen. Kein Wunder: Wandern in den Highlands im November, wie doof ist das denn?», sagt er und lacht.

Sowohl in dieser Sendung wie auch bei «DGST» lerne man den echten Jonny Fischer kennen. Hier könne er sich nicht wie bei Divertimento hinter einer Rolle verstecken. «Das bin extrem ich – und davor habe ich Respekt», sagt er. «Es ist ein richtiges ‹Hose abeloh›. Man sieht mich mit offenem Mund staunen, auch weinen, wenn es mich berührt, und zwei, drei Mal schimpfen, wofür ich mich jetzt teilweise schäme. Aber eben: Auch das ist einfach echt!»