«Ohne Romana wäre ich nicht da, wo ich bin»

Wenn der Volksmusiker auf seine Karriere zurückblickt, spürt er eine grosse Dankbarkeit gegenüber den Fans – und seiner Frau. Denn er weiss, welchen Anteil sie an seinem Erfolg hat. Aber wie lange will er noch weitermachen?

Es giesst in Strömen, als wir Hansi Hinterseer (68) beim Eingang des Wildparks in Aurach (A) treffen, nur unweit seines Wohnortes Kitzbühel. Das Regenwetter trübt die Laune des Tiroler Naturburschen aber keineswegs. Er freut sich, sein neues Album «Weil es dich gibt» vorzustellen. Höchstpersönlich setzt er sich ans Steuer eines Range Rover Defender, fährt geschickt über eine steile, schmale Bergstrasse hinauf zur Brandnerniederalm. Dort hat André (86) auf dem Holzfeuer bereits seine legendären Käsespätzle für seinen Freund und dessen Gäste zubereitet.

GlücksPost: Ganz nach dem Motto eines neuen Songs von Ihnen sage ich jetzt «Einfach schön, dich wieder mal zu seh’n», lieber Hansi!

Hansi Hinterseer: Ja, ich freue mich auch, dass wir uns nach Jahren endlich einmal wiedersehen. Und über Besuch aus der Schweiz freue ich mich sowieso immer ganz besonders.

Wir durften Sie in den Wildpark begleiten. Welchen Bezug haben Sie zu diesem Ort?

Ich kenne die Familie Pletzer seit vielen Jahren. Durch die Filme «Da wo die Berge sind» und «Da wo die Liebe wohnt», die wir an dieser Location gedreht haben, wurde die Freundschaft noch enger. Und meine Beziehung zu den Tieren hier ist ganz besonders. Zu den Hirschen ist eine absolute Liebe entstanden. Sie kennen und respektieren mich. Auch wenn der Hirsch im Gehege lebt, ist es trotzdem ein wildes Tier, das merkt man vor allem in der Brunftzeit. Wenn man sieht, was da los ist – unglaublich! Da nimmt man Abstand. Das ist die Natur. Ich bin oft im Wildpark, fahre mit dem Rad hierher. Dann helfe ich in der Früh beim Füttern der Tiere mit und kann mich dabei entspannen.

«Heute bin ich so glücklich» – nicht nur ein Liedtitel, sondern eine Aussage, die auch auf den heutigen Tag zutrifft?

Genau. Meine Liedtexte bestehen aus einfachen Worten, die aus dem Leben gegriffen sind. Mit beschwingten Melodien zum Tanzen und Balladen fürs Herz. Das kommt bei den Leuten gut an und mir selber macht es Spass. Mir geht’s momentan richtig gut.

Ein Glückstag, obwohl das Wetter heute leider so schlecht ist?

Das macht mir überhaupt nichts aus. Wir hatten oft Skirennen bei Sauwetter und mussten trotzdem starten. Man lernt damit umzugehen, es zu akzeptieren und macht das Beste daraus. Ich bin generell ein positiv denkender Mensch.

Was löst bei Ihnen Glücksgefühle aus?

Vieles. Das kann eine Blume, ein Waldspaziergang, die Gesundheit sein. Glücksgefühle lösen aber auch die Familie, meine tolle Frau aus. Und Tage wie dieser in den Bergen.

Sie lieben den Winter, singen nun aber vom «Sommerglück».

Ich mag die vier Jahreszeiten besonders gerne. Ich bin auf der Alm damit aufgewachsen. Wir haben bewusster gelebt, weil wir damals nichts gehabt haben. Im Frühling hat man sich gefreut, wenn der Schnee weggeht, die Blumen anfangen zu blühen, im Sommer darüber, dass alles spriesst, gedeiht und das Heu geerntet werden kann. Der Herbst hat wieder eine ganz eigene Stimmung: Alles wird ruhiger, die Tage werden kürzer. Und der Winter ist wunderbar, wenn es kalt ist und es Schnee hat. Diese Spielereien der Natur bewusst zu beobachten, das ist etwas ganz Grossartiges.

Was gefällt Ihnen aber speziell am Sommer?

Ich bin ein Bergmensch, aber ich gebe zu, dass ich in der Sommerzeit auch ganz gerne ans Meer fahre. Vor allem meine Frau fühlt sich da besonders wohl.

Ein weiteres neues Lied heisst «Sage Danke …  zu der Frau, die du liebst». Sie sind seit 36 Jahren verheiratet, irgendetwas machen Sie besser als andere Paare. Was?

Bei uns passt es einfach. Und wir wissen das beide zu schätzen. Ich sage oft Danke (lacht). Das Lied beschreibt ganz gut, wie man sich gegenseitig Aufmerksamkeit schenken und Zuwendung zeigen kann.

Gefühlvoll fragen Sie mit einer schönen, romantischen Melodie: «Hab ich dir heute schon gesagt … dass ich dich liebe?»

Manchmal fällt es uns verdammt schwer, das zu sagen, dabei wäre es doch so einfach. Und es tut einfach gut, wenn man das ab und zu sagt oder auch gesagt bekommt.

Romana schreibt Texte für Sie, so auch den Titelsong des neuen Albums «Weil es dich gibt». Liefern Sie ihr die Ideen?

Ich könnte keine Texte schreiben, das muss einem gegeben sein. Romana ist Schweizerin mit italienischen Wurzeln. Die deutsche Sprache ist grundsätzlich schwierig und hart zu singen, aber sie findet unglaublich schöne Worte, faszinierend. Wenn eine neue CD entsteht und ihr eine Melodie besonders gefällt, sagt sie ab und zu: Das ist ein lässiges Lied, da mach ich einen Text dazu. Dann setzt sie sich hin und versucht Dinge, die wir erlebt haben, umzusetzen. Das gelingt ihr wahnsinnig gut, und sie hat ein wirkliches Gespür dafür. Es sind jedoch Texte, die nicht auf uns persönlich bezogen sind, sondern sich an alle richten. -Jeder kann sich hineinfühlen und sich damit identifizieren.

«Weil es Dich gibt» kann aber doch als Liebeserklärung von Romana an Sie gesehen werden. Umgekehrt betrachtet singen Sie für Romana?

Ja schon, aber es geht eben nicht nur um uns zwei, die Worte richten sich an alle, die sich davon angesprochen fühlen.

Welchen Anteil an Ihrem langjährigen Erfolg hat Ihre Frau?

Einen sehr grossen. Wenn ich Romana nicht gehabt hätte, dann wäre ich nie da, wo ich jetzt bin. Man braucht einen Partner, bei dem man «dahoam» ist und sich wohlfühlt, der einfach da ist, wenn man nach Hause kommt. Romana lässt mich so, wie ich bin. Die Damenwelt himmelt mich bei meinen Auftritten an, und wenn man da eine Partnerin hat, die dafür kein Verständnis zeigt, dann wird es schwierig.

Sie sind also kein bisschen ein Casanova? Diese Frage drängt sich aufgrund Ihres neuen Songs mit diesem Titel natürlich auf.

Es ist nicht mehr als ein lustiges, flottes Liadl. Casanova hat so das Image von Frauenliebling und Frauenverführer, was auch immer. Casanova – das war ich nie und bin ich nicht. Ich bin weit davon entfernt! (Lacht.)

Sie stehen seit 28 Jahren auf der Bühne. Wo nehmen Sie nach dieser langen Zeit die Motivation für die Auftritte her?

Ich verspüre dabei immer wieder diesen ganz eigenen Kick. Es ist schwierig zu erklären. Es ist eine Faszination da, früher war es beim Skifahren, heute ist es bei der Musik so. Wenn es mir gelingt, die Leute mit meiner Musik zu erreichen, dann bewegt sich in mir etwas, löst ein Glücksgefühl aus, herrlich. Das ist so schön, das möchte man nicht mehr missen.

In zwei Jahren feiern Sie Ihren 70. Geburtstag und das 30-jährige Bühnenjubiläum. Haben Sie sich schon Gedanken über das Ende Ihrer Karriere gemacht?    

Ich habe schon die Vorstellung, dass ich noch ein paar Jahre weitermachen möchte. Es kommt darauf an, wie sich die Situation weiterentwickelt, es braucht ja schliesslich die Leute in der Eventbranche, die Konzerte, Tourneen usw. organisieren. Aber so ein, zwei, drei, vielleicht vier Jahre möchte ich weitermachen, und dann habe ich eine wundervolle Zeit gehabt. Ich bin noch voller Tatendrang, habe Ideen, die ich verwirklichen möchte. Natürlich spürt man auch von Seiten der Fans her, ob sie einen noch mögen oder nicht. Und wenn sie dich nicht mehr mögen, dann ist es besser, aufzuhören. Zum Glück ist es aber nicht so, und das macht mich sehr dankbar.