Eine Show-Frau will sie nicht sein

Seit gut einem halben Jahr moderiert die Wissenschaftsjournalistin das TV-Magazin «Puls». Wer ist die Frau, deren Gesicht neu für die Gesundheitssendung steht?

Als ich mich zum ersten Mal am Fernsehen sah, bemerkte ich mit Schrecken, wie  ich vor allem mit meinen Händen herumzappelte», erinnert sich «Puls»-Moderatorin Odette Frey (44). «Ein Coach gab mir schliesslich den Tipp, wie ich äusserlich ruhig bleiben kann.» Inzwischen hat Odette kein Problem mehr, sich selbst am Bildschirm zu sehen. «Man nimmt sich schnell positiv wahr. Das war auch beim Radio so, obwohl ja alle Menschen irritiert sind, wenn sie ihre eigene Stimme hören.» Bevor sie am 22. August 2016 bei «Puls» ihren Einstand gab, arbeitete Odette zehn Jahre als Wissenschaftsredaktorin mit Schwerpunkt Medizin bei Radio SRF. Davor sieben Jahre bei Tamedia in derselben Funktion.

Im Frühling letzten Jahres fragte SRF Odette für die frei gewordene Moderationsstelle beim Gesundheitsmagazin an. «Ich war ziemlich baff», gesteht sie. «Auch als ich das erste Mal auf der Strasse erkannt und angesprochen wurde, war ich völlig verdattert. Was sich ebenfalls änderte, sind die Reaktionen des Publikums: Sie betreffen jetzt mehr meine Person, während es beim Radio um den Inhalt ging.» Angst, dass sie durch ihre neue Anstellung zur öffentlichen Person wird, hatte Odette nicht. «Ich bin ja keine Show-Frau, die im Mittelpunkt ihrer Sendung steht und deren Persönlichkeit die Öffentlichkeit interessiert. Ich bin einfach eine Journalistin, die ihren Job halt vor der Kamera macht.»

Trotz der vielen Jahre als Medizin-Fachfrau ist Odette, die mit ihrem Mann und ihrem Kind in der Nähe von Zürich wohnt, keine Gesundheits-Fanatikerin. «Ich glaube, dass man sich wohler fühlt, wenn man sich bewegt und gesund isst. Aber es muss auch Spass machen. Ich esse auch immer wieder Süsses. Ich finde, man sollte vernünftig bleiben.» Wissenschaft und aktuelle Forschungen seien sicher wichtig. «Aber man sollte da nicht hörig sein. Gerade bei der Ernährung ist Wissenschaft immer nur der Stand vom aktuell besten Wissen. Die Ergebnisse einer Studie können in ein paar Jahren wieder überholt sein.»

Odette bezeichnet sich als Naturfan. Deshalb entschied sie sich, Biologie zu studieren. Während der Ausbildung wuchs ihre Faszination für den menschlichen Körper und seine Funktionen. «Ich sah mich zwar schon als Dschungelforscherin. Doch ich merkte: Lesen liegt mir mehr, als mich in Staub, Sumpf, brütender Hitze oder klirrender Kälte aufzuhalten.» Ihr alter Kindheitstraum rückte wieder in den Vordergrund: Journalismus.

In ihrer Funktion trifft sie immer wieder kranke Menschen. Wie viel Kraft kostet sie das? «Die Begegnung mit Patienten ist sehr intensiv. An sich sind sie die Experten, denn sie alleine wissen, wie die Krankheit den Alltag bestimmt. Als ich 2000 bei einem AIDS-Kongress in Südafrika eine mittellose Frau in einem Township besuchte, war ich sprachlos. Sie war im Endstadium der Krankheit. Ich hatte so viel über AIDS gelesen, aber erst durch die Begegnung mit dieser Frau begriff ich meinen Beruf wirklich.»

Puls

Das Gesundheitsmagazin «Puls» (montags, 21.05 Uhr, SRF 1) berichtet über Trends, Neues und Überraschendes aus Diagnose, Prävention und Therapie, bietet Rat für die Zuschauer. Für die Moderatorin ist wichtig: «Was kann ich selbst für mein Wohlsein tun?»