Nur auf dem Green sehen sie rot

Rivalitäten auf dem Golfplatz? Klar! Abseits davon sind die Moderatoren aber Freunde – und im «Donnschtig-Jass» ein super Team. Wobei einer anfangs Zweifel hatte, ob es mit ihnen klappen würde.

Volle Konzentration, ein Probeschwung und Abschlag! Der Ball fliegt und fliegt – und landet irgendwo im Nirgendwo. Rainer Maria Salzgeber (51) stöhnt auf, während Stefan Büsser (36) sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Er hat zuvor einen guten Schlag abgeliefert. «Talent kann’s bei ihm ja nicht sein», frotzelt Salzgeber. «Er ist einfach ein Golf-Streber.» Büsser spielt seit seiner Kindheit, Salz­geber hat erst später angefangen, und Ausflüge wie heute zum Golfclub Schloss Goldenberg in Dorf ZH stehen nur selten auf dem Programm. Wobei der «Abschiffer» – das sei erwähnt – trotzdem ein Einzelfall bleibt. Aber auch wenn es anders wäre: Er sei da nicht sehr ehrgeizig. «Das ist bei mir eine Frage des Alters», sagt Salzgeber. «Früher habe ich alles kompetitiv gemacht. Mittlerweile spielt das Gewinnen keine Rolle mehr: Hauptsache, mit Freunden ein paar Bälle schlagen – das macht mehr Spass, als ein vom Resultat Getriebener zu sein.»

Büsser und Salzgeber wurden durch die Zusammenarbeit beim «Donnschtig-Jass» von Bekannten zu Freunden. Auch wenn sie sich wegen voller Terminkalender privat nicht oft sehen, wie sie beim Gläsli Wein nach dem Spiel erzählen. «Freundschaft kann man nicht quantitativ messen», sagt Büsser, der an der Stoffwechselkrankheit Zystische Fibrose leidet, die seine Lunge angreift. «Rainer und seine Familie gehörten zu den Ersten, die mich am Anfang der Pandemie gefragt haben, ob sie für mich einkaufen gehen sollen. Das sagt eigentlich alles.» Selbstverständlich für Salzgebers, die ihn schon früher, als Fans seiner Comedy und seiner Radio-Moderationen, ins Herz geschlossen haben. «Meine Kinder mögen ihn. Meine Frau leider auch», sagt er. Klar, dass Chantal (49), Cloé (20) und Jascha (17) auch dieses Jahr den einen oder anderen «Donnschtig-Jass» besuchen. Büsser: «Wegen mir natürlich! Nein, im Ernst: Ich bin Rainer keinen einzigen Fernsehjob neidig. Aber seine Familie …  Ich finde, sie ist sein wahres Lebenswerk. Da ist so viel Liebe und Respekt füreinander – extrem berührend.» Wie sieht’s denn bei ihm in der Liebe aus? «Ich habe mich wahnsinnig gern», sagt er trocken. Schallendes Gelächter von Salzgeber.

Bei aller Harmonie: Gab’s beim «Donnschtig-Jass» nie Hahnenkämpfe zwischen den beiden? «Das war am Anfang tatsächlich eine kleinere Angst von mir, wir sind ja beides Alphatiere», erzählt Büsser, der ursprünglich ebenfalls für den Job als Hauptmoderator gecastet wurde. Doch sein «Informant» Beni Huggel (43), der seit Jahren mit Salzgeber Fussballspiele kommentiert und analysiert – wie aktuell an der EM –, lobte dessen Teamfähigkeit. «Und hatte recht. Wir ergänzen uns phantastisch, und Rainer spürt ja auch, dass ich ihm nichts wegnehmen will.» Solche Sorgen plagten diesen ohnehin nie. «Ich war sicher, dass es funktionieren wird. Mit ihm und auch mit Schiedsrichterin Sonia Kälin, die ein echter Glücksfall ist. Zudem weiss ich: Als Solist hast du beim Fernsehen keine Chance, das ist Teamarbeit. Gerade das ist beim ‹Donnschtig-Jass› so gross­artig. Da herrscht eine Stimmung wie auf einer riesigen Sommerparty, die wir alle gemeinsam schmeissen.»

Dieses Jahr steigt die Sause ab 1. Juli auf dem Kundelfingerhof in Schlatt TG. Coronabedingt ist eine Tour durch die Schweiz erneut nicht möglich. In Trauer versinken die zwei deshalb nicht. Salzgeber: «Klar würden wir gerne von Dorfplatz zu Dorfplatz ziehen. Wenn bis zu 4000 Leute im Publikum sitzen, ist das einfach gigantisch, du spürst die Schweiz, die Wertschätzung für diese Sendung. Aber Highlights erleben wir auch so viele.» Engagierte Jass-Familien, die um ihren Sieg kämpfen, dazu spannende Gäste wie Stefanie Heinzmann und Beat Feuz. Und Stefan Büsser im «Kampfmodus»: Auch dieses Jahr wird er die Gäste wieder zu kleinen Wettkämpfen herausfordern, misst sich etwa mit Bundespräsident Guy Parmelin im Talerschwingen. Rainer Maria Salzgeber wird mit dem E-Roller unterwegs sein: In jeder Sendung wird per Zufallsprinzip ein Dorf bestimmt, das er bis zur Folge­woche damit besucht und erkundet. «So komme ich doch noch ein bisschen in der Schweiz herum!»

Eine Aufbruchstimmung der anderen Art herrscht derweil bei Stefan Büsser: Gerade gab er bekannt, dass er seinen Job bei Radio SRF 3 Ende August aufgibt. «Die Radio-Leidenschaft ist mir etwas abhanden gekommen, und ich möchte mich mehr auf private Projekte konzentrieren», erklärt der Moderator, Comedian und Podcaster. Dem TV bleibt er treu und damit auch dem «Donnschtig-Jass» und Rainer Maria Salzgeber. Der ist froh darüber: «Beim ‹Donnschtig-Jass› gab es immer Epochen – zuletzt jene von Roman Kilchsperger und Reto Scherrer, davor Monika Fasnacht und Dani Müller. Meine Wunschvorstellung ist schon, das noch lange gemeinsam mit Sonia und Büssi zu machen.»