«Ich bewundere meine Tochter Jamileh zutiefst»

Seit Jahren schon muss die Opernsängerin auf ihre Tochter verzichten. Sie fehlt ihr, oft macht sie sich Sorgen – doch ihr Mutterherz ist auch riesig stolz, weil ihr Kind eigene Wege geht und nun in den USA sogar Karriere in der Modewelt macht.

Die Tage sind grau, die Proben hart, und die Opernsängerin sitzt allein in einem Hotelzimmer am anderen Ende der Welt. Doch Noëmi Nadelmann (54) strahlt trotzdem. Teilweise wegen ihres Engagements in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires, aber ganz besonders, wenn sie von ihrer Tochter Jamileh (22) erzählt. «Ich bin sehr, sehr stolz auf sie», erzählt sie beim Skype-Interview mit der GlücksPost. «Sie arbeitet so hart und hat als Mode-Designerin schon unglaublich viel erreicht.»

Jamileh ist im Abschlussjahr an der renommierten «Parsons The New School for Design» in New York – und macht dort schon jetzt Karriere: Neben der Ausbildung arbeitet sie bei den Luxusmarken Marc Jacobs und Diane von Fürstenberg. Von der Schule wurde sie für ihren ausserordentlichen Einsatz mehrfach mit «Dean’s List»-Nominationen ausgezeichnet. Und mit ihrer eigenen Kollektion (www.jamilehnadelmann.com) durfte sie dieses Jahr an der offiziellen «Milan Design Week» und der «Beyond»-Ausstellung am «Parsons-Festival» ausstellen. Ihr Sieg am nationalen «Designow»-Wettbewerb ermöglicht ihr die Produktion eines Designs. «So viele Highlights», schwärmt Jamileh, die viele Träume hat. «Erst möchte ich weiter für andere Designer arbeiten und dabei so viel wie möglich lernen. In ein paar Jahren hätte ich gerne meine eigene Firma – bezahlbare Mode in Luxus-Qualität.»

Den Ehrgeiz und die Leidenschaft ihrer Tochter kennt Noëmi Nadelmann, die in Zürich lebt, aber oft bei ihrem Lebenspartner in Sydney ist, bestens. Schon in der Schule sei Jamileh sehr fleissig gewesen. Bereits mit 18 Jahren zog sie für einen Vorkurs am «London College of Fashion» in die britische Hauptstadt. «Unsere Beziehung war, da ich alleinerziehend war, immer sehr innig, und natürlich fiel der Abschied schwer», erzählt Noëmi. «Aber ich habe nie gehadert oder mich gefragt, wieso sie das nur tut. Weil ich immer wusste, warum. Bei mir war es damals genau dasselbe mit der Musik.»

Sie seien zwar sehr unterschiedlich: Jamileh wie Feuer, sehr impulsiv – Noëmi wie Wasser, ruhig und diplomatisch. Aber gerade das ergänze sich perfekt. Die Tochter fehle ihr, und sie habe auch Angst um sie, wenn Jamileh ganze Nächte durcharbeite. Sie lasse diese Gefühle aber nicht zu. Lieber baue sie die junge Frau auf, wenn sie müde sei, gebe Ratschläge, sei einfach da. Aus Erfahrung wisse sie, dass es in so einem Leben oft auch Momente der Einsamkeit gebe, auch wenn man nicht darüber spreche. «Die Einsamkeit eines Langstreckenläufers», nennt es die Opernsängerin. «Aber Jamileh hat unglaubliches Können und ist bereits auf dem Weg zum internationalen Erfolg. Sie ist stark. Und dieses Talent! Ich bewundere sie wirklich zutiefst.»

Mutter und Tochter sehen sich erst im September wieder. Dank Telefon und Internet hören oder schreiben sie einander aber sehr oft. Mal holt sich Noëmi einen Modetipp, mal geht es um den Job, um die Liebe oder einfach um ein tolles Kochrezept. Jamileh: «Meine Mutter ist nach wie vor meine wichtigste Bezugsperson – in allen Fragen. Sie war es auch, die mich gelehrt hat, an mich zu glauben. Dafür bin ich ihr sehr dankbar!»