Nöggi: «Ich habe Bammel vor dem Tod»

«Wenn Ihr das lest, bin ich nicht mehr da», steht in seiner Todesanzeige. Die hat der Sänger («I bin en Italiano») vorsorglich verfasst, weil er Angst hat, während einer anstehenden Operation zu sterben.
 
 
 
 
Der Patient wird im Rollstuhl ins Spital geschoben. Mit seinen 162 Kilo kann er kaum mehr gehen. «Sie bleiben ein paar Tage hier», sagt der Doktor zu Nöggi (63). Der aber protestiert. Er habe ein paar Auftritte. Der Arzt streng: «Dann stelle ich Ihnen jetzt eine Frage, Herr Nöggi. Wollen Sie lieber Erdbestattung oder kremiert werden?»
 
«Das hat mir den Gong gegeben, mich richtig aufgerüttelt», erzählt Nöggi. Er zog seine Konsequenzen. «Seither habe ich keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken und auf 128 Kilo abgespeckt.» Das freilich reicht nicht. Denn im Herbst muss Nöggi unters Messer. Eine Operation steht an.
 
Das Bild des vor Erzähllust sprudelnden Nöggi täuscht. Ihm geht es nicht gut. Im Glas ist Mineralwasser, die Zigarre ist reine Show. Am Morgen noch, am Telefon, tönte die Zürcher Stimmungsbombe völlig depressiv und unlustig. Kaum treffen wir ihn bei seinem besten Freund Heinz,dem «Fätze», wie ihn Nöggi liebevoll nennt, in dessen Quartierbeiz «Frieden» in Zürich-Affoltern, taut Nöggi auf und erzählt – Storys aus seinem spannenden Leben, Geschichten über seine Auftritte in Musicals von Hans Gmür und Anekdoten über seine Bühnenpartner.
 
«Ich muss mich einer Bauch- Operation unterziehen. Etwas muss rausgeschnitten werden, etwas scheinbar Gutartiges», sagt Nöggi ganz ernst. «Aber ich bin vorbereitet. Das Drehbuch, was nach meinem allfälligen Tod passieren soll, ist geschrieben. Auch das Testament und meine Todesanzeige. Die beginnt so: ‹Wenn Ihr das lest, dann bin ich nicht mehr da›». Nöggi weiss, dass er vor der Operation dringend noch mehr abnehmen muss. «Sonst ist das Gefahrenpotenzial grösser.» Später steht eine weitere Operation an. «Die Hüfte. Ich habe wahnsinnige Arthrose-Schmerzen.»
 
Dann platzt er mit einer riesigen Überraschung heraus. «Ich habe eine Tochter, Gabrielle. Sie wohnt im Jura. Wenn ich sie dort besuche, meinen die Leute, ich sei ihr Götti. Aber irgendwann müssen sie ja erfahren, dass ich ihr stolzer Vater bin.»