Nizza heilte ihre verwundeten Seelen

Endlich fühlen sie sich wieder wohl! Das Schauspieler-Ehepaar hat in Südfrankreich die schwierigen letzten Jahre in der Schweiz verarbeitet und sich ein neues Leben aufgebaut. Zum vollendeten Glück fehlt nur noch ein vierbeiniger Begleiter.

Ihre Wohnung liegt gleich beim Hafen von Nizza mit herrlichem Blick auf die Côte d’Azur. Hier sind Isabelle von Siebenthal (62) und Hans Schenker (68) glücklich wie seit langem nicht mehr. «Das ist das Gegenteil der fünf Jahre in Lauenen. Wir haben jetzt, was wir uns so sehnlichst wünschten: Ruhe und Zeit füreinander und für das, worauf wir Lust haben», sagt Isabelle von Siebenthal zur GlücksPost.

Lauenen BE ist nur noch eine bittere Erinnerung. Dort wollte sich das Schauspieler-Ehepaar eine Zukunft in der Gastronomie aufbauen. 2016 platzte ihr Traum endgültig. Die Einheimischen führten eine niederträchtige Fehde gegen die Fremden, die sie anfangs noch wegen deren TV-Prominenz höchst willkommen geheissen hatten. Doch als die beiden die Dorfbeiz in ein stilvolles Restaurant mit kulturellem Angebot verwandelten, verstanden die Lauener keinen Spass mehr. Fünf Jahre hielt das Paar durch, dann ertrugen die beiden die verbalen Attacken und Vandalenakte an ihrem Eigentum nicht mehr und gaben auf. Die hohen Investitionen in ihren Wirte-Traum mussten sie abschreiben.

In Nizza wollten sie die schlimme Zeit verarbeiten: Hans beschrieb die Dorfposse im Buch «Gott spuckt die Lauen aus» und stellte zynische Videos auf Youtube. Isabelle hingegen hatte lange still gelitten, bis sie ob der groben Angriffe zusammenbrach und therapeutische Hilfe suchen musste. Eigentlich wollten sie nach dem Lauenen-Desaster in ihren alten Beruf zurück. Doch Isabelle graute vor dem Gedanken: «Ich hatte keine Energie mehr.» Und dann war da noch die alte Vorgeschichte: «Es ist so viele Jahre her, dass ich einmal ein Buch geschrieben habe über die Absetzung von ‹Lüthi und Blanc›, das nicht für alle schmeichelhaft war. Aber dass man uns das nach all den Jahren immer noch nachträgt, ist fragwürdig», meint Hans nachdenklich. Die SRF-Schoggi-Soap hatte die beiden berühmt gemacht. Doch nicht nur Hans’ Buch war ein Handicap für neue Engagements: Das Ehepaar hatte  auch an vorderster Front lautstark gegen das Ende der beliebten Serie protestiert. Trotz der Hindernisse brachten die zwei das Stück «Die Lüge» auf Schweizer Theaterbühnen. Isabelle: «Wenn wir spielen wollten, mussten wir das selbst in die Hand nehmen, das ganze unternehmerische Risiko tragen. Das taten wir zwei Mal und realisierten, dass es den Aufwand nicht wert war.»

Nun ist wieder eine neue Zeit angebrochen. «Gott sei Dank!», ruft Isabelle. Sie planen, ganz in Nizza zu bleiben. Ihre Zweitwohnung in Berlin haben sie aufgegeben, da sie diese zu wenig nutzten. Hans hat eben sein drittes Buch «Der Sonnendreher» beendet und schreibt bereits an einem neuen. Daneben ist er als Sprecher für Werbespots tätig und synchronisiert Filme und Serien. Isabelle hingegen hat das Handwerk für sich entdeckt. Sie töpfert nach Lust und Laune – keine Kunst, eher Gebrauchsgegenstände wie Geschirr oder Vasen. «Momentan kann ich zwar wegen Corona nicht in mein Atelier, in dem der Brennofen steht. Ich arbeite aber trotzdem daheim, zurzeit an einem Geschirr-Set – weiss mit blauem Wellenmuster.»

Beide fänden es schön, wenn ein Angebot von einem Theater, für einen Film oder eine Fernsehproduktion käme. Sie sind aber auch nicht traurig, wenn dem nicht so ist: «Ich bin 68. Es drängt mich nicht mehr so auf die Bühne», sagt Hans. Und auch Isabelle fügt an: «Ich bin bald im Rentenalter, da muss es nicht mehr sein.» Lieber reisen sie, geniessen ihre Ruhe, ihre Hobbys, Nizzas Charme. Gerne würden sie sich einen Hund zutun. In Lauenen hatte Isabelle zwei Katzen, die gewohnt waren, im Freien zu sein. «Ich konnte sie nicht mit in die Wohnung nehmen, wir sind hier im vierten Stock, und rundherum sind Strassen.» Lange Zeit kamen ihr die Tränen beim Gedanken an die Tiere, für die sie ein schönes neues Plätzchen mit Auslauf gefunden hat. «Es ist erstaunlich», sagt sie, «heute kann ich an alles denken, was in Lauenen passiert ist, ohne eine Krise zu bekommen.»

Nach all den schwierigen Jahren sind Hans Schenker und Isabelle von Siebenthal angekommen – bei sich und an einem Ort, der ihnen Frieden und Freude schenkt.