Neue Wege – nach dem grossen Leid

Zukunftsträume: Mit Ehemann Dani wollte die Sängerin eine Familie gründen, dann erst mal Vollblut-Mami sein. Doch die Sehnsucht nach einem Baby wurde ihr nicht erfüllt. Nun hat sie das Thema abgehakt, widmet sich dafür ganz der Musik – auf besondere Art!

Das herrliche Bergpa­norama in sich aufsaugen, die Füsse hoch­legen, einfach das süsse Nichtstun geniessen: Dazu lädt der Garten des Hotels Simmenhof in der Lenk BE geradezu ein. Sarah-Jane (35) und Ehemann Dani Sparn (34) tun genau das – aber nur kurz. «Wir müssen gleich ­wieder los­legen», erklärt die ­Sängerin, wirkt dabei aber kein bisschen enttäuscht. Und das ist kein Wunder!

Die beiden dürfen hier nach langer Zeit endlich wieder das tun, was sie so schmerzlich vermisst haben im letzten Jahr: Musik machen von morgens bis abends, gemeinsam mit einer ganzen Schar (negativ auf Corona getesteter) Menschen, die ihre Leidenschaft teilen. Zu verdanken haben sie dieses Glück – sich selbst! Vier Tage lang haben sie das Hotel für sich, um hier etwas ganz Besonderes auf die Beine zu stellen: Sie produzieren ein Showcase von Sarah-Jane, das am 3. Juli auf Tele Basel ausgestrahlt wird, später auch auf anderen Regionalsendern. Dani Sparn, der ihr Manager, Produzent der Show und musikalischer Leiter ist, erklärt: «Ende Woche werden wir in einer Sägerei, mit traumhafter Aussicht in die Berge, ein Live-Konzert aufnehmen. Wir zeigen aber nicht nur das, sondern gewähren auch einen Blick hinter die Kulissen.» Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen bei den Proben in der Hotelbar zusehen, es gibt Interviews und Einblicke, wie viel Arbeit hinter einem solchen Projekt steckt. Und das ist eine Menge! Zumal Sarah-Jane (aktuelle Single: «Dein Lied») mit einem 14-köpfigen Orchester mit Musikerinnen und Musikern aus der Schweiz, Österreich und Deutschland auf der Bühne steht. «Wir spielen 14 Songs, davon vier neue», erzählt sie. Und verrät voller Vorfreude: «Und wir nehmen sie auch auf: Es wird im Oktober unter dem Titel ‹Mit Herz und Soul› eine DVD und ein Live-­Album geben.»

Die Musik, die dank der Proben das Hotel erfüllt, ist beeindruckend. Volle Orchesterklänge – alle von Dani arrangiert – geben Sarah-Janes Liedern, etwa «Gefühle tanzen Samba», ein neues, pop-souliges Gewand. Und ihre Stimme glänzt nicht nur in diesen, sondern auch in Princes Welthit «Purple Rain». Kehrt sie etwa dem Schlager den Rücken? «Nein, der wird immer durch meine Adern fliessen», sagt die Baselbieterin, die kürzlich auch ihre eigene Musiksendung «Das will’i g’seh» präsentierte und mit dem Österreicher Manu Stix einen neuen Produzenten an ihrer Seite hat. «Ich habe Lust auf Neues. Ich stehe nun seit 18 Jahren auf der Bühne – mein halbes Leben lang –, und es ist der Wahnsinn, was ich alles erleben durfte. Und ich habe noch lange nicht genug, möchte in ein neues Musikerlebnis eintauchen, nochmals richtig loslegen. Klar, da war natürlich auch das Jahr 2019 ausschlaggebend, über das ja schon viel geschrieben wurde.»

Damals erlitt sie unter anderem zwei Fehlgeburten: Der Traum, bald Eltern zu werden, platzte damit gleich zweimal. Seit 2016 hätten sie es mit dem Kinder­kriegen versucht, wie sie in einer ruhigen Minute in der Hotel-Lobby erzählt. Aber es wollte nicht klappen, weshalb sie sich medizinische Hilfe holten. Sie spricht darüber ganz offen, will kein Tabu-Thema daraus machen. «Es geht ja vielen Paaren so. Ich möchte keine Hormonspritzen mehr haben. Manchmal frage ich mich, ob es nicht ein Fluch ist für uns Frauen, dass es heutzutage so viele Möglich­keiten gibt und dadurch ein Druck herrscht, dass es klappen sollte», sagt sie. «Wir hören auf damit: Das Thema ist für uns abgeschlossen. Wir sind gesund, haben zwei Hunde und ein ­tolles Projekt: Nun ist das unsere Erfüllung.» Natürlich würden sie – sollte es doch noch «einschlagen» – mit Freuden Ja zu einem Kind sagen, aber sie wolle diesem ewigen Hoffen in ihren Gedanken keinen Platz mehr geben. «Ich musste loslassen, sonst kann ich mich nicht auf Neues konzentrieren und dort alles geben. Nur das Universum weiss, wie es weitergeht.» Ihr Mann Dani sieht es genauso: «Sicher hätten wir gerne eine Familie – aber nicht um jeden Preis.»

Sie beide hat das noch enger zusammengeschweisst – genau wie das, was auf ihr persönliches Horror-­Jahr folgte: die Pandemie. Die abgesagten Konzerte von Sarah-­Jane, seinen Alpenraudis und weiteren Künstlern, die Dani mit seinem Unternehmen betreut, trafen sie hart. Ein Papierkrieg sei es gewesen, bis Ausfallentschädigungen – teils mit grosser Verspätung – eintrafen. «Manchmal hatte ich echt Angst, dass es meine Firma in drei Monaten nicht mehr gibt. Da musste mich Sarah einige Male aufbauen», erzählt er. «Für unsere Beziehung, das ist das einzig Positive, war ­Corona ein Geschenk. Wir hatten noch nie so viel Zeit füreinander.» Das Geheimnis ihrer Ehe? Un­abhängig voneinander sagen sie dasselbe: «Gegenseitige Wertschätzung, einander jeden Tag mit Respekt begegnen, sich auch Freiräume lassen.»

In diesen Tagen im Simmental sind diese allerdings spärlich gesät. Es geht Schlag auf Schlag: Als die Proben beendet sind, werden alle Instrumente und die Technik abgebaut, während in der nahegelegenen Sägerei alles für das Konzert hergerichtet wird. Vorfreude und gespannte Erwartung liegen in der Luft. Nervös, Sarah-Jane? «Es geht. Ich war vor allem brutal nervös, als wir hier angereist sind! Einige der Musiker kannte ich noch nicht und wusste nicht, wie die Zusammenarbeit ist. Mit einem Live-Orchester aufzutreten, ist ja auch nochmals anspruchsvoller, als wenn die Musik ‹ab Konserve› kommt. Zudem bin ich selbstkritisch und frage mich generell immer zweimal, ob das wirklich gut genug war», erklärt sie. Dani hat da gar keine Zweifel an seiner Frau. Sarah-Jane habe ein riesiges Potenzial in der Stimme, das sie auf diesem neuen musikalischen Weg noch besser zeigen könne. Mit der grossen Live-Band auf der Bühne sei sie in der Lage, in der Schweiz neue Massstäbe zu setzen.

Das Spektakel am nächsten Abend – der grosse Auftritt in der Sägerei – beweist, dass sie alles richtig gemacht haben. Am Ende sind alle Beteiligten zwar erschöpft, aber sehr glücklich! Sarah-Jane: «Es war grossartig! Und jetzt freue ich mich tatsächlich, mal die Füsse hochzulegen, daheim bei meinen Hunden. Und dann weiter Gas zu geben!»