Mutiger Neustart mit 57 Jahren

Eine Rückkehr von Cony Sutter auf die Bühne ist eher unwahrscheinlich. Sein Partner bangt um ihn und führt das Werk von Sutter & Pfändler nun allein fort. Eine grosse Herausforderung!

Keinen einzigen freien Tag hatte Peter Pfändler (57) seit vergangenem September. Im Leben des Comedians blieb kein Stein auf dem anderen. Nachdem sein Bühnenpartner Cony Sutter (60) im Frühling 2017 durch das Einsetzen eines Stents in ein Herzgefäss in eine Depression verfiel, folgte im Herbst auch noch die Schockdiagnose Lungenkrebs. Plötzlich musste Peter alles allein stemmen.

Seit 20 Jahren stehen Sutter & Pfändler erfolgreich zusammen auf der Bühne. Da wird weit vorausgeplant, viele Termine stehen schon bis Ende 2019, die Peter nicht einfach absagen wollte und konnte. Er hatte ja keine Ahnung, ob und wann sein Freund und Partner zurückkommen würde. Als der Weihnachtszirkus «Salto Natale» näherrückte, bei dem Sutter & Pfändler seit drei Jahren das Rahmenprogramm bestreiten, wurde Peter klar, dass er das ohne Cony würde machen müssen. «Ich bin Rolf Knie ewig dankbar, dass er mir die Chance gab, solo aufzutreten – mir das zutraute», sagt er. Völlig überwältigt sei er von den Reaktionen gewesen. «Ich musste unsere Zwei-Mann-Comedy in Rekordzeit umschreiben und hatte keinerlei Erfahrung, ob ich allein funktioniere. Als ich die vielen positiven Kommentare las, fiel ich aus allen Wolken.»

Im Januar ging Cony in eine Bestrahlungstherapie. Seither hat Peter nicht mehr viel von ihm gehört. «Cony redet nur sehr wenig über seinen Krebs. Das macht es schwierig, dass er vieles für sich behält.» Peter und ihr Manager hatten stets alles für Cony offen gehalten, damit er jederzeit einsteigen kann, wenn er bereit ist. Dieses Jahr wollten Sutter & Pfändler ihr 20-Jahre-Jubiläum mit einer neuen Tour feiern. «Ich dachte, dass er dann wieder hier ist.» Ebenfalls geplant war, dass Cony bis dahin an Gala-Shows mit auftritt, um nicht aus der Routine zu fallen. Peter schrieb ständig zweigleisig: Sketches für Auftritte zu zweit und solche, die auch ohne Cony funktionieren. «Wir hofften mit ihm zusammen auf eine schnelle Genesung. Als dann aber der Tag da war, an dem Cony wieder dabei sein sollte, ging es leider doch nicht. Irgendwann mussten wir einsehen, dass unsere Hoffnungen sich nicht erfüllten. Cony kann im Moment nicht mit Druck umgehen.» Die Pause von Sutter & Pfändler ist nun auf unbeschränkte Zeit angesetzt.

Peter musste den Kunden, die das Duo für ihre Galas gebucht hatten, als Ersatz sich selbst anbieten. «Sie gingen alle darauf ein. Sie vertrauten mir, dass ich wie gewohnt alles geben würde. Und es hat geklappt.» Ihm blieb nichts anderes übrig, als allein weiterzumachen. Seit seinem Erfolg bei «Salto Natale» traut er sich zu, das zu schaffen. Sein Pensum ist immens: Er tourt mit anderen Comedians als «Comedy Club 18» in «Das Zelt» bis Ende Jahr durch die Schweiz. Im Sommer spielt er sechs Wochen täglich bei den Karl-May-Freilichtspielen den Bösewicht in «Winnetou II». Zudem schreibt er an seinem ersten Soloprogramm «Fadegrad und ungeschminkt», mit dem er ab November auf Tour geht. «Ich muss dafür total umdenken. Die Nummern, die bei Sutter & Pfändler funktionierten, kommen solo nicht immer an. Und mir fehlt der Sparringpartner, mit dem zusammen ich Ideen entwickeln kann. Trotzdem macht es mir unglaublich Spass, mein Solo-Programm zu entwickeln und damit viele Fans zu begeistern.» Zu wissen, dass es Cony aber in der gleichen Zeit schlecht geht, sei frustrierend. «Es macht einen wütend, dass man so hilflos ist.»

Es ist eine grosse Herausforderung, mit 57 Jahren nochmals alles umzukrempeln. «Ohne meine Frau Sabine wäre das alles gar nicht möglich! Ihre Flexibilität ist aussergewöhnlich, gerade in der aktuellen Situation.» Peter wurde nämlich eben zum zweiten Mal Papa! Am 8. März kam sein Sohn Lio zur Welt. «Dass ich jetzt noch Vater werde, ist ein Bekenntnis zum Leben und zur Liebe. Für mich gibt es noch zwei heilige Sachen auf der Welt: die Ehe, die aus Liebe und dem Wunsch nach einer Familie geschlossen wird. Und die Geburt. Dieses Wunder wollte ich mir nicht zerstören lassen durch die Maschinen, die dir heute schon alles im Voraus über das ungeborene Kind sagen können. Ich wusste bis zur Geburt nicht, was mich erwartet.» In diesem Jahr der Veränderungen wird es wohl noch einiges Unerwartetes geben. Peter geht es pragmatisch an – und mit Humor.

Samschtig-Jass ade

Sie waren seit 2006 die Trumpfkarte zum Ausklang des «Samschtig-Jass»: die Bauern Hösli & Sturzenegger (Sutter & Pfändler). Als bei Cony Sutter Lungenkrebs diagnostiziert wurde, waren die Sketches für den «Samschtig-Jass» bis Ende Februar 2018 vorgedreht. Nun liegt kein Material mehr in der Schublade, die TV-Zuschauer müssen auf die Comedians verzichten.