Tief bewegt – und voller Bewunderung

Die TV-Frau könnte nicht glücklicher sein – sowohl privat mit ihrem Mann und den Söhnen wie auch im Job. Beruflich erlebte sie nun eine Katastrophe, die ihr sehr naheging.

Köfferchen packen, und los geht es! Mona Vetsch (41) reist wieder durch die Welt  – und nimmt uns mit. In der «DOK»-Reihe «Auf und davon Spezial» (freitags, 21 Uhr, SRF 1) besucht sie Familien, die vom TV begleitet einst die Heimat verliessen und den Sprung in ein neues Leben wagten. Jeweils rund vier Tage verbrachte die Moderatorin unter anderem in Bali, Amerika und Kambodscha und kehrte jedes Mal beeindruckt zurück. Am tiefsten bewegt jedoch aus Italien, wo sich ein Drama abgespielt hatte: Bei ihrem ersten Besuch traf sie bei Anja Kinsky und Claude Wegmann eine Idylle an, beim zweiten hatten die verheerenden Erdbeben diese zerstört.

GlücksPost: Wie war es für Sie, als Sie von den Beben hörten?

Mona Vetsch: Ich war schon schockiert, erlebte es intensiver mit, als es sonst wohl gewesen wäre. Sofort habe ich nachgeschaut, wie weit das Epizentrum von ihrem Zuhause entfernt ist, ob sie sich auf Facebook gemeldet haben.

Sie sind nach den Beben nach Italien gereist. Wie war es?

Gespenstisch: Der Schutt liegt noch auf der Strasse, Autos unter Trümmern, in den Häusern sieht man Möbel und Kleider an Haken, aber die Leute sind alle weg – eine verlassene Szenerie.

Und wie erging es dem Hab und Gut der Auswanderer?

Im Umbau ihres Agriturismos steckte so viel Herzblut. Als wir das erste Mal da waren, ging es gerade an die Abschlussarbeiten, ich hatte noch geholfen. Nach dem Beben und einem Nachbeben war die Scheune eingestürzt, das Heu für die Tiere darunter begraben, ins Haus durften sie nicht mehr.  Seither leben sie im Wohnwagen. Und sie hatten in diesem Winter  zudem eine Rekordmenge Schnee.

Wie haben die beiden es verkraftet?

Wir sind, zugegeben, mit einem flauen Gefühl im Bauch heruntergefahren – und waren völlig überrascht, wie positiv sie geblieben sind. Verzweifeln ist für sie keine Option, sie haben so viel zu tun, müssen sich um die Tiere kümmern. Sie kämpfen, wollen aber trotzdem nicht zurück, es sei ihre neue Heimat. Bewundernswert!

Auch ohne Katastrophen braucht Auswandern Mut. Hätten Sie ihn?

Nie! Wobei, man soll ja nichts ausschliessen, aber ich habe das Bedürfnis nicht: Es gibt weder ein Land, in dem ich unbedingt leben möchte, noch etwas, das mich an der Schweiz extrem stört. Und ich sehe ja, mit welchen Schwierigkeiten sich Auswanderer herumschlagen. Andererseits – auch das erlebe ich – gibt dir ein neues Land die Chance zu überdenken, was Glück und Lebensqualität für dich bedeuten, individueller zu entscheiden, was dir wichtig ist.

Was bedeutet Glück für Sie?

(Sie überlegt) Dass es wenig Routine gibt bei dem, was ich mache. Ich bin zwar ernsthaft bei der Sache, aber dennoch ist immer etwas Spielerisches dabei, Kreativität. Ich bin total glücklich – mit meinem Job und im Privaten, worauf sich Glück am Ende ja reduziert. Familiär könnte es mir kaum besser gehen.

Ihr Familie, das sind Ihr Mann, sein Sohn aus früherer Beziehung sowie Ihre gemeinsamen Buben: Dimitri und Antonin, sieben und fünf Jahre alt. Vermissen Ihre Söhne Sie, wenn Sie auf Reisen sind?

Ich denke nicht. Dadurch, dass ich und mein Mann uns die Familienarbeit zu gleichen Teilen aufteilen, sind sie es gewohnt, dass entweder Mami oder Papi daheim ist, das ist für sie normal. Für mich ist es schön, dass ich mir da keine Sorgen machen muss.

Verstehen Ihre Kinder, was Sie beruflich machen?

Sie verstehen vor allem, dass es ein Mitbringsel gibt, wenn ich zurück bin, sie haben Fussball-Shirts von überall her. (Sie lacht) Im Ernst: Mittlerweile verstehen sie es, und wir schauen immer, wo ich hingehe, über welche Länder ich fliege, welche Tiere dort leben.

Gibt es privat grössere Reisepläne?

Nein, die Kehrseite meines Jobs ist, dass ich gerne daheim bleibe. Und nicht nur ich: Auch die Kinder haben kein Bedürfnis nach weiten Reisen. Sie sind glücklich, wenn Action ist, spielen lieber draussen Fussball als zwei Wochen in einem Resort zu sitzen.

Haben Sie persönlich trotzdem noch Wunschziele?

Japan oder die Azoren, die ich nur aus den Wetterprognosen kenne wegen des Azorenhochs. Auch Osteuropa zu entdecken, wäre toll, wenn ich mal ganz viel Zeit habe: Das Leben in einen Bus schmeissen und dann los.

Also doch noch auswandern?

Nein, nein. Weggehen ist toll – wenn ich weiss, dass ich wieder nach Hause komme!