«Mit positiver Einstellung durchs Leben»

Die Auswirkungen von Corona bekommt auch die Jasskönigin zu spüren. Alle Mode­rations-Jobs und Jassferien wurden abgesagt. Doch die Powerfrau nutzte die arbeitsfreie Zeit: Zusammen mit ihrem Mann Reto baute sie ein altes Bauernhaus in ein gemütliches Daheim um.

Noch ist der Vorplatz eine grosse Baustelle: sehr schmutzig, und der Weg zur Haustüre führt über ein paar Holzbretter. Der Innenumbau des alten Bauernhauses ist aber so weit abgeschlossen, sodass Monika Fasnacht (56) und ihr Mann Reto May (50) vor ein paar Wochen ihr neues Zuhause beziehen konnten. Im zürcherischen Wildberg freut man sich über die prominenten Zu­züger. Es habe sich im Dorf rasch herumgesprochen, wer das über Jahre leer stehende Gebäude erworben habe, erzählt die Jass­expertin. «Für den Hauskauf sprach in erster Linie, dass es ­genug Platz für Retos zahlreiche Maschinen und eine grosse Werkstatt gibt, auch wenn es für uns beide eigentlich viel zu gross ist», stellt sie fest und lacht.

Kurz vor dem coronabedingten Lockdown im Frühjahr begannen die ersten Verkaufsverhandlungen, im Mai war das Paar Haus­besitzer. «Auch wenn es sich seltsam anhört, aber Covid-19 war für uns eigentlich ein Glücksfall. Ein Umbau in nützlicher Frist wäre sonst nicht möglich gewesen», weiss Monika Fasnacht. Durch die Absage der vielen Jasswochen hatte sie plötzlich viel Zeit. Ebenso ihr Mann, der als Kantonspolizist bei seinem Arbeitgeber längst die Ferienplanung eingegeben hatte und keinen Rückzieher machen konnte. So übernahm das Paar die Bauführung selber und arbeitete von morgens bis abends hart auf der eigenen Baustelle. Er habe eine neue, bisher unbekannte Seite von Moni kennengelernt. «Sie war sich nie für etwas zu schade, wurde dreckig, war verschwitzt und hat sich körperlich unglaublich reingeschmissen. Das habe ich von ihr so nicht gekannt», lobt Reto May. Dafür gehöre ihr sein grösster Respekt.

Über dieses Kompliment freut sich seine Frau natürlich sehr. Früher habe sie alles Handwerk­liche ihrem Mann überlassen. Sie hätte nie gedacht, dass sie mal lerne, mit dem Bagger zu fahren oder mit einer benzinbetriebenen Motorsäge umzugehen. «Aber es hat mega Spass gemacht!» Sie hätten es sich auch gar nicht leisten können, für alles Handwerker zu engagieren, das wäre finanziell ein Desaster geworden, gesteht sie. Dankbar fährt sie fort: «Wenn ich jetzt sehe, was wir beide zusammen geschafft haben, so bin ich sehr stolz darauf.» Reto nickt zustimmend. Wie der neue Wohntraum aussieht, behält das Paar ­allerdings für sich und verzichtet auf Fotos.

Mit Ausnahme des traditionellen Samstagmorgen-Treffs auf dem benachbarten Bilghof, bei dem das Paar mit Bauer Willy Furrer und seiner Familie über Gott und die Welt diskutierte, drehte sich rund um die Uhr alles um den Umbau. Auch die gemeinsamen Hundespaziergänge mit Filou, eigentlich ein Ritual, blieben auf der Strecke. Meistens sei sie mit Filou alleine unterwegs gewesen. «Er ist jetzt zwölf Jahre alt, und ich merke, dass er ein Oldie wird. Aber na­türlich braucht er weiterhin Be­wegung und Auslauf», sagt die ausgebildete Hundetrainerin. Auch ein Tierleben dauere nur eine beschränkte Zeit, aber sie wisse schon jetzt, dass es sie «durchschütteln» werde, wenn Filous Ende nahe. Der Mischlingshund ist Monikas treuester Wegbegleiter, seit er ein Welpe war. «Am liebsten wäre es mir, wenn er plötzlich einfach umfallen würde oder aber dass ich rechtzeitig spüre, wenn es ihm nicht mehr gut geht. Er kann sich ja nicht mit­teilen», sagt sie und seufzt leise. Monika Fasnacht hält einen Moment inne und atmet tief durch. Sie möchte im Moment nicht daran denken, weiss aber, dass Filous Zeit absehbar ist und sie sich damit auseinandersetzen muss. Sie fände es schön, mit Hilfe von Filou einen neuen Vierbeiner zu finden, doch da mache ihr Mann nicht mit. «Reto und ich sind bei diesem Thema ausnahmsweise völlig gegensätzlicher Meinung», stellt Monika Fasnacht traurig fest. Seit dem Lockdown haben wir fast immer 24 Stunden zusammen verbracht und uns nie gestritten», ergänzt sie. «Was mit einem Hund geht, ist mit zwei Hunden nicht mehr möglich. Man stelle sich nur vor, mit zwei Hunden in eine Jasswoche zu verreisen, da weigere ich mich», stellt Reto May nüchtern fest. Wenn Filou irgendwann nicht mehr da sei, dann könne man sich gerne damit befassen, wieder einen Hund anzuschaffen.

Aufgrund der Corona-Pandemie sind momentan aber auch Jass­ferien mit nur einem Hund kein Thema. Leider mussten dieses Jahr auch alle GlücksPost-Jasswochen abgesagt werden (Termine 2021 unter www.monikafasnacht.ch), ebenso ist die TV-Sendung «TopJass» vorerst auf Eis gelegt. «Mir fehlt nicht nur das Jassen an sich, sondern ich vermisse die sozialen Kontakte und das gesel­lige Zusammensein. Es ist jedoch wichtig, dass wir uns alle konsequent an die Regeln des BAGs halten», weiss die Jass­expertin. Sie stelle die Gesundheit und das Wohl der Jassfans über den Wunsch, wieder Geld zu verdienen.

Natürlich leide sie unter den finanziellen Einbussen. «Ich bekomme gerade einmal 96 Franken pro Tag Erwerbsersatz. Da kann sich jeder ausrechnen, dass man davon nicht leben kann. Wenn ich Reto nicht hätte, wäre meine Situation jetzt wesentlich schwieriger, das gebe ich zu.» Glücklicherweise habe sie in den letzten Jahren aber nie über die Stränge gehauen und auch viel gespart, erzählt sie. Es gebe Situationen, die könne man nicht ändern. Sie sei der Meinung, dass man aus allem immer das Beste machen soll. Ohne Corona hätten Reto und sie ihr neues Haus nicht umbauen können. Sie lacht glücklich und sagt: «Ich habe meine positive Lebenseinstellung nicht verloren, schaue vorwärts in die Zukunft. Ich habe von den Tieren gelernt, im Hier und Jetzt zu leben.»