«Mit meiner Anita bin ich endlich zur Ruhe gekommen»

Im nächsten Januar feiert er seinen 80. Geburtstag. Grund genug für den Unter­nehmer, Multimillionär, Olympia­sieger und Schau­spieler, sein altes Leben hinter sich zu lassen. Die GlücksPost hat den gebürtigen Thurgauer an seinem Zweit-Wohnsitz auf Gran Canaria besucht.

Hans «Hausi» Leutenegger (79) ist im Grunde seines Herzens ganz anders, als ihn die Öffentlichkeit kennt. Da ist er der Mann für alle: Taucht er irgendwo auf, wird er sofort von den Menschen umringt, angesprochen und gelobt. Kaum jemandem käme es in den Sinn, Hausi zu siezen. Er ist Volksgut, er gehört den Schweizern, die Menschen sehen ihn als einen der ihren.

Das ist die eine Seite von Hausi. Wer aber ist der wahre Hans Leutenegger aus Bichelsee TG? «Ich bin und mag kein Cervelat-Promi sein», sagt Leutenegger. In diesem Moment ist der lustige Hausi, der Mann der Massen, ganz ernst. «Wer wie ich aus dem Nichts ein Millionenvermögen geschaffen und angehäuft hat, ist nicht einer von jenen, die dank 15 Minuten Berühmtheit kurzfristig ein Begriff sind, dann schnell wieder in der Versenkung veschwinden. Mit solchen Leuten kann man mich nicht vergleichen.» Was kaum jemand ausser den Menschen in seinem engsten Umfeld weiss: Der erfolgreiche Geschäftsmann hatte im Verlauf seiner langen Business-Karriere manch schlaflose Nacht erlebt. «Oft war die Sorge um meine Mitarbeiter im Ausland schrecklich. Ich verlor acht Leute, die auf den Baustellen tödlich verunglückten.» Als Firmenchef lag es an ihm, den Familien die Todesnachrichten zu überbringen. «Das war für mich das Grausamste, was ich je machen musste. Dagegen waren Verluste von einer halben Million, wenn mal ein Kunde nicht mehr zahlen konnte, nichts. Geärgert freilich hat mich das trotzdem.»

Doch jetzt ist der Firmengründer frei, hat sein Geschäft an CEO Urs Vögele (58) («Oberst und sehr sprachbegabt»), an seinen Sohn Jean-Claude (51) und an seinen Schwiegersohn Jean-Paul, Ehemann seiner Tochter Corinne, übergeben. Leutenegger: «Ich konnte loslassen, was für mich zuerst ein schwerer Entscheid war. Doch die Verantwortung für tausend Leute abzugeben und ohne tägliche Belastung zu leben, hat sich gelohnt. Ich kann nun abends beruhigt schlafen. Für die paar Jährchen, die mir noch bleiben, ist dies das Beste.»

Wie steht es mit 79 Jahren um seine Gesundheit? «Ohne Fleiss kein Preis», sagt er. «Ich bewege mich jeden Tag, sobald ich aus dem Bett steige. Ich achte auf mein Gewicht, darf nie mehr als 94 Kilos wiegen. Ich trinke zwar Alkohol, aber mässig.» Er wohne offiziell an drei Orten: in Rolle VD, in Freienbach SZ sowie auf Gran Canaria. «Und überall gibt es eine Sauna, die ich täglich benütze.» Er ist auch begeisterter «Gümmeler», ein Velofreak, radelt pro Jahr im Minimum 3000 Kilometer, seit 35 Jahren mit den immer gleichen Leuten. «Das sind Freundschaften, die man sonst kaum findet.»

Seine Familie steht für Hans Leutenegger an erster Stelle. Vor allem seine zweite Frau Anita (64) ist für ihn das Ein und Alles. «Ich werde nirgends mehr hinreisen ohne Anita. Durch sie bin ich zur Ruhe gekommen. Wir geniessen unsere Zweisamkeit, wo immer wir sind. Etwas Besseres als Anita hätte mir nicht passieren können.» Sagt es und drückt der sanften Blondine ein zartes Küsschen auf die Wange. Eigene Enkel blieben ihm leider versagt. Sohn Jean-Claude hat sich zwar kürzlich mit der schönen Französin Laurence (46) verlobt. Aber deren biologische Uhr tickt.

«Mehr als ich kann man kaum erreichen», zieht Leutenegger Bilanz. Seine Familie und seine engsten Freunde seien stolz auf ihn und seine Erfolge. «Die Welschen waren nie eifersüchtig. Viele Deutschschweizer hingegen haben stets auf meinen Absturz gewartet.» Leutenegger lacht entspannt. «Aber jetzt ist es zu spät. Ich bin pensioniert, es kann also nichts mehr passieren.»

Hat sich Hausi auch schon Gedanken über den Tod gemacht? «Den Tod überlasse ich dem dort oben», sagt der gläubige Katholik, der jeden Sonntag in die Kirche geht. «Ich glaube an die Wiederauferstehung. Aber auch, dass wir uns dereinst vor dem Jüngsten Gericht verantworten müssen.» Die schlimmste Sünde sei der Geiz. Das jedenfalls könne man ihm nie nachsagen. Hans Leutenegger möchte einmal in Rolle beerdigt werden. Was soll einst auf seinem Grabstein stehen? Er lacht. «Vielleicht das: ‹Er war ein bisschen verrückt, aber der Erfolg an allen Fronten gab ihm recht.›»