«Mit Kind hat sich alles verändert »

Nach ihrem Mutterschutz kommt die Basler Sängerin mit neuer Musik zurück – und spricht im Interview offen über ihr verändertes ­Leben, ihr neues Körpergefühl und das Frausein.

Von Aurelia Robles

Anna Rossinelli (36) schüttelt etwas an ihrer Jeans-Bluse. Es ist einer der letzten heissen Sommertage, selbst im Schatten weht kein Lüftchen. Zudem sei sie etwas müde. «Mit einem Baby schläft man nicht mehr so viel», sagt sie lachend. Vor sechs Monaten ist die Sängerin Mutter geworden, zudem ist soeben ihr sechstes Album, «Mother», erschienen. 

GlücksPost: Anna Rossinelli, Ihr neues Album heisst «Mother». Ist Ihr eigener Nachwuchs Grund dafür?

Anna Rossinelli: Jein, denn als ich das Lied «Mother» für meine Mutter geschrieben habe, war ich noch nicht schwanger. Und als Band wollten wir sowieso zurück zu unseren Wurzeln, dorthin, wo wir hergekommen sind, nämlich zur Strassenmusik. Wurzeln bedeuten nämlich auch Eltern, Familienerlebnisse, Kindheit. Erst als ich wusste, dass ich ein Kind erwarte, wollte ich das Album «Mother» nennen, weil sich dadurch der Kreis schloss. 

Wie ist es nun, dass sich Ihre Welt neu um Ihr Kind dreht?

Es ist herrlich und total okay! Seither hat sich alles verändert. Arbeit, Partnerschaft und Kind so unter einen Hut zu kriegen, dass alle zufrieden sind, das benötigt Organisationstalent. Natürlich habe ich jetzt weniger Zeit für mich. Alleinsein bekommt einen ganz anderen Stellenwert, wenn man ein Kind hat. 

Ihre beiden Bandkollegen Georg und Manuel sind ebenfalls Eltern. 

Ja, wir können nun eine Kita aufmachen. Uns als Eltern zu sehen, ist herzig. Aber wir haben es bisher noch nie geschafft, uns mit allen vier Kindern zu treffen.

Haben Ihre Bandkollegen als Väter mehr Freiheiten als Sie als Mutter? 

Mit dem Stillen habe ich am Anfang schon mehr Stress gehabt als sie. Ein Mann kann schnell mal zwei Tage irgendwohin, kehrt schneller ins Berufsleben zurück. Mir persönlich war es wichtig zu stillen, und das Baby hat zu Beginn alle drei Stunden Hunger, was zeitlich einschränkt. Aber dennoch ist Arbeiten möglich. Und bald geht mein Baby in die Kita und hat ausser mir weitere Bezugspersonen. Ich weiss, dass sie nicht nur bei mir glücklich ist. Aber ich will sie auch nicht immer abgeben, sondern auch bei ihr sein. 

Den Song «Mother» haben Sie wie ­erwähnt Ihrer Mutter gewidmet. «Daddy isn’t home» handelt von Ihrem Vater, der verstarb, als Sie sechs Jahre alt waren. Verspüren Sie Verlustängste?

Natürlich fliegt der Gedanke manchmal durch meinen Kopf, aber ich habe keine Angst, dass ich auf einmal alleinerziehend werden könnte. Diese Angst bringt mir nichts. Ich bin mehr dankbar dafür, dass ich einen Partner habe, mit dem ich ein Kind grossziehen darf. Ich kann mir jetzt vorstellen, wie es für meine Mutter gewesen sein muss, alleine zu sein mit zwei Kindern, niemanden zu haben, der mitdenkt und mithilft.