Mit ihrem geliebten Dädi im Himmel vereint

Die Volksmusik-Szene trauert um die Tochter von Jodellegende Ruedi Rymann («Schacher Seppli»): Sie und ihr Ehemann Peter starben bei einem tragischen Unfall. GP-Redaktorin Doris ­Zimmermann war mit ihnen freundschaftlich verbunden und erinnert sich.

Immer und immer wieder lese ich die Schlagzeile auf «Blick online»: «Tochter von ‹Schacher-Seppli› stirbt bei Crash». Ich kann, ja will diese schreckliche Nachricht eigentlich nicht glauben, weiss aber zugleich, dass sie stimmt. Fassungslos sitze ich da, die Welt steht für einen Moment still.

In den kommenden Stunden und Tagen kreisen meine Gedanken oft um Annemarie Berchtold-Rymann (†) und ihre Familie. Noch vor ein paar Wochen habe ich sie und ihre Schwester Silvia getroffen. Es war ein trauriger Anlass: Die beiden Jodlerinnen haben sich extra Zeit genommen, um bei der Beerdigung meines Vaters in der Kirche zu singen. Er hat ihre wundervollen Stimmen geliebt. Wir haben uns beim Abschied umarmt, und Annemarie sagte: «Miär gsehnd üs.» Nun werde ich Annemarie nie mehr wiedersehen. Dieser Gedanke macht unendlich traurig.

Seit vielen Jahren bin ich freundschaftlich mit den Geschwistern Rymann verbunden. Annemarie und ihre jüngere Schwester Silvia singen seit über 35 Jahren gemeinsam, viele Jahre davon mit ihrem Vater Ruedi Rymann. Sie haben sich für ihren Dädi gefreut, als er 2007 mit dem «Schacher Seppli» als Sieger der TV-Sendung «Die grössten Schweizer Hits» hervorging. Nach seinem Tod im September 2008 Jahren traten die Schwestern zusammen mit ihrem jüngsten Bruder Peter zu dritt sein musika­lisches Erbe an. Die GlücksPost hat das Trio regelmässig für Events engagiert, so auch für zwei volkstümliche Flusskreuzfahrten. Die sportliche und reisefreudige Annemarie genoss es, unterwegs zu sein, vor ­allem, wenn ihr Mann sie begleiten konnte, was nicht immer möglich war.

Als Kantonspolizist in Ob­walden und passionierter Jäger war ­Peter (†) vielbeschäftigt. Die Eltern zweier erwachsener Kinder aus Giswil OW teilten eine gemein­same Leidenschaft: das Motorradfahren. Sie liebten es, auf ihrer Maschine über Pass­strassen zu fahren. Dieses Hobby wurde nun zu ihrem Schicksal und riss das Paar gemeinsam mitten aus dem Leben.

Im August des letzten Jahres traf ich die Geschwister Rymann in ihrem Heimatdorf Giswil für eine Reportage im Vorfeld des zehnten Todestages ihres berühmten Vaters. Annemarie erzählte mir, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sei. Der Job in der Cafeteria eines Altersheims mache ihr grossen Spass. Im Jodlerklub nehme sie es nun allerdings etwas relaxter und sei weniger aktiv. Dafür singe sie neu in einem klassischen Chor in Luzern, was ihr sehr gefalle. Sie verriet, dass sie und Silvia sich sehr ähnlich seien. Sie würden gleich ticken und doch seien sie verschieden. Es sei wichtig, dass man aufs andere eingehe und Rücksicht aufeinander nehme.

Eine besonders intensive Zeit durfte ich mit den Geschwistern Rymann im vergangenen Dezember verbringen. Sie waren Teil meiner von mir privat organisierten Kirchen-Tournee «Schwiizer Wiehnacht». Die Proben wie auch die sechs Konzerte – die Wartezeit davor und das Gesellige danach – waren geprägt von ganz viel Herzlichkeit und Harmonie. Nie in all den 17 Jahren davor habe ich das je so erlebt. Es war mit ein grosser Verdienst von Anne­marie und ihren Geschwistern.

Ich bin dankbar für die Momente, die ich mit der fröhlichen, stets ­gutgelaunten und liebenswerten ­Annemarie verbringen durfte. Der Gedanke, dass die zwei grossartigen Stimmen von Silvia und ihrer Schwester nun nie mehr zusammen erklingen werden, tut weh. In den letzten Tagen habe ich mehrmals ihr berührendes Lied «E Ängel» angehört und mir dabei gewünscht, dass Annemarie nun als Engel mit ihrem Dädi im Himmel vereint ist.   

Tragödie

Annemarie († 54) und Peter († 59) Berchtold-Rymann verbrachten ihre Ferien auf Sardinien (Italien). Laut Polizeibericht kollidierte ihr Motorrad am Mittwoch mit einem entgegenkommenden Auto. Fahrer Peter verstarb noch auf der Unfallstelle, Annemarie erlag wenig später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Der Autofahrer überlebte mit ein paar Knochenbrüchen. Die genauen Umstände des tragischen Unfalls werden von der Polizei weiter abgeklärt.