«Mit diesem Film erfülle ich den Wunsch meiner Lia»

Für Kinder hat der in Hollywood erfolgreiche Schweizer Regisseur bisher nichts gedreht. Dank seiner neun Jahre alten Tochter hat sich dies nun geändert.

Ein unglücklicher Familienvater am Tiefpunkt seines Daseins steht im Mittelpunkt von «Christopher Robin», dem neuen Film von Marc Forster (48). Als Kind erlebte dieser mit seinen Fantasie-Figuren herrliche Abenteuer, doch nun ist er erwachsen geworden.

«Christopher Robin ist ein verheirateter Mann, der am Arbeitsplatz unter starkem Druck steht und kaum noch Zeit für die Familie hat», erzählt der Sohn eines Deutschen und einer Schweizerin im Gespräch mit der GlücksPost. «Also beschliesst er, sein inneres Kind wiederzuentdecken, das unter all dem Stress begraben liegt. Und so kommen seine einstigen Freunde animatorisch ins Spiel – der Bär Winnie Puuh, der Esel I-Aah, Ferkel Piglet und all die anderen bekannten Figuren.»

Diese Handlung um Christopher Robin ist frei erfunden, er war aber Vorbild für die literarische Figur des Christopher in den Winnie-Puuh-Büchern von A.A. Milne. «Dessen Geschichten haben etwas Zeitloses an sich», erklärt Forster. «Teddybären sind nie aus der Mode gekommen. Und obwohl Winnie laut Milne ein Bär mit beschränktem Verstand ist, gibt er Weisheiten von sich, die ans Philosophische grenzen.»

Was hat den Regisseur, zu dessen Erfolgen der Bond-Film «Ein Quantum Trost» und «World War Z» mit Brad Pitt zählen, speziell an diesem Projekt gereizt? «Seit ‹Wenn Träume fliegen lernen› von 2004 habe ich nach neuem Stoff gesucht, in dem magischer Realismus steckt.» Und fündig sei er geworden, als er das Drehbuch für «Christopher Robin» zu lesen bekam.

«Ausschlaggebend war letztendlich aber meine Tochter Lia. Sie sagte plötzlich zu mir: ‹Papa, wann machst du endlich mal einen Film für mich? Deine Filme sind immer so düster und für Erwachsene.› Welcher Vater kann sich einer solchen Bitte entziehen?» Aber niemand solle jetzt denken, dass es ein reiner Kinderfilm sei. «Es ist ein Film für die ganze Familie, an dem auch Erwachsene ihren Spass haben werden.»

Inwieweit hat sich sein Leben verändert, seit seine Tochter vor neun Jahren zur Welt kam? «Ich bemühe mich jetzt, ein besserer Mensch zu sein. Durch Lia habe ich gelernt, was Liebe und Verantwortung bedeuten. Als ich noch kinderlos war, war ich wesentlich egoistischer als heute, doch jetzt denke ich mehr an sie als an mich.»

Für die Hauptrolle ist mit Ewan McGregor (47) ein alter Bekannter von Marc Forster besetzt. «Ich habe vor 13 Jahren den Film ‹Stay› mit ihm gemacht, und seitdem sind wir befreundet. Als ich ihn fragte, ob er Christopher Robin sein wolle, war er sofort dafür», erklärt er.

«Ich wusste, dass er richtig für die Rolle war, denn sein jungenhaftes Gesicht zeigt, dass er sich das Kind im Manne bewahrt hat. Wie sich herausstellte, war es auch gut für sein Seelenheil.» Der Schauspieler hatte sich während der Dreharbeiten von seiner Frau getrennt. «Es war eine schwierige Zeit für ihn. Seine eigene Tochter hatte sich öffentlich gegen ihn gestellt, was ihm sehr wehtat. Doch sein Zusammenspiel mit Winnie und den anderen Figuren zauberte immer wieder ein Lächeln auf sein Gesicht. Auch ich hatte während dieser Zeit mit ein paar Problemen zu kämpfen, und mir ging es genauso.»

Mit Ewan McGregor spannt er auch für seinen nächsten Film zusammen. «Ich drehe das Remake der Fernandel-Komödie ‹Ich und die Kuh› aus dem Jahr 1959. Ewan spielt einen Soldaten, der mit Hilfe einer Kuh aus einem Kriegsgefangenenlager ausbricht. Das fand ich sofort unwiderstehlich, denn zu Kühen habe ich eine besondere Beziehung, da ich in den Schweizer Bergen in Davos aufgewachsen bin!»

Forster scheint sich also auch weiterhin nicht viel Ruhe zu gönnen. «Nach Beendigung der Dreharbeiten zu ‹Christopher Robin› habe ich zwar eine Woche Ferien gemacht, aber dann musste ich schon wieder ins Studio für die Nachproduktion mit Schnitt und Vertonen, und das sieben Tage die Woche», erzählt er. «Ich liebe meinen Job, aber ich hasse es, dass er mich oft lange von meinen Lieben weghält. So gesehen, könnte die Story von Christopher Robin auch meine sein!»