«Mit der Zeit wird man ­demütig und dankbarer»

Viel Gefühl in ihrer neuen Sendung: Drei Paare haben nach schweren Zeiten ihr Glück gefunden. Das kennt die Bernerin im kleineren Rahmen ebenfalls.

Es liegt Liebe in der Luft – und ein kleiner Hauch Kampfgeist! Am 22. Oktober präsentiert Nicole Berchtold (44) auf SRF 1 «Jaaa! Die Sendung mit Herz» (siehe Box). Drei ganz unterschiedliche Paare gewähren darin Einblicke in ihre Beziehung und stellen sich Herausforderungen. Die Jury – bestehend aus der Moderatorin, Dragqueen Paprika (25) und Sänger Stress (45) – kürt die Gewinner. Und darf diesen 20 000 Franken für ihre Hochzeit überreichen.

GlücksPost: Der Titel Ihrer neuen Sendung verspricht einen kuscheligen Fernsehabend. Was dürfen die Zuschauerinnen und Zuschauer denn erwarten?

Nicole Berchtold: Es wird vor allem extrem emotional! Wenn ich da an die Dreharbeiten auf dem Wasserschloss Wyher denke … Es war sehr intensiv. Wir hatten also alle mal feuchte Augen. Einmal sah ich aus den Augenwinkeln, dass sogar die Aufnahmeleiterin sich Tränen aus den Augen wischte. Da dachte ich mir echt: «Gopferteli, das passiert auch nicht alle Tage!» (Sie schmunzelt.)

Was war denn so berührend?

Es klingt vielleicht kitschig – aber wie diese drei Paare von der ersten Sekunde an ihre Herzen geöffnet haben. Das erlebt man auch nicht so oft: Wir, also die Jury, haben auf sehr direkte und persönliche Fragen sehr offene, ehrliche Antworten bekommen. Es bedeutete den Paaren sehr viel, ihre Geschichte zu teilen.

Was können Sie uns denn zu den Paaren verraten?

Sven und Vanessa kennen sich schon seit ihrer Kindheit. Chris und Gabriela sind ein queeres Paar aus Einsiedeln, Flurina und Rico kamen beide aus gescheiterten Beziehungen. Alle drei Paare hatten Hürden zu nehmen – sie mussten für ihre Liebe kämpfen, haben gelitten, sich zum Teil auch zwischenzeitlich getrennt. Um dann zu merken, dass sie zusammengehören. Das geht einfach ans Herz!

Und Sie, Stress und Paprika müssen diese Paare dann beurteilen. Das dürfte nicht gerade eine leichte Aufgabe sein.

Überhaupt nicht. Aber wir bewerteten ja nicht ihre Beziehung – da steht jede für sich und ist auf ihre Art gut. Es ist «Die Sendung mit Herz», also haben wir bewertet, welche Geschichte uns am meisten ans Herz geht. Zudem haben wir ihnen Aufgaben gestellt, die sie als Paar bewältigen mussten.

Können Sie uns eine der Herausforderungen verraten?

Zum Beispiel mussten sie einander einen Liebesbeweis erbringen. Mehr sage ich aber nicht. Da müssen Sie schon einschalten (lacht). Aber es waren auf jeden Fall tolle Sachen dabei.

Die drei Paare stehen kurz vor ihrem Ja-Wort. Sie selbst sind bekanntlich mit Eishockeytrainer Lars Leuenberger verheiratet. Immer noch glücklich ?

Ja. 15 Jahre sind es inzwischen schon, so schnell vergeht die Zeit.

Ende Juni war Hochzeitstag.

Und wir haben sogar beide daran gedacht! (Lacht.)

Und ihn dann auch gebührend
gefeiert?

Wir haben zusammen im Restaurant Zmittag gegessen. Aber ehrlich gesagt, hat sich das mehr zufällig ergeben. Wir sind kein Paar, das seine Liebe nur an solchen Jahrestagen zelebriert.

Wenn Sie an Ihre Hochzeit zurückdenken: War es für Sie der schönste Tag im Leben, wie man ja gerne sagt?

Einer der schönsten auf jeden Fall. Wenn dann noch Kinder dazukommen, dann toppt diese Erfahrung natürlich alles. Aber es war wirklich ein wunderbarer Tag. Vor all deinen Liebsten der Beziehung dieses «offizielle Siegel» zu geben und die Liebe zu feiern, das finde ich sehr schön. Und natürlich bleibt dieser Moment unvergesslich.

Gerade am Hochzeitstag wünscht man sich ja, dass alles wie am Schnürchen läuft – und dann gibt es oftmals doch Pannen. Haben
Sie das auch so erlebt?

Nein, wir hatten wirklich riesiges Glück. Wir haben ja unter freiem Himmel geheiratet, in einem Wasserschloss notabene, und hatten so sehr auf gutes Wetter gehofft. Und das spielte dann auch mit: Es war ein strahlender Sommertag, alle Gäste konnten kommen, es hat wirklich alles geklappt.

Die Paare, die in Ihrer Sendung dabei sind, mussten auch leiden, bevor sie das grosse Glück gefunden haben. War das bei Ihnen beiden auch so?

Im Vergleich mit diesen drei Paaren kann man das nicht sagen. Aber auch wir hatten Dinge zu bewältigen.

Zum Beispiel?

Als Hockeyspieler hatte Lars jedes Jahr oder alle zwei Jahre irgendwo einen neuen Job. Unsere Beziehung trotzdem weiterzuführen – das war damals eine Herausforderung. Ich bin quasi mit ihm durch die Schweiz gezogen. Aber wenn man das gleiche Ziel hat, dann geht das, auch wenn man vielleicht nicht jeden Abend zusammen sein kann. Und es war absehbar, dass dies auch mal ändern würde. Zudem war es ja auch eine coole Zeit. Für uns stimmte das so.

Und nach Ihren «Anfängen» wurden Sie von Krisen verschont?

Natürlich hat das Leben auch bei uns dazwischengefunkt, und es ging nicht immer nur bergauf, aber wir haben gelernt, als Familie zusammenzuhalten und das Beste daraus zu machen. Mit der Zeit wird man – so glaube ich – -auch etwas demütiger, ist dankbar für das, was man hat im Leben, und trauert nicht dem nach, was man alles noch gern gehabt hätte.

Was war der grösste Liebesbeweis, den Sie von Lars bekommen haben – oder umgekehrt?

Das sind unsere Söhne. «Wir wollen zusammenbleiben, eine Familie gründen.» Das ist für mich das grösste Liebesbekenntnis zuei- nander. Und dann halt auch all das zu erleben, was eine lange Beziehung so mit sich bringt – die Kinder grossziehen, gemeinsam den Alltag stemmen und einander den Rücken stärken.

Luis und Milo sind inzwischen zehn und acht Jahre alt. Halten die beiden Sie sehr auf Trab?

Ja, die beiden «Gielä» sind sehr lebhaft, haben viel Energie und natürlich auch hin und wieder Flausen im Kopf! Sie haben mittlerweile schon ihren eigenen Charakter und halten uns Eltern immer mal wieder den Spiegel vor. Ich sage beispielsweise oft «in zwei Minuten», wenn ich noch etwas fertig machen möchte. Das höre ich dann eben auch, wenn ich zum Essen rufe: «Ja, in zwei Minuten!» (Lacht.)

Sie und Lars Leuenberger sind bereits seit 20 Jahren liiert. Wie sieht es denn da mit der Romantik aus, bleibt diese nicht irgendwann auf der Strecke?

Es ist natürlich nicht mehr alles nur rosarot, aber das ist gut so! Eine langjährige Beziehung geht viel tiefer: So wird aus dem Liebespaar ein Ehepaar, ein Elternpaar, Freunde, ein starkes Team. Wir haben heute andere Schwerpunkte als am Anfang. Aber ich würde nicht sagen, dass deshalb die Romantik verloren geht, sie wird einfach anders. Wichtig ist, dass wir in die «gleiche Richtung» schauen, einander den Rücken stärken, aber auch, dass wir uns beide weiterentwickeln können.

Haben Sie ein «Rezept», wie Sie Ihr Glück bewahren? Gönnen Sie sich zum Beispiel gemeinsame Auszeiten?

Ja, das machen wir hin und wieder. Ich denke, das ist besonders bei so unregelmässigen Jobs wie wir sie haben, wichtig.

Es ist inzwischen ja modern, das Eheversprechen zu erneuern. Wäre das etwas für Sie?

Stimmt eigentlich, das wäre eine Überlegung wert – ich sollte das mit Lars anschauen! (Lacht.) Wobei: Es ist ja auch schön, wenn das etwas Einmaliges bleibt.