Mit der Familie den Traum erfüllt

Mit seinen Liebsten zog der Nidwaldner Mundart-Rocker ins Prättigau – um Bauer zu werden. Ein neues Leben!

Eine schmale Strasse führt durch den Wald immer weiter hinauf. Der Bauernhof von Franz Arnold (38) liegt auf einem kleinen sonnigen Plateau, mitten im Skigebiet Grüsch-Danusa GR. Die zweijährige Ronja öffnet die Türe des Wohnhauses und stellt gleich klar: «Dr Dädi isch im Schtall.» Dort ist er schwer beschäftigt. Erst vor wenigen Minuten kam ein Kälbli zur Welt. Eigentlich gäbe es nun anderes zu tun, als für den Fotografen zu posieren und Fragen zu beantworten. Doch er ist sichtlich stolz auf seinen Biohof mit den vielen Tieren, zeigt mit Freude die Mutterkühe, Wollschweine, Hühner und  Schafe mit ihren Lämmli.

2015 verriet er auf der CD «Fidlä ha» seinen Traum und sang «Am liäbschtä wär ich Buir».Während Jahren suchte er nach einem passenden Hof. In der Zentralschweiz finde man leider nichts, da gehe alles unter der Hand weg, stellt der Nidwaldner fest. Im Prättigau konnte sich der Musiker vor einem Jahr seinen Herzenswunsch erfüllen und einen Biohof pachten. Er und seine Familie hätten sich im Bündnerland gut eingelebt, erzählt er. «Es ist ein Vorteil für die Kinder, wenn sie so naturnah und erdig aufwachsen können wie hier», sagt der dreifache Vater, der selber auf einem Bergbauernhof im Engelbergertal grossgeworden ist. Den elterlichen Betrieb übernahm später sein älterer Bruder. Er selber habe die Leidenschaft fürs «Buire» erst Mitte 20 entdeckt, davor habe es ihn nicht interessiert. Die Liebe zur Natur hingegen war beim gelernten Forstwart immer gross. «Noch nie hat mich eine Arbeit jedoch dermassen erfüllt wie diejenige hier als Bauer», gesteht er.

Für jede Probe mit seiner Band Wiudä Bärg fährt der Mundart-Rocker zurück in den Kanton Nidwalden. Verspürt er kein Heimweh? Nein, dieses Gefühl kenne er nicht. «Ich könnte auch am anderen Ende der Welt leben, irgendwo an der Wärme. Ich bin eigentlich nicht wintertauglich», verrät Arnold, der während zwei Jahren in Neuseeland lebte. Seine Frau habe ihm aber klar die Schweizer Grenzen aufgezeigt, ergänzt er und lacht.

Seit sechs Jahren ist er mit Corinne (38) verheiratet. «Die Familie ist der Mittelpunkt meines Leben und mein grösstes Glück. Sie gibt mir ganz viel Kraft.» Corinne kümmere sich um den Haushalt und die Kinder, arbeite in einem 50-Prozent-Pensum als Lehrerin und mache dazu auch noch sein Management. «Sie ist eine starke Frau und viel belastbarer als ich», gibt er zu. Sie bringe Balance ins Leben. Er neige dazu, die Prioritäten oft anders zu setzen als sie. «Zeit für den Partner bleibt kaum. Aber wir haben es gut zusammen.»

Wenn immer möglich versucht das Paar, Ronja (2), Aaron (3) und Mauro (5) abends nach dem Essen gemeinsam ins Bett zu bringen. Mit «Zaibärland» hat Franz Arnold ein wunderschönes Schlaflied geschrieben, das auch auf seinem neuen Album «Rebäll» enthalten ist. Klar singe er das jetzt auch mit seinen Kindern. «Sie lieben es, mit meinen Liedern einzuschlafen», freut er sich. Aber auch tagsüber heisse es öfters: «Dädi lose!» Sie fänden das super, er manchmal weniger, gesteht der Musiker und seufzt.

Die Lieder von Franz Arnold und seiner Band Wiudä Bärg sind von eigenen Erlebnissen geprägt.  Die neue CD «Rebäll» sei noch persönlicher als ihre Vorgänger. «Das Einzige, was nachhaltig ist, ist die Ehrlichkeit», erklärt der bodenständige Nidwaldner. So gibt er im Titel «Lend mi doch in Rueh» sogar zu, dass ihm der ganze Rummel um seine Person eigentlich zu viel ist. Er ist ein Anti-Star. Er liebt es, auf der Bühne zu stehen und die Leute mit seiner Musik zu begeistern. «Aber wenn ein Konzert vorbei ist, so ist es vorbei.» Er brauche generell ganz viel Ruhe.

Und auch das Gefühl von Freiheit. Eine Stunde am Tag ziehe er sich irgendwohin zurück, wo er ganz alleine sei. «Ich muss in mir selber immer wieder aufräumen.» Alles, was in seinem Leben passiere, verarbeite er auf diese Weise, sagt der rockige Bauer und Musiker. Und da hat er momentan ganz schön viel zu tun.