«Mama stand mit offenen Armen für mich da»

Sie sind ein Herz und eine Seele. Aber das war nicht immer so: Fünf Jahre lang hatten Mutter und Tochter keinen Kontakt. Umso mehr geniessen die beiden jetzt, sich wieder gefunden zu haben – wie sie im ersten gemeinsamen Interview sagen.

In der Beziehung von Michelle Hunziker (39) und Mutter Ineke (73) herrschte nicht immer eitel Sonnenschein. Vor 15 Jahren, nach dem Tod ihres geliebten, alkoholkranken Vaters, liess sich Michelle von einer Sekte in den Bann ziehen. Ihr Ex-Mann, Sänger Eros Ramazzotti (52), beantragte deswegen das volle Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Aurora (19). Ineke, die sich wie Eros Sorgen um den Einfluss der Sekte auf Michelle machte, stellte sich auf dessen Seite. Mutter und Tochter waren lange zerstritten, sprachen kein Wort miteinander.

Heute sind sie wieder glücklich. Mama Ineke begleitete Michelle letzte Woche in die Schweiz. Dort stellte die Moderatorin als Markenbotschafterin von Emmentaler AOP einen original Emmentaler AOP her. Am Ende des langen Tages setzte sich ein müdes, aber gut gelauntes Mutter-Tochter-Paar mit der GlücksPost zusammen.

GlücksPost: Michelle, hätten Sie sich je vorstellen können, dass Ihr Gesicht für Schweizer Käse steht?

Michelle: Ich hätte nie gedacht, dass mein Gesicht jemals für irgendetwas steht! Ich wuchs in Ostermundigen nahe des Emmentals auf. Damals verlor ich keinen Gedanken an Glamour. Ich wollte Dolmetscherin werden wie Mama.

Und dann kam alles anders.

Michelle: Ja, als ich 16 Jahre alt war, zogen wir nach Italien, und dort hat dann alles begonnen mit dem Showbusiness.

Ineke: Ich musste in Italien für meine Firma das Geschäft mit Naturheilmitteln aufbauen. Michelle nahm ich mit mir. Mein Sohn hatte damals bereits eine Stelle und blieb in der Schweiz.

Michelle geniesst einen hohen Prominenten-Status. Wie gehen Sie, wie geht Ihre Familie damit um?

Michelle: Ich bin mir bewusst, dass jeder Job Vor- und Nachteile hat. Bei mir ist es so, dass ich ständig unter Beobachtung stehe. Die Leute interessieren sich für meine Kinder, welche Kleider sie tragen, wie ich aussehe. Ich weiss aber, wie ich zu meiner Privatsphäre komme: Ich bleibe einfach zu Hause (lacht).

Ineke: Es war schon gewöhnungsbedürftig. Aber ich bin mit hineingewachsen. Heute ist das normal. Ich bin sehr stolz auf Michelle. Das Schönste ist, dass sie bodenständig blieb, keine Diva ist. Deshalb ist sie auch so beliebt. Als sie anfing im Showbusiness, sagte ich: «Vergiss nie, woher du kommst!»

Michelle, Emmentaler AOP ist für Sie eine Kindheitserinnerung. Woran werden sich Ihre Kinder erinnern?

Michelle: Ich hoffe, dass sie schöne Erinnerungen an ihre Eltern haben werden. Als ich damals, 19-jährig, Aurora zur Welt brachte, war alles anders. Heute geniesse ich mit Sole und Celeste jede Sekunde. Weder ich noch mein Mann empfinden irgendetwas als mühsam mit den Kindern. Das Einzige, was ich ihnen in Mailand leider nicht bieten kann, ist eine Kindheit in der Natur.

Ineke: Oh, aber wir gehen oft hinaus nach Bergamo.

Michelle: Ja, Bergamo ist wunderschön, mitten im Grünen. Uns ist es wichtig, dass die Kinder Kontakt zur Erde und zur Natur haben.

Wie oft sind Sie in der Schweiz?

Ineke: Michelles Bruder Harald lebt in Lausanne. Wir besuchen ihn mehrmals im Jahr, oder er kommt zu uns nach Mailand. Harald lebte fünf Jahre bei uns in Mailand. Er hatte den Auftrag, das Geschäft von McDonald’s in Italien wieder auf Trab zu bringen. Das war wunderbar: Mein Sohn lebte auf der einen Seite von mir, meine Tochter auf der anderen. Dann ging Harald aus beruflichen Gründen zurück nach Lausanne.

Es fällt auf, dass Sie sich beide Zeit liessen zwischen den ersten zwei Kindern.

Ineke: Das geht halt einfach nicht anders, wenn du als alleinerziehende Mutter Karriere machen möchtest. Mit einem Kind ist das möglich. Deshalb kam Michelle 13 Jahre nach Harald. Auch Haralds Kinder sind weit auseinander, sie sind 22 und acht Jahre alt.

Auch Geschäftstüchtigkeit und gutes Aussehen liegen in der Familie.

Michelle: Danke. Ja, man sieht uns an, dass wir Mutter und Tochter sind. Meine Mutter war und ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild.

Ineke: Ich habe schon auch etwas beigetragen zur Erziehung (lacht). Ich war eine strenge Mutter. Mir war es wichtig, dass meine Kinder gut erzogen und höflich sind, nicht lügen. Ich tat alles, damit sie von der Alkohol-Krankheit ihres Vaters nur wenig mitbekamen.

Michelle, wie sieht die Zukunft aus? Noch ein Kind oder lieber Karriere?

Michelle: Wir möchten gerne noch ein Kind, einen «Giel», wie man hier sagt. Aber bis dahin will ich ein paar Jahre warten und arbeiten. Ich habe ja jetzt – neben meiner täglichen News-Satire-Sendung in Italien – ein neues Projekt in Deutschland. Ab Sommer bin ich in der Jury der Sat1-Show «Superkids».

Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Michelle: Ich habe natürlich Hilfe, unter anderem von einer Nanny. Aurora ist selbstständig, hat eben einen weiteren Zweijahresvertrag als Moderatorin unterschrieben. Und Mama hilft mir auch.

Ineke: Ich arbeite für Michelles Stiftung für Frauen, die Opfer von – meist häuslicher – Gewalt wurden. Ich bin Anlaufstelle für diese Frauen. Das ist nicht einfach, ich höre schreckliche Geschichten.

Sie haben sich nach dem einstigen Bruch wieder gefunden?

Michelle: Oh ja. Als diese schlimme Zeit damals vorüber war – ich realisierte am Ende selbst, dass mich die Sekte nur ausnützen wollte – stand meine Mutter mit offenen Armen für mich da.

Ineke: Sie können sich nicht vorstellen, wie schlimm das war. Die Sekte hat jeden Kontakt zwischen Michelle und ihrem Umfeld unterbunden. Es war, als ob sie gestorben wäre. Heute haben wir es wunderschön alle zusammen. Ich bin glücklich und dankbar.