«Ich versuche, auf mein Herz zu hören»

Die Jodelprinzessin hat einen vollen Terminkalender und viele Pläne. Aber nicht nur beruflich läuft es bei der Bernerin rund, sondern auch privat. Sie ist glücklich und verliebt.

Es ist ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch. Ideal, um Melanie Oesch (28) auf ihrem Spaziergang unweit ihres Elternhauses in Schwarzenegg BE zu begleiten. Sie geniesst es, in der Natur zu sein, bleibt immer wieder stehen und lässt den Blick über die sanften Hügel weiter in die Berner Alpen schweifen. Am Waldrand balanciert die Sängerin keck über ein paar Baumstämme.

GlücksPost: Bravo, damit könnten Sie fast im Zirkus auftreten.
Melanie Oesch (lacht herzhaft): Ich liebe den Zirkus. Es ist für mich eine Welt, in die ich gerne eintauche. Meine Brüder sagen über mich, dass ich «e Tüpflischiisser» bin. Manchmal stehe ich mir so selber etwas im Weg. Deshalb versuche ich, auch im Alltag gewisse Dinge auf eine spielerische Art, wie im Zirkus, anzugehen und nicht alles so ernst zu nehmen.

«Jodelzirkus» heisst auch die neue CD, die am 28. Oktober erscheint.
Fans sagten uns immer wieder, wenn sie uns bei Auftritten gesehen haben: «Der Oesch-Zirkus ist unterwegs!» Tatsächlich reisen  auch wir wie Artisten von Ort zu Ort und leben aus dem Koffer. Im Zirkus hat es Platz für viele verschiedene Elemente, Jung und Alt trifft sich dort. Wir fanden das alles in allem einen schönen symbolischen Aufhänger für das Album und passendes Thema für unser 20-Jahr-Bühnenjubiläum.

Zwar musizieren Oesch’s die Dritten schon seit mehr als 20 Jahren gemeinsam, doch ihre «Zeitrechnung» beginnt mit dem TV-Auftritt bei «Tele Bärn» am 14. Dezember 1997. 2004 starb unerwartet Hans Oesch, der die musikalische Oesch-Geschichte massgeblich prägte. Drei Jahre später gewann die Familie mit dem «KuKu-Jodel» den Nachwuchs-Wettbewerb beim Silvesterstadl und startete danach endgültig durch.

Bevor wir aufs Jubiläum zu sprechen kommen: Was darf eigentlich in Ihrem Koffer nie fehlen?
Wollen Sie das wirklich wissen? Wollene Socken! In den Hotels hat es manchmal so komische Teppiche. Meine beiden Grosis statten mich zum Glück immer mit Socken, aber auch mit «Mittlis», das sind Pulswärmer, und Stulpen aus. Superpraktisch!

Nun zum Jubiläum: Auf was dürfen sich die Konzertbesucher freuen?
Die Diskussionen intern laufen noch heiss. Man merkt, dass wir aus zwei verschiedenen Generationen stammen. Fest steht, dass wir eine musikalische Reise durch die vergangenen 20 Jahre machen werden. Und bestimmt gibt es auch einige Überraschungen.

Eine sehr persönliche Seite zeigen Sie auf der neuen CD. Mich berührt der Text der Ballade «Bärgsee» mit Worten wie «Mini Ouge sie lüchte, sie strahle für di, so klar wie ne Bärgsee weiss i, dass i di gärn ha». Es tönt wie eine Liebeserklärung.
Ja, das ist so.

Stammt das Lied aus Ihrer Feder?
Es ist ein altes Lied, das nie fertig  geworden ist. Das Gedicht bzw. den Text hatte ich schon länger, aber keine Melodie dazu. Dabei bekam ich nun etwas Hilfe. Es war mein ausdrücklicher Wunsch, den Titel auf die neue CD zu nehmen. Nach 20 Jahren habe ich das Gefühl, dass ich weiss, wer ich bin und was ich will. Ich wollte, dass die Leute dieses Lied jetzt hören können. Die Klavierbegleitung hat übrigens meine Mum gespielt, das ist im CD-Booklet nicht vermerkt.

Der Text passt nach wie vor zu Ihrer privaten Situation: Sie sind glücklich verliebt.
Ja.

Im Titel «Trou di eifach» geht es um Entscheidungen. Wie halten Sie es damit?
Je älter ich werde, desto mehr versuche ich, auf mein Herz zu hören. Ich habe gemerkt, dass es mir dabei viel besser geht und ich ausgeglichener bin. Es gibt Situationen, in denen andere sagen, doch dies oder jenes zu machen. Vielleicht auch nur, um jemandem einen Gefallen zu erweisen. Es ist zu einem Motto von mir geworden, vor einer Entscheidung zuerst in mich hineinzuhören und mich zu fragen, ob ich das auch wirklich will oder nicht.

Die naturverbundene, bodenständige Bernerin setzt sich am Waldrand auf einen Baumstamm. Tief atmet sie die würzige, nach wilder Minze riechende Luft ein.

Sie wirken sehr zufrieden. Was machen Sie, wenn es mal anders ist?
Ich muss dann meistens für mich sein. Ich gehe hinaus in die Natur, oder ich setze mich daheim vor dem Haus aufs Bänkli. Bevor ich mit jemandem rede, muss ich die Situation immer zuerst mit mir alleine klarmachen.

Mit «Elin, das Baumzwergenmädchen» haben Sie ihr erstes Märchen geschrieben. Darin spielt die Natur ebenfalls eine wichtige Rolle.
Es ist ein Dankeschön, dass ich in einer so schönen Umgebung aufwachsen durfte. In meiner Geschichte stecken zur Hälfte Sachen drin, die ich selber erlebt habe, oder es sind Orte beschrieben, die es auch so gibt. Die andere Hälfte ist meiner Fantasie entsprungen. Ich bin beim Schreiben richtiggehend in die Welt von Elin abgetaucht und habe die Geschichte gelebt. Ich wünsche mir, dass diejenigen, welche sie lesen oder hören, meine Dankbarkeit spüren. Wir sind so viel unterwegs, nehmen unzählige Eindrücke mit, umso wichtiger ist es, sich auch Zeit zum Durchatmen zu nehmen. Es wäre schön, wenn sich jemand in meiner Geschichte wiederfindet und so empfindet wie ich.

Wann immer die erfolgreiche Jodlerin Zeit hat, verbringt sie diese in der Natur. Dort kann sie abschalten und Kraft tanken.

Wann immer die erfolgreiche Jodlerin Zeit hat, verbringt sie diese in der Natur. Dort kann sie abschalten und Kraft tanken.

 

 

Jubiläum

Oesch’s die Dritten haben Grund zum Feiern: 20 Jahre liegen zwischen dem Familienbild links und dem aktuellen Foto aus der CD «Jodelzirkus» (rechts).

2016-42-Oesch

Die Jubiläumstournee startet am 3.2.2017 (alle Termine unter www.oeschs-die-dritten.ch). Vom 27. bis 29.1. 2017 ist die Erfolgsgruppe Teil der Show am «Mercedes Benz CSI» im Hallenstadion Zürich (Infos/-Tickets: www.mercedes-csi.ch). Das illustrierte Märchen «Elin, das Baum-zwergenmädchen» gibt es ab November als Buch inkl. Hörbuch-CD in Deutsch und Berndeutsch mit dem Lied «Tue d’Ouge uf» im Werd-Verlag (www.werdverlag.ch).