«Meine Mutter ist eine richtig coole Frau»

Unabhängig sein, stark und offen: Das sind Dinge, die der Moderatorin von ihrem Mami vorgelebt wurden. Und nicht nur dafür ist sie ihr dankbar: Denn Christina ist immer zur Stelle, wenn’s brennt – obwohl sie selbst noch viel beschäftigt ist.

Mamis soll man zu allen Zeiten ehren – aber am Muttertag kommenden Sonntag ganz speziell. Und so verabreden wir uns mit Schauspielerin und «Happy Day»- und «Jetzt oder nie»-Moderatorin Kiki Maeder (40) für einmal bei ihrer Mutter Christina. Zwei Sekunden nach dem Klingeln ist klar: Das war eine grossartige Idee. «Kommen Sie rein! Wollen Sie etwas trinken? Ich habe auch für alle Salat gemacht. Meine Tochter ist gleich da», sagt die 71-Jährige fröhlich, und schon sitzen wir samt Getränk auf ihrer Terrasse. Wohlfühlstimmung in Rekordzeit!

Kiki Maeder macht sich noch zurecht – also «gschwind» das Nähkästchen-Geplauder: Wie war die Tochter denn so als Kind? «Eher zurückhaltend, irgendwie geheimnisvoll, ganz besonders», erzählt Christina. «Eine Geschichte vergesse ich nie: Ich hatte einen Kuchen gebacken und mich sehr gefreut, dass er so aufgegangen war. Da steht diese Dreijährige neben mir, guckt mich an und sagt: ‹Du bisch so en Chindschopf.›» Und Kiki sei völlig unbestechlich gewesen. Entscheide habe sie ganz bewusst gefällt und dann auch durchgezogen. «Irgendwann hat sie mir die Packung Windeln hingestellt, und dann war’s vorbei damit. Dasselbe mit dem Nuggi: Sie hat ihn abgegeben und nie mehr geklagt. Ein eindrucksvoller Charakter.»

«Was verzellsch?», sagt Kiki Maeder gespielt streng, als sie schliesslich die Terrasse betritt. Nichts «Böses»! Und so übergibt die Moderatorin das Muttertagssträusschen theatralisch an Christina. «Mammeli, du bisch die Bescht, wo gitz», sagt sie mit verstellter Stimme, und beide brechen in Gelächter aus. Der gleiche Humor ist eines der Dinge, das die zwei verbindet. Aber im Ernst: Was bewundert Kiki an ihrer Mutter? «Ihre Energie, ihre Offenheit gegenüber allen Menschen, ihre Gelassenheit.» Ihre Mutter könne zudem selbst anpacken, sich in jede Lebenssituation hineingeben und sich zurechtfinden. «Grind abä und vorwärts.» Und sie erfinde sich immer wieder neu. «Sie ist eine richtig coole Frau, das wird mir auch oft im Umfeld gesagt. Dass sie über 70 Jahre alt ist, vergisst man schnell, wenn man mit ihr zu tun hat.»

Da hat Kiki Maeder allerdings recht. Allein das Berufliche … – von Ruhestand keine Spur. So erzählt Christina, dass sie seit zwei Jahren, «weil das immer schon ein Traum war», eine Freundin in deren Firma, die auf Häuserumbau und -gestaltung spezialisiert ist, unterstützt. Generell hängt man an ihren Lippen, wenn sie von ihrem Lebensweg erzählt. Sie war in jungen Jahren erfolgreiches Model in London, ist ausgebildete Fotografin und leitete die Augenklinik ihres Vaters.

Unabhängig sein und das tun, was einen glücklich macht: Das sei ihr immer wichtig gewesen. Und das hat sie auch ihren Kindern zugestanden. Wobei sie als Mama schon streng gewesen sei. Christina: «Es gab Sachen, über die man diskutieren konnte. Ansonsten einfach Ja oder Nein, und daran war nicht zu rütteln.» Kiki ergänzt: «Gleichzeitig hatten wir aber auch eine gewisse Freiheit. Als ich mit 18 nach England gegangen bin, haben mich meine Eltern unterstützt, und ebenso, als ich die Schauspielschule besuchen wollte. Meine Mutter und mein Vater liessen mich machen.»

Jacky Maeder starb 2005. Ein Schicksalsschlag, der die Familie noch mehr zusammengeschweisst hat. Tochter Kiki, die nach der Ausbildung eigentlich nach Deutschland ziehen wollte, blieb zu Hause, als er krank wurde. Sohn Nico zog wieder heim, weil er «seine Girls» nicht alleine lassen wollte. Es seien schwere zwei Jahre gewesen, sagt Christina. Kiki Maeder: «Wobei ich sagen muss, dass meine Mutter uns nie das Gefühl gegeben hat, wir dürften sie nicht alleine lassen. Sie ist eine Stehauffrau, meistert auch schwierige Lebenslagen – noch etwas, was ich an ihr bewundere.»

Heute ist Christina wieder verheiratet, und die ganze Familie trifft sich oft bei ihr und ihrem Mann. Nico mit Sohn Luis (5), Kiki mit Ehemann Mark und den Kindern Ava (5) und Jack (3). Dann gehe jeweils die Post ab. «Es ist ein wahnsinniges Glück, dass wir uns so gut verstehen, und die Kinder sind Goldschätze», sagt Christina. Da sie selbst arbeitet und ein ausgefülltes Leben hat, sei sie aber wohl nicht das, was man sich unter einem perfekten Grosi vorstelle. Keines, bei dem man die Kinder morgens um acht abgeben und abends wieder abholen könne. Doch ihre Tochter interveniert: «Sie entspricht dem klassischen Grosibild vielleicht nicht, gerade das finde ich aber schön, weil sie sehr dynamisch ist, mit den Kindern herumturnt. Und wenn sie bei ihr sind, versucht sie ihnen Disneyland zu bieten», erzählt sie und lacht. «Ein riesiges Programm mit Backen, Malen, Dem-Hund- Rausgehen, allerlei Essen. Und vor allem: Wenn es brennt, ist meine Mutter immer da für uns. Dafür bin ich ihr dankbar.»

Ist sie für die Tochter auch eine Ratgeberin? «Natürlich. Viele Entscheidungen, die ich treffe, bespreche ich auch mit meiner Mutter. Denn wenn sie etwas hat, dann ist das Lebenserfahrung!», sagt Kiki Maeder und gibt zu: «Meine Mutter ist mir sehr wichtig. Wahrscheinlich bedeutet sie mir mehr, als ich mir selber eingestehen will. Denn eigentlich – das hat sie uns ja mit auf den Weg gegeben –, bin ich ein selbständiger Mensch. Aber ihre Meinung ist mir eben wichtig.»

Die gibt’s von Mama Christina auch in beruflichen Belangen: Sie ist eine zuverlässige Kritikerin und schickt Kiki nach jedem «Happy Day» eine Nachricht mit kurzem Feedback. Das muss nicht immer nur Lob sein. Christina: «Meine Kinder sagen mir manchmal, dass ein Kompliment von mir viel Wert ist, weil ich nicht einfach so sage: ‹Schätzeli, du bist grossartig.› Doch ich bewundere immer, mit welcher Natürlichkeit Kiki auf die Menschen zugeht.» Stolz auf die Tochter? «Klar, aber nicht nur wegen des beruflichen Erfolgs, sondern wegen der persönlichen Seite. Kiki geht ihren Weg, ist passioniert, lebenstüchtig, hat eine wunderbare Familie und ist eine tolle Mutter.» Ganz das Mami, könnte man da wohl sagen.