«Mein Weg war oft sehr steinig»

Der Schlagersänger aus München feiert dankbar sein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Er blickt zurück auf eine Karriere mit vielen ­Höhen, aber auch mit einigen Tiefschlägen.

Zwischen dem schüchternen Sänger von damals am «Grand Prix der Volksmusik» und dem selbstbewussten Entertainer von heute liegen Welten. Patrick Lindner (58) hat es geschafft, sich über 30 Jahre im harten Musikgeschäft zu behaupten. Sein Bekenntnis zur Homosexualität vor 20 Jahren sorgte zu jener Zeit für viele Schlagzeilen und kostete ihn fast die Karriere. Auch die Adoption von Waisenkind Daniel, heute 21, stiess damals auf Unverständnis. Viele Fans wandten sich vom Frauenschwarm ab, der CD-Verkauf brach ein. Doch Patrick Lindner kämpfte sich zurück. Heute lebt er glücklich und zufrieden mit seinem langjährigen Partner Peter Schäfer (59) zusammen. Längst ist er beruflich wieder sehr erfolgreich und mit seinem zeitgemässen Pop-Schlager in den Charts zurück.

Ein Blick zurück
Patrick Lindner lacht herzhaft, als er sich beim GlücksPost-Interview das Cover aus dem Jahr 1989 anschaut. «Ich erinnere mich gut an dieses Fotoshooting! Es war ein so eindrückliches Zusammentreffen mit Maja Brunner und Nella Martinetti, zwei tolle Frauen.»

Die Schweiz
«Ich liebe die Schweiz mit ihren unterschiedlichen Städten und schönen Seen. Am liebsten mag ich Zürich. Mir gefällt aber auch der Vierwaldstättersee. Früher war ich oft in Brunnen zu Gast. Ich kehre gerne in urige Lokale ein, esse dort eine Rösti mit Bratwurst.  Für meine Schweizer Fans bin ich sehr dankbar. Sie sind mir während 30 Jahren treu geblieben. Der Schweizer Fanclub ist  sogar einer der grössten.»

Alte Hits und neue Songs
«‹Die kloane Tür zum Paradies› war mein erster Erfolg. Er wurde dann von ‹Die kleinen Dinge des Lebens› noch getoppt. Diese Hits gehören in eine eigene, ganz besondere Schublade meiner Karriere, und ich singe sie bei meinen  Live-Auftritten immer. Auf die Jubiläums-CD mit modernen, frischen Schlagern haben wir sie aber nicht genommen. Hingegen wurden vier andere alte Hits wie ‹Ich hätt’ dich sowieso geküsst› neu produziert.»

Irma Holder
«Ich verdanke ihr viel. Sie hat unzählige wunderschöne, tiefgründige Texte für mich geschrieben, Jean Frankfurter die Musik komponiert. Über Umwege kam ihr letzter  Liedtext ‹Schenk mir einen neuen Morgen› zu mir und auf die aktuelle CD, so wie sie es sich vor Jahren gewünscht hat. Irma ist jetzt 94 Jahre alt, und ich hoffe, dass wir den Song mit ihrem Text noch einmal gemeinsam anhören und erleben können.»   

Tiefschläge
«Für mich waren die menschlichen Enttäuschungen die grössten Tiefschläge. Ich habe immer an das Gute im Menschen geglaubt. Mein Weg war oft sehr steinig, aber irgendwie vorbestimmt. Es gab beruflich Situationen, in denen ich mich fragte, wie es überhaupt weitergehen soll. Aber ich habe dieses Gottvertrauen in mir. Und es öffnete sich tatsächlich immer wieder irgendwo eine Türe. Im Nachhinein hat mich das alles sehr stark gemacht. Im Grossen und Ganzen würde ich nichts in meinem Leben anders machen.»

Das Alter
«Ich werde im nächsten Jahr 60. Ich stand kürzlich neben Peter Kraus und dachte mir: Wenn ich mit 80 Jahren noch so gut drauf bin, brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Und ja, wir haben auf den Fotos bewusst auf das Retouchieren der Falten verzichtet. Im Endeffekt finde ich es viel schöner, wenn ein Gesicht lebendig bleibt und halt auch gelebt aussieht.»

Die Zukunft
«Ich blicke mit ganz viel Zuversicht und Optimismus in die Zukunft – mehr als in den ganzen Jahren davor. Und ich gehe alles mit einer positiven Denkweise an. Das habe ich von meiner Mutter gelernt. Sie war ein Stehaufmännchen. Nach 30 Jahren auf der Bühne darf ich sagen: Lieber Gott, ich bin so dankbar für das, was ich machen darf. Ich habe den grössten Teil meines Lebens mit einer Tätigkeit verbracht, die mehr Vergnügen als Arbeit war. Ich wünsche mir, dass ich noch lange so weitermachen und den Menschen mit meiner Musik viel Freude bereiten kann.»

Jubiläum

Er feiert sein 30-jähriges Bühnenjubiläum mit der neuen CD «Ich feier’ die Zeit» (erscheint am 5. Juli). TV-Termine: «ZDF-Fernsehgarten» (23. Juni/14. Juli: 11.50 Uhr, ZDF); «Immer wieder sonntags» (8. September, 10 Uhr, ARD). Einziges Konzert in der Schweiz: 14. September, Luxory, Grenchen SO. Infos unter: www.koller-events.ch, www.patrick-lindner.de