Matti ist für ihn das Wichtigste im Leben

Mit der EM und den Olympischen Sommerspielen wartet ein aktiver Sommer auf den TV-Mann – und lenkt ihn in schwierigen Zeiten nach der Trennung von seiner langjährigen Partnerin ab. Besonders wichtig für den Sportkommentator: das Wohl seines Sohnes.

Die Freude ist gross bei Sascha Ruefer: Denn mit der Fussball-Europameisterschaft findet vom 11. Juni bis 11. Juli einer der grössten internationalen Sport-Events trotz Corona statt. Wie hat er die vergangenen, von der Pandemie geprägten Monate erlebt? Wir treffen den engagierten SRF-Mann, der zu den populärsten und versiertesten Sportkommentatoren der Schweiz gehört, am Sempachersee zum Interview – unweit seines Wohnortes Schenkon LU gelegen. Das Gespräch mit dem 49-Jährigen verläuft allerdings etwas anders, als eigentlich gedacht.

GlücksPost: Seit über zehn Jahren kommentieren Sie die Spiele der Schweizer Fussball-National­mannschaft. An der bevorstehenden Euro ist alles etwas anders als sonst.

Sascha Ruefer: Das ist tatsächlich so. Für die Verantwortlichen von SRF war die Organisation sehr schwierig. Die Tendenz zeigt zwar, dass im Bezug auf Corona gelockert wird, aber noch wechseln auch jetzt häufig die Vorgaben. Es wurde entschieden, die Gruppenspiele aus dem TV-Studio in Zürich zu kommentieren. Natürlich bedaure ich, dass wir Kommentatoren nicht am Spielort sein können, aber das wäre in der jetzigen Situation unvernünftig. Ab den Achtel- oder Viertelfinals ändert das, und wir sind dann, wo möglich, im Stadion dabei.

Hat Corona Ihre Vorbereitung auf den Grossanlass beeinflusst?

Lange war vieles nicht klar: Können wir reisen? Agieren wir aus dem Studio? Findet die EM überhaupt statt? Von daher hat die Vorbereitung erst später beginnen können. Aber jetzt bin ich voll im EM-Modus, bin mit den Mannschaften beschäftigt und beobachte die Vorbereitung der Schweizer Nationalmannschaft. Ich räume ihr übrigens grosse Chancen ein, an diesem Turnier Grosses zu erreichen.

Mussten auch Sie in den letzten Monaten im Home Office arbeiten?

SRF Sport hat sein Corona-Schutzkonzept sehr strikt und konsequent ausgelegt. Möglichst keine Auslandeinsätze, keine unnötigen Aufenthalte im Studio. Für mich war es aber das einzig Richtige. Ich habe hauptsächlich von zu Hause aus gearbeitet, inklusive der Vorbereitungen. Kommentiert wurden dann die meisten Sportarten aus dem TV-Studio in Zürich. Es galt wie für alle, die Regeln zu befolgen. Wenn die Behörden gesagt haben, das darf man machen, dann habe ich das so gemacht, und wenn sie Nein sagten, dann habe ich mich entsprechend verhalten. Mittlerweile bin ich geimpft und blicke beruhigt voraus auf die EM. Und ich freue mich, dass endlich wieder etwas Normalität einkehrt. Viele Menschen und Bereiche haben schwere Zeiten hinter sich, für sie freuen mich die Lockerungen ganz besonders.

Sie haben viel Zeit zu Hause ­verbracht. Was war daran besonders positiv?

Corona war nicht die Zeit zum Geniessen, so lautete meine Grundeinstellung. Ich habe Corona nie mit Ferien verglichen, auch wenn ich mehr Zeit für die Familie und vor allem für meinen Sohn Matti hatte. Aber das Ungewisse war auch für mich oft bedrückend. SRF hat mir Sicherheit gegeben, aber Event-Moderationen fielen natürlich weg. Das ging nicht spurlos an mir vorbei. Ich habe mir die gleichen Gedanken gemacht wie jeder andere Familienvater auch.

Als Moderator des Volksschlager-Openairs und bekennender Schlager-Fan war für Sie auch die Absage dieses traditionellen Festivals bitter.

Jedes Mal, wenn ich in Zofingen auf der Bühne stand, war das ein mega Spass. Das «Heitere» ist wie ein grosses Familientreffen, die Absagen waren bitter. Vor allem für die Organisatoren. Rosario Galliker, Initiant dieses Openairs, hat nie gejammert und nach vorne geschaut. Er plant bereits wieder Neues. Ich freue mich schon darauf, wenn es wieder losgeht.

Los geht es vorerst für Sie in sport­licher Hinsicht. Der Einsatz an der Fussball-EM, danach an den Olympischen Spielen in Tokio bringt eine längere Trennung von Ihren Lieben mit sich. Schmerzt Sie das sehr?

(Sascha Ruefer hält einen Moment inne und fährt dann ernst weiter.) Meine Familiensituation hat sich geändert. Vera, meine langjährige Lebenspartnerin und Mutter unseres gemeinsamen Sohnes Matti, und ich haben uns im Winter getrennt. Ich werde Matti extrem vermissen. Mein Fokus ist jetzt ganz auf ihn gerichtet.

Ihr Sohn ist sieben Jahre alt, geht in die erste Klasse. Für ein Kind in diesem Alter ist die Trennung der Eltern besonders schwierig.

Matti lebt jetzt bei seiner Mutter, wir haben das mit ihm besprochen. Er bleibt im gleichen Dorf wohnen wie ich. So sehe ich ihn mehrmals die Woche und unterstütze Vera in der Betreuung. Wir versuchen, für ihn alles so normal wie möglich zu gestalten, wie es in so einer Situation halt geht. Er hat gemerkt, dass wir beide für ihn da sind und er jetzt zwei Zuhause hat. Er muss sich nie zwischen Vater und Mutter entscheiden, sondern hat auf beiden Seiten offene Türen.

Man kann nur erahnen, wie schwierig die Situation für Sascha Ruefer in den vergangenen Monaten gewesen sein muss. Er wollte sich nichts anmerken lassen und musste am Bildschirm immer professionell agieren. Er hält sich sehr zurück und möchte über die Gründe, die zur Trennung führten, nicht sprechen. Das sei privat und tue nichts zur Sache. Er sagt nur:

«Ich bin Vera dankbar für die Zeit, die wir zusammen hatten. Ich wünsche ihr alles Gute, schaue nach vorne und freue mich auf jede Minute mit Matti.»

Es ist bemerkenswert: kein schlechtes Wort über seine langjährige Partnerin, die ihn nach 14 Jahren Beziehung für eine neue Liebe verlassen hat. Der TV-Kommentator bleibt auch im grössten Schmerz fair und optimistisch.

Welchen Bezug hat Ihr Sohn zum Thema Fussball?

Er bekommt von mir jeweils das Dress vom FC Bayern und von ­seinem Götti dasjenige vom FC Luzern. Matti selber zeigt für Fussball kein grosses Interesse, dafür aber für viel anderes, und das ist genauso schön. Er ist gerne mit dem Velo unterwegs, hat überhaupt Freude daran, draussen zu sein. Und er mag Hörbücher. Der Sport gehört nicht zu seinen primären Interessen. Im Basketball trifft er allerdings besser als ich.

Wenn Papi Sascha von seinem Sohn erzählt, leuchten seine Augen, und er lacht glücklich. Man spürt, wie sehr er Matti liebt und wie viel Lebensfreude ihm der Kleine schenkt.

Und was unternehmen Sie sonst so?

Wenn Matti bei mir ist, kochen wir gerne zusammen, sofern die Zeit reicht. Das macht uns beiden Spass. Und wenn er nur rasch zum Mittagessen von der Schule kommt, dann ist alles natürlich schon fertig. Ich bin ein leidenschaftlicher Grilleur, leider mag Matti jedoch alles, was vom Grill kommt, nicht. Er liebt wie viele Kinder in seinem Alter halt Chicken Nuggets und Ähnliches. Besonders geniesse ich unsere Papi-Matti-Abende. Da essen wir dann ausnahmsweise auch mal vor dem Fernseher und schauen uns zusammen seine Lieblingsserien an – garantiert keinen Fussball-Match!