Manuel Löwensberg: «Mein Vater ist stolz auf mich»

Längst ist der Sohn von Bundesrat Moritz Leuenberger erfolgreicher Schauspieler. Dass man mit ihm trotzdem vorwiegend über seinen Papa reden wollte, störte ihn lange. Heute kann er darüber lächeln.
 
Freihändig radelt Manuel Löwensberg (35) durch Chur. Man merkt sofort: Dieser Mann hat sein Velo im Griff. Das war beim letzten Film des Schauspielers von Vorteil: Er spielt in «Hugo Koblet – Pédaleur de Charme» (Kinostart: 16. September) die Hauptrolle, den berühmten Radrennfahrer der 50er-Jahre. «Ich bin oft mit dem Velo unterwegs, habe früher sogar als Velokurier gearbeitet», erzählt er. «Zur Vorbereitung war ich trotzdem einige Male in Oerlikon, um das Fahren auf der Radrennbahn zu lernen.»
 
Hugo Koblets Leben war einzigartig: Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, wurde ein Star und starb tragisch. Er fuhr gegen einen Baum – vermutlich Selbstmord. Für Löwensberg war es eine Herausforderung, diese Rolle zu spielen, zumal auch Koblets Weggefährten wie Ferdy Kübler und Göpf Weilenmann im Film zu Wort kommen. «Sie schätzen Koblet so sehr. Ich dachte, sie würden denken: ‹Da kommt so ein kleiner Kaspar und spielt den Hugo.› Das hat mir etwas Angst gemacht.» Nach der Premiere an den Filmfestspielen in Locarno war er zuerst niedergeschlagen. «Ich neige dazu, immer das zu sehen, was ich hätte besser machen können. Inzwischen habe ich mich aber mit dem Streifen versöhnt – die positiven Reaktionen und tollen Kritiken haben mir geholfen.»
 
In Locarno sass auch sein Vater im Publikum: Bundesrat Moritz Leuenberger. Früher mochte es Löwensberg gar nicht, wenn er auf ihn angesprochen wurde. «Ich wollte nicht auf den Bundesrats- Sohn reduziert und nur als Klatschobjekt wahrgenommen werden, sondern für das, was ich tue.» Heute steht er darüber, akzeptiert die Tatsache, dass sein Vater zu seiner Prominenz beiträgt. Wie sieht dieser den Beruf seines Sohnes? «Meine Eltern schauen sich meine Stücke an und haben mich immer unterstützt. Sie drängten mich nie dazu, etwas ‹Richtiges› zu machen. Ich glaube, sie sind stolz auf mich.»
 
Dazu haben sie auch Grund: Manuels Karriere kann sich sehen lassen, spielte er doch in diversen europäischen Schauspielhäusern, u.a. in St.Gallen, München und Wien. Sein nächster Auftritt: Auf der Churer Klibühni ist er von 11. bis 25. September in «Endstation Sehnsucht» zu sehen.
 
Vorübergehend lebt der Schauspieler deshalb in der Bündner Hauptstadt. In Zürich und Wien hat er feste Bleiben, oft ist er auch in Salzburg, wo seine Freundin lebt. Wo fühlt er sich zu Hause? «Das ist eine schwierige Frage und aktuell ein grosses Thema für mich. Am ehesten in Zürich, wo Familie und Freunde leben. Aber ich war so lange freiberuflich unterwegs, dass ich praktisch heimatlos geworden bin.» Jetzt möchte er gerne wieder in eine feste Stelle bei einem Theater- Ensemble. In welcher Stadt, wird sich zeigen. «Ich glaube ohnehin, dass ‹zu Hause› eher eine Empfindung ist als ein Ort.»