
Mario, Nicola, Johannes und Tobias Muntwyler (v.l.) in Wohlen AG. Hier feiern sie am 8. August die Premiere ihrer Inszenierung «Bric Brac», mit der sie dann bis Ende November durchs Land touren.
Circus Monti
Manege frei für die dritte Generation
Von klein auf haben die drei Söhne von Johannes Muntwyler Zirkusluft geschnuppert. Heute verantwortet jeder einen anderen Bereich im Familienunternehmen.
Von Andrea Butorin
Kurz vor der Premiere: Im Zirkuszelt sind gerade die Proben der neuen Inszenierung «Bric Brac» des Circus Monti im Gang. In der Manege stehen Kleiderständer, alte Möbel und eine Schaufensterpuppe: alles Objekte aus einem Brockenhaus, die von den Artisten zu neuem Leben erweckt werden.
Johannes Muntwyler (60) und seine drei Söhne Tobias (32), Mario (28) und Nicola (23) nehmen im Zelt einen Augenschein. Noch läuft nicht alles wie gewünscht, aber die vier Monti-Männer wirken entspannt.
Der Circus Monti ist ein relativ junges Unternehmen: Vor 41 Jahren hatte sich das Lehrer-Ehepaar Guido (1932–1999) und Hildegard Muntwyler (1936–2019) aus Wohlen AG den Traum eines eigenen Zirkus’ erfüllt. Dessen Markenzeichen ist es, dass die einzelnen Nummern jeweils in ein Gesamtkonzept eingebettet werden.
Lange tingelte das Gründerpaar mit seinen drei Söhnen durchs Land. Heute ist nur noch Johannes Muntwyler aktiv dabei. Auch dessen drei Söhne haben schon als Kinder Zirkusluft geschnuppert und sind inzwischen ebenfalls im Betrieb tätig. Jeder hat seine Rolle, die weit über einen Auftritt in der Manege hinausgeht.
«Wir machen Kultur»
Senior-Chef Johannes Muntwyler etwa hat sich eigentlich schon 2019 vom Rampenlicht verabschiedet. Letztes Jahr, zum 40-Jahr-Jubiläum, ist der Jongleur aber zusammen mit Tobias und Mario auf die Bühne zurückgekehrt: «Wir haben mit Tellern jongliert, das war in all den Jahren immer meine Lieblingsdisziplin.» Beim Circus kümmert er sich gemeinsam mit dem mittleren Sohn Mario unter anderem um Organisatorisches. Jongleur Mario ist am häufigsten in der Manege anzutreffen. Bei «Bric Brac» tritt er aber nicht als Artist auf, dafür bei «Monti’s Variété» ab November in Wohlen.
Tobias’ Paradedisziplin ist das Diabolo. Doch in der Manege steht er kaum noch: Er verantwortet Technik und Logistik, die Vermietung der Zelte sowie den Auf- und Abbau. «Ich war immer gern in der Manege. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde die Wahl klar auf die Arbeiten im Hintergrund fallen», sagt er.
Nicola, der Jüngste, ist spät ins Zirkusleben eingetaucht: Bis er elf Jahre alt war, lebte er bei seiner Mutter im Tessin. «2014 habe ich bei der Show mitgemacht, aber es war nicht so meins. Ich beherrschte keine Zirkus-Disziplin und hatte Lust, einen handwerklichen Beruf zu erlernen», sagt er. Als Zimmermann leitet er heute die Monti-Werkstatt.
Gefragt, welche Monti-Momente ihnen am stärksten in Erinnerung bleiben, nennt Johannes Muntwyler die Auszeichnung durch das Bundesamt für Kultur mit einem Preis für darstellende Künste von 2023: «Das war ein Höhepunkt und die Bestätigung von höchster Stelle, dass wir tatsächlich Kultur machen.» Tobias liebt seit jeher die Stunden nach dem Aufbau: «Nach der Arbeit sitzen wir oft noch beisammen oder gehen etwas essen.» Für Mario bleiben die Premieren etwas Spezielles: «Nach zwei Monaten voll harter Arbeit und Unsicherheiten kommt die Erlösung.» Nicola erinnert sich besonders gern an die Gastspiele in Bergorten wie Adelboden, als er noch Kind war.
Auch wenn es gerade so wirkt: Der Circus Monti ist kein reiner Männerbetrieb. Johannes’ Partnerin Armelle Fouqueray (57) verantwortet als langjährige Artistin heute das Casting des Ensembles. Tobias, Mario und Nicola sind ebenso in festen Händen, doch ihre Partnerinnen arbeiten nicht im Betrieb. «Nachwuchs ist im Moment keiner in Sicht, doch das wird sich vielleicht noch ergeben», sagt Mario Muntwyler.
Die vier Montis machen sich viele Gedanken über die Zukunft. Johannes möchte so lange wie möglich im Zirkus tätig sein, aber den Söhnen immer mehr Wissen und Verantwortung übertragen. Man müsse innovativ bleiben, aber gleichzeitig die Wurzeln nie vergessen, sagt Tobias Muntwyler: «Die Seele des Circus Monti muss so bleiben wie in den letzten 41 Jahren.» Die wichtigste Frage bleibe: «Wird das, was wir machen, dem Publikum gefallen?»