Mamis Freuden – und ihre Sorgen

Schon immer hatte die Sängerin zu ihrer Mutter Edith eine enge Bindung. Als ihre Karriere startete, fürchtete diese jedoch, dass sich alles ändern würde.

Eine wahre Pracht! Kürbisse in allen Formen und Farben sind auf dem Kürbishof in Rothenburg LU ausgestellt – und Eliane Müller (29) und ihre Mutter Edith (57) geraten ins Staunen. Und dann ins Erkunden. Sie haben die Qual der Wahl, packen am Ende eine kleine, kunterbunte Mischung ein. «Wir kochen beide gerne», erzählt die Musikerin.

Der Hofbesuch ist für Mutter und Tochter eher ein Ausflug, um Zeit miteinander zu verbringen, als eine Einkaufstour. «Allzu oft sehen wir uns nicht, vielleicht alle zwei Wochen», sagt Eliane. Und Edith, die mit Ehemann Franz (61) noch zwei weitere Töchter hat, führt aus: «Wir telefonieren häufiger, und durch den Familienchat weiss sowieso jeder, was beim anderen gerade so läuft.»

Bei ihrer mittleren Tochter läuft so einiges: Am 25. Oktober erscheint ihr fünftes Album, das schlicht «Eliane» heisst. «Es ist das erste Mal, dass ich alle Songs selbst geschrieben habe, es enthält viele persönliche Geschichten», erzählt sie. «Klassische Eliane-Balladen, aber auch schnellere Stücke.» Nervös sei sie vor der Veröffentlichung gar nicht. Schon bei der Aufnahme habe sie gemerkt, dass sie keinen Ton, kein Wort mehr ändern würde. Nachdem die letzte Zeit im Zeichen von Promo und Tour-Vorbereitung (Termine: www.elianemusic.com) stand, freue sie sich, die Musik nun endlich teilen zu können. Edith durfte schon reinhören. «Ich find’s mega schön», sagt sie und lacht. «Als Mami ist das wahrscheinlich nicht anders zu erwarten.»

Das Musiktalent hat Eliane von ihrer Mutter geerbt. Diese spielt Wald- und Alphorn, und früher nahm sie auch eine kurze Zeit Klavier-Unterricht, brachte die damals vierjährige Eliane mit in die Stunde. Diese wollte allerdings lieber Geige lernen, doch weil sie ein Piano daheim hatten, fiel die Entscheidung darauf. Was war Eliane für ein Kind? «Sie war lieb, wie heute noch. Und streng, weil sie stur war. Ein Nein von mir musste immer begründet werden, von morgens bis abends», erzählt Edith schmunzelnd. «Man sollte ja konsequent bleiben als Eltern, bei ihr war das aber echt eine Herausforderung.»

Trotz der kleinen Kämpfe war die Bindung zwischen den beiden immer eng. Sie hätten viele Ähnlichkeiten – der Humor, die Mimik, der ganze Charakter. Beide seien im Grunde harmoniebedürftig, sensibel. Als Eliane noch zu Hause wohnte, spürte Edith jeweils schon, wenn sie zur Tür reinkam, wie es ihr geht. Eigentlich sei es heute noch genauso, selbst am Telefon.

Die Nähe zu ihr, zur Familie: Als Eliane 2012 die SRF-Show «Die grössten Schweizer Talente» gewann, hatte Edith Bedenken, dass sich etwas ändern könnte. «Du hättest mich sicher nicht ermutigt, ganz auf die Musik zu setzen», sagt Eliane zu Edith, «aber für mich war sowieso klar, dass ich mein Studium beenden wollte. Und deine Zweifel hast du mir nie gezeigt.» Sie habe sich gesorgt, dass Eliane «drunderchunnt» im Showbusiness, erklärt Edith. «Ich habe diese Welt nicht gekannt, darum hat sie mir etwas Angst gemacht. Ich dachte mir, wenn das Ganze Eliane verändert, dann will ich das nicht. Aber das ist glücklicherweise auch nicht passiert, die Familie ist ihr immer noch das Wichtigste.»

Die Sorgen waren unbegründet – eigentlich hätte Edith es wissen müssen. Denn es ist das, was sie ihren Kindern mit auf den Weg gegeben hat. Eliane: «Sie sagte immer: Es chond scho, wis mues. Daran glaube ich fest. Manchmal muss man vielleicht Umwege nehmen, aber am Ende kommt alles gut.»