Mami Sarah ist sein Fels in der Brandung

Lange war es ruhig um den vielseitigen Popsänger. Die Trennung von seiner grossen ­Liebe hat seine private Lebensplanung verändert. Beruflich startet er mit spannenden Projekten wieder durch und tanzt nicht nur musikalisch auf verschiedenen Hochzeiten.

Es ist Sonntagmorgen, 10 Uhr. Im Stadtzentrum von Bern ist es noch ruhig. Wir treffen Jesse Ritch (28) gut gelaunt vor dem Eingang der New Dance Factory. Er freut sich auf ein weiteres Intensiv-Training mit Coach Flavia Landolfi (25). Der Sänger ist Teil der SRF1-Tanzshow «Darf ich bitten?» und wird von der Profi-Tänzerin auf die Auftritte in der Qualifikationssendung vom 14. März 2020 vorbereitet. Das Training sei hart. «Ich bin extrem überrascht, auf wie viele Details es ankommt. Man merkt jeden Körperteil», stöhnt der Musiker und gesteht, dass er das Ganze etwas unterschätzt habe. Heute trainiert er zusätzlich noch mit Mutter Sarah einen flotten Cha-Cha-Cha. Für ihn sei sofort klar gewesen, dass Mami seine Wunsch-Tanzpartnerin zum Thema «Family and Friends» sei, sagt er. «Sie tanzt mega gerne. Beim gemeinsamen Tanzen lernen wir uns auch von einer neuen Seite kennen, das ist interessant», meint er weiter. Beide wären sehr ehrgeizig, so könne es auch mal schwierig werden.

Fast hätte ein schlimmer Unfall die Tanzträume zunichte gemacht. Sie sei im Einsatz für die Spitex mit dem Velo gestürzt und danach erst im Spital aufgewacht. «Ich hatte eine Hirnerschütterung und ein Schädel-Hirn-Trauma»,a erzählt Sarah Kama-Kalonji (51). Zum Glück habe sie einen wachsamen Schutzengel gehabt, meint sie erleichtert. Ihr Sohn nickt
und nimmt seine Mutter liebevoll in den Arm. «Mein Mami und ich haben eine extrem enge Beziehung. Die entstand schon sehr früh, wohl auch, weil sie mich alleine grossgezogen hat», erzählt er. «Ich bin sicher, dass der gemeinsame Tanzauftritt ein einmaliges Erlebnis wird. Davon werde ich später einmal meinen Kindern und Mami ihren Grosskindern erzählen», stellt Jesse Ritch fest und schmunzelt.

Familienplanung ist allerdings beim Berner Popsänger momentan kein Thema. Völlig überraschend verliess ihn seine Frau Sara (29) im Januar des letzten Jahres nach zehn Jahren Beziehung. Das Paar hatte erst im Juli 2017 eine Traumhochzeit gefeiert. Inzwischen ist auch die Scheidung bereits durch. «Manchmal sehen nicht mehr beide den gleichen Weg», stellt Jesse traurig fest. In dieser schwierigen Situation sei seine Mutter als Vertrauensperson extrem wichtig für ihn gewesen, und sie sei jetzt wieder die einzige Frau in seinem Leben, verrät er. Er habe sich neu definieren müssen, herausfinden, wo der Weg alleine hingehe. «Wenn es nicht meine Leidenschaft zur Musik gegeben hätte, ich weiss nicht, was mich sonst aufgefangen hätte.» Jetzt gelte es für ihn aber, vorwärts zu schauen. «2020 wird mein Jahr», sagt Jesse Ritch zuversichtlich. Er will sich jetzt auf seine Projekte konzentrieren, und davon gibt es beim musikalischen Allrounder mit der ausdrucksstarken Stimme viele. Dazu gehört die Tanz-Show «Darf ich bitten?» genauso wie der Ausflug ins Musical-Fach mit «Der Löwe, der nicht schreiben konnte». «Ich will neue Sachen ausprobieren und nicht schon im Voraus Nein sagen. Wenn mir etwas nicht gefällt, kann ich es als Erfahrung abhaken», erklärt er selbstbewusst.

In den letzten zwei Jahren war Jesse Ritch mit DJ BoBo auf Tournee, stand mit Gölä auf der Bühne, begleitete als Produzent das Erfolgsprojekt «Urchig». Er als Solo-Künstler blieb dabei auf der Strecke. Das soll sich nun ändern. Er habe in den vergangenen Monaten viele Songs geschrieben, vieles darin verarbeitet und festgestellt, wie gut er sich in Bärndütsch ausdrücken könne. «Man darf gespannt sein. Lasst euch alle überraschen», sagt er – und lacht vielversprechend.