«Mä chönt mi nöd bruchä!»

In Kanada erlebte die Moderatorin Natur pur – mit Auswanderern wie Hermann Schönbächler. Obwohl sie wie er ihre Freiheit braucht, stellte sie fest, dass so ein Leben nichts für sie ist.

Ab in die Wildnis – mit Bart! Mona Vetsch (43) grinst, als sie die Fotos von ihrem Kanada-Trip zu Dreharbeiten mit Kult-Auswanderer Hermann Schönbächler (52) anschaut. Sie erklärt: «Ein Bart ist da draussen praktisch, er hält die Mücken ab.»

Ja, Mona Vetsch kennt sich aus. Ein bisschen. Für «Auf und davon – das Jubiläum» verbrachte sie insgesamt drei Wochen in Kanada. Mit Holzfäller Hermann Schönbächler wagte sie sich drei Tage in die Wildnis. Ein Abenteuer! «Er weiss unglaublich viel über die Natur, die Wälder, die ersten Siedler», erzählt sie, «Hermann kann dir genau sagen, wo man eine Blockhütte bauen könnte, und schaut nebenbei immer noch, wo es einen Baum zu fällen gibt.» Und doch hatte er – ganz pragmatisch – Nudelsuppe und Kaffee im Gepäck. Das eine als Notfall-Proviant, das andere als notwendigen Sprit. «Das Wichtigste, was ich gelernt habe? Mit einem speziellen Stein Feuer zu machen, damit ich morgens das Wasser aufsetzen konnte. Nicht ganz uneigennützig: Es ist bei mir wie bei Hermann – ohne Kaffee läuft nichts.»

Ein «geöltes Betriebssystem» war für die Moderatorin generell wichtig. Immerhin stand in Kanada nicht nur der Besuch bei Schönbächlers an. Auch bei anderen Auswandererfamilien, die in den vergangenen zehn Jahren in «Auf und davon» zu sehen waren, klopfte sie an die Tür. So etwa bei  den Volks, die mitten in einem gigantischen Wald wohnen. Sie hatten zuletzt nicht nur mit den Behörden zu kämpfen, sondern auch mit einem Schwarzbären.

Die Jubiläumsfolge konzentriert sich auf Kanada, weil sie in keinen anderen Staat so viele Auswanderer begleiteten. Es sei für zahlreiche Schweizer ein Sehnsuchtsland. «Das Gefühl der Grösse, diese Weite und Wildheit – ich kann das sehr gut nachvollziehen», sagt Mona Vetsch. Vielleicht fasziniere sie dieses Leben in und mit der Natur auch, weil sie es ein Stück weit von früher kenne. Sie ist auf einem Bauernhof im Thurgau aufgewachsen. Dennoch macht sie sich keine Illusionen: «Ich selbst wäre gänzlich ungeeignet für so ein Leben. Mä chönt mi schlicht nöd bruchä!» Die Auswanderer müssten so viel können – Pfadschlitten fahren, Häuser bauen, Dinge reparieren. Sie sei einfach zu wenig praktisch veranlagt. Höchstens bei der Gartenarbeit könne sie mithalten – wobei es da beim Einkochen mit ihrem Talent schon wieder vorbei sei.

Die grosse Freiheit, die viele Auswanderer nach Kanada zieht, sucht Mona Vetsch nicht. «Zumindest nicht räumlich gesehen. Ich brauche Menschen um mich, und wenn mir meine Nachbarn in die Wohnung schauen können – was tatsächlich der Fall ist – stört mich das gar nicht», erzählt sie. Mit ihrem Mann und den Buben Antonin (7), Dimitri (9) und Matteo (11) lebt sie in Zürich. «Wenn ich Zeit für mich brauche, reicht mir mein Schrebergarten.»

Auch ihr Job gewähre ihr eine gewisse Freiheit: Sie könne für eine begrenzte Zeit ins Leben anderer eintauchen, habe glücklicherweise nur wenig Bürozeiten. «Da bin ich wie meine Söhne: Wenn ich zu lange in geschlossenen Räumen bin, werde ich gischpelig. Ich bin der Überzeugung, dass der Mensch nicht für Indoor-Haltung gemacht ist.» Es ziehe sie immer mehr in die Natur: Unbekannte Wege entdecken, draussen sein – das beschere Glücksgefühle. Egal, ob in einem «durchschnittlichen Schweizer Wald» oder in Kanadas Wildnis mit Hermann Schönbächler.