Daniela Simmons und Atilla Sereftug
Liebesglück seit 30 Jahren!
So unterschiedlich sie privat auch ticken: Musikalisch sind die Schweizer «Eurovision»-Stars auf einer Wellenlänge. Jetzt steht eine Veränderung an.
Wir waren eben in den Ferien in der Südtürkei. Als wir zurückkehrten, war unser Haus unter Wasser», erzählt Atilla Sereftug (69). In ihrer Abwesenheit gab es heftige Gewitter mit starkem Regen. Das Wasser floss unter der Balkontür durch und breitete sich aus. «Zum Glück ist das Zimmer von unserem Sohn Jason noch bewohnbar», ergänzt seine Frau Daniela Simmons (58). «So können wir da schlafen. Er ist momentan in Lausanne.» Ein Besuch der GlücksPost im Zuhause des Paars in Avenches ist deshalb unmöglich.
Wir treffen uns im Studio «Relief» in La Sonnaz – das zweite Daheim der beiden. Hier nehmen sie ihre Werke auf. Musik, die sie selbst interpretieren oder für andere Künstler schreiben. Erfolgsautor und Produzent Atilla hat «Ne partez pas sans moi» geschrieben – der Text stammt von Nella Martinetti († 2011) –, mit dem Céline Dion 1988 den Concours «Eurovision» gewann und ihre Weltkarriere startete.
Auch seiner Frau verhalf Atilla zu internationalem Erfolg: Er komponierte – ebenfalls mit Nella als Texterin – das Lied «Pas pour moi», mit dem Daniela 1986 für die Schweiz den zweiten Platz beim «Eurovision Song Contest» holte. «Ich weiss noch genau, wie ich sie das erste Mal traf», erinnert er sich. «Ein schönes Mädchen mit einer wundervollen Stimme.»
Damals funkte es noch nicht. Die beiden blieben Freunde. Erst drei Jahre später wurden sie ein Paar. Kurz nach der Hochzeit 1992 kam Sohn Jason (26) zur Welt. Gerne hätte Daniela «mindestens fünf Kinder» gehabt. Doch da sie ständig auf Achse sind, war schon eines eine Herausforderung. «Wir schafften das dank der Mithilfe von Danielas Mutter», sagt Atilla. Daniela machte einige Jahre Mutterschaftspause. «Ich wollte, dass mein Kind eine Mama hat. Das sind wohl meine italienischen Wurzeln.»
Italienisch ist eine der Sprachen, in denen sich Atilla und Daniela unterhalten. Genauso oft fallen englische und deutsche Worte. Sie nennt ihn zärtlich «Schätzeli» oder «Ati». «Keiner kann mit dem anderen in seiner Muttersprache sprechen», sinniert er. «Das ist schon speziell.» Daniela meint, sie habe es nach 30 Jahren aufgegeben, dass ihr Mann Französisch lerne. «Streiten tun wir auf Englisch, das ist am Einfachsten», sagt sie mit ihrem typischen, schallenden Lachen.
«Die Sprache der Musik verbindet uns», meint Atilla. «Wenn wir an einem Konzert etwas hören, das uns berührt, finden sich unsere Hände wie von allein. Das ist wunderschön.» Während er eher der besonnene Typ ist, bricht bei Daniela das südländische Temperament durch. Sie redet mit den Händen, macht grosse Gesten. Mit ihrer Herzlichkeit umschliesst
sie ihr Gegenüber sofort. Beim Gespräch sprudelt es nur so aus ihr heraus. Atilla legt da und dort sein Veto ein und findet, das müsse nicht alles überall zu lesen sein.
Nach ihren jahrelangen, grossen Erfolgen im Pop- und Chanson-Bereich haben die beiden Lust auf eine Veränderung: «Wir befinden uns in einer musikalischen Metamorphose», erklärt Daniela. Sie interessieren sich seit längerem für Jazz. «Wir sind ja beide ausgebildete Klassik- und Jazz-Musiker», sagt Atilla, dem das heutige Popbusiness zu oberflächlich
geworden ist. «Es braucht wieder Musik mit Tiefgang und Herz.» Vor zwei Jahren veröffentlichten sie das Album «Jazzed». Darauf interpretiert Daniela Pop-Klassiker wie «Waterloo» oder «Remember the Time», die Atilla «verjazzed» hat. Das Projekt läuft unter dem Namen «A Certain Note». So heisst auch die Band, mit der sie im In- und Ausland auftreten. Bis vor wenigen Jahren gehörte Jason als Schlagzeuger dazu. Doch er hat eine neue Berufung als Filmemacher gefunden.
In dieser Funktion war er am zweiten, aktuellen Familienprojekt beteiligt: Als «Aventia
Crooners» spielen sie Filmmusik-Klassiker wie «Don’t Cry for Me Argentina» oder «Eye of the Tiger» – neu interpretiert und begleitet vom tschechischen Philharmonie-Orchester. Jason schnitt Filmszenen zusammen, die dazu eingespielt werden. Ein gigantisches Projekt: «Wir stehen mit 110 Leuten auf der Bühne», sagt Atilla. Wegen der schieren Grösse konnten sie es bislang erst einmal aufführen. «Unser grosser Traum ist es, das im Amphitheater von Avenches zu spielen.» Nächstes Jahr könnte es vielleicht klappen.
Bis dahin sind Daniela und Atilla mit «Jazzed» unterwegs. Die nächsten Schweizer Livedaten: 19. 7. am «Swing in the Wind Jazz Festival» in Estavayer und 20. 7. im «Beach House» in Murten.