«Lieber Gott, bitte nimm mir nicht meinen Mann»

Im vergangenen November brach für sie eine Welt zusammen: Ihre grosse Liebe starb beinahe an einem Herzinfarkt. Ein Schock, der die Schlagersängerin bis heute tief bewegt.

Es ist der 26. November 2020, später Nachmittag in Norddeutschland. Für Géraldine Olivier (53) ein Tag wie jeder andere auch. Sie sitzt in der Küche ihres Hauses, trinkt einen Kaffee. Ihr Mann Lutz Ribatis (56) kommt rein, verabschiedet sich: Er geht zum Tennis. Ein Kuss, ein «Ich liebe dich». Dazu sagt er lächelnd, dass er sich auf den Serien-Abend mit ihr freue. Doch zu diesem kommt es nicht: Denn fast wäre es ein Abschied für immer gewesen!Wenig später klingelt bei der Sängerin das Telefon. Ein Nachbar bringt ihr schonend bei, dass ihr Mann beim Tennis zusammen­gebrochen ist.

«Ich fragte nur: Lebt er?», erzählt Géraldine Olivier der GlücksPost am Telefon. «Die Antwort war: Nein, er wird gerade reanimiert. Wahrscheinlich ein Herzinfarkt.» In Windeseile alarmiert die Sängerin ihre Nachbarin, die sie zum Ort des Geschehens fährt. Ihr Mann ist immer noch dort, der Abtransport zu gefährlich, zumal die Halle nur über einen sechsminütigen Fussweg zu erreichen ist. «Deshalb haben die Sanitäter den Weg erst nicht gefunden. Lutz’ Tenniskumpel Heinz Junge – schreiben Sie den Namen nur –, war sein Schutzengel. Er musste ihn 15 Minuten lang alleine reanimieren, in Dunkelheit, weil das automatische Licht sich ausgeschaltet hatte. Bis mein Nachbar kam, der die nachfolgende Stunde gebucht hatte, die Sanitäter schliesslich lotste und mich verständigte.»Dort angekommen fühlt sich Géraldine Olivier wie in einem OP-Zimmer. Zwei Ärzte und fünf Sanitäter haben ihren Mann, der tatsächlich einen schweren Herzinfarkt hatte, vor Ort intubiert, kämpfen um sein Leben.

«Ich wollte sofort zu ihm», erzählt die gebürtige Schweizerin. «Doch sie hielten mich zurück: Ich solle ihn so in Erinnerung behalten, wie er war. Wegen seines Sturzes blutete er sehr stark, sah schlimm aus.» Erst eineinhalb Stunden später ist Lutz Ribatis stabil genug für den Transport. Géraldine bittet darum, ihn ins UKE, die Hamburger Herzklinik, zu bringen. «Der Arzt schaute mich nur an und meinte, ich müsse froh sein, wenn er die fünf Minuten Fahrt ins nächste Spital überlebe. Ich hatte das Gefühl, der Boden öffnet sich unter mir und ich sterbe, jetzt wird mir alles genommen.»Wegen Corona darf Géraldine  Olivier nicht ins Krankenhaus. Nachts um 3.30 Uhr erhält sie einen Anruf: Lutz wurde operiert, zwei Stents eingesetzt. Dann musste der Eingriff abgebrochen werden, er sei nicht mehr stabil genug. «Beten, beten, beten – das war alles, was ich tun konnte. Lieber Gott, bitte nimm mir nicht meinen Mann.» Zwei Tage später wird die Operation fortgesetzt, Lutz Ribatis bekommt drei weitere Stents. Kurz darauf endlich Entwarnung: Er ist über den Berg.  Die Reha macht er wegen Corona unter Anleitung zu Hause. Er ist schwach, müde, hat sechs Kilo an Gewicht verloren. Aber: Tag für Tag erholt er sich ein bisschen.

Als Géraldine Olivier die Geschichte erzählt, ist sie immer noch tief bewegt. «Wissen Sie, 2020 – mein 25-jähriges Bühnenjubiläum – war wegen der Pandemie beruflich schrecklich. Aber dieses Erlebnis war eines der schlimmsten meines Lebens. Ich wusste sofort: Wenn ich meinen Mann verliere, ist nichts mehr, wie es mal war. Mit meiner Karriere hatte ich schon abgeschlossen: Ich hätte nie mehr singen können. Und wir haben ja noch so viele Pläne, wollen zum Beispiel in drei Jahren nach Mallorca auswandern.»

Nicht nur für sie, auch für ihre beiden Söhne war das Erlebnis ein Schock: Jonas (20), der schon seine leibliche Mutter verloren hat, sprach tagelang nicht mehr. Ihr Sohn Gregory (20) war ebenfalls am Boden zerstört. Géraldine: «Für sie wie auch für mich ist Lutz der Anker. Er schaut, dass es uns gut geht, tut alles für uns und gibt uns Halt.»

Wie geht es ihrem Mann heute?   «Wenn ich ihn necke, scherzt er: ‹Schatzi, sei sanft zu mir, du weisst ja, ich bin herzkrank›», erzählt sie schmunzelnd. «Es geht ihm viel besser. Er ist schon wieder fleissig, arbeitet für ein neues Pop-Label. Die Schlagerbranche liegt derzeit ja sozusagen brach. Entschädigungen gab es bis November keine! Ich habe deshalb das erste Mal in meinem Leben demonstriert.» Und auch Medienanwalt und Manager Lutz Ribatis habe an allen Fronten gekämpft – für seine Frau, für andere. Den Infarkt erlitt er zwar wegen einer nicht erkannten Arterienerkrankung, die schwierige Situation habe das Drama aber wohl zusätzlich provoziert.

Die aktuelle Lage bringt die Schlagersängerin, die gerade die Single «Weil du mich liebst» veröffentlicht hat, heute aber nicht  mehr aus der Ruhe. «Das ist egal. Wenn man die Gesundheit hat, hat man alles.» Was sie besonders freut: Lutz habe kein Stück von seinem Optimismus verloren. «Das liebe ich so an ihm: Er ist ein positiver Mensch, wird es immer bleiben. Er ist mein Sonnenschein. Deshalb hatte ich dort in der Halle auch das Gefühl, ich sterbe – als würde nun auch mein Licht ausgehen», erzählt sie. «Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar und glücklich ich bin, dass mir mein lieber Mann nicht genommen wurde.»