«Liebe ist die Grundlage von allem»

Sie gehört zu den grössten Schauspielerinnen unserer Zeit: Die Oscargewinnerin erzählt im Interview, weshalb sie froh darüber ist, ihren Mann erst relativ spät im Leben kennengelernt zu haben, und weshalb sie keine Kinder wollte.

Sie sei ein furchtbarer Mensch, total gierig, sagte Helen Mirren einst. Doch wer sie kennt, will ihr diese Selbstbeschreibung nicht abkaufen. Denn die 78-Jährige wirkt im Gespräch wie die Höflichkeit und Güte in Person, gelegentlich ein schüchternes Lachen einschiebend, stets auf ihren Interviewpartner konzentriert. Doch sie ist eben auch zur Selbstironie fähig, in der ein Kern von Wahrheit steckt. Sie bezieht diese Charakterisierung auf ihren aktuellen Film «Golda», in dem sie die legendäre israelische Premierministerin Golda Meir spielt. «Ich will grossartige Frauen darstellen, und Golda war nun einmal eine der grössten», meint sie. «Deshalb wäre ich sogar bereit gewesen, auf eine Gage zu verzichten, weil wir so wenig Geld hatten.»

Sie war dafür auch bereit, eine Kontroverse auszuhalten, denn verschiedene Kritiker mäkelten, dass eine Nicht-Jüdin schlecht eine Israelin spielen könnte. Aber es ist bezeichnend, wie sie darauf antwortet – voller Verständnis für die Gegenseite und zugleich selbstbewusst: «Ich glaube grundsätzlich, dass jeder Schauspieler jede Rolle übernehmen kann. Aber es kann auch sein, dass derjenige, der eine Figur von Grund auf versteht, am besten dafür geeignet ist. Nehmen Sie den Darsteller Troy Kotsur, der als Tauber einen tauben Mann in dem Film ‹Coda› darstellte und dafür einen Oscar bekam. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich diese Chance bekam.»

Woher kommt diese enorme Menschenfreundlichkeit? Eigentlich hätte Helen Mirren viele Gründe, verbittert zu sein. Als junge Schauspielerin wurde sie immer wieder mit sexistischem Verhalten konfrontiert: «Die Männer haben damals Dinge angestellt, mit denen sie heute nie mehr durchkommen würden. Und für sie war das damals völlig normal. Manchmal habe ich dagegen etwas gesagt, aber keiner hat das beachtet.