Letztes Adieu in der zweiten Heimat

Nach der Abdankung von Fritz Künzli (†) reist die Entertainerin nach Cannes, wo sie viel Zeit mit ihm verbracht hatte. Um sich an den Lieblingsorten von ihrem geliebten Partner endgültig zu verabschieden.

Seit 30 Jahren verbringen wir in Cannes unsere Ferien», erzählt Monika Kaelin (65). Ihr geliebter Partner Fritz Künzli (†73), der in den letzten Jahren wegen seiner Demenz immer schwächer geworden war, blühte an der Côte d’Azur auf. «Die Luft am Mittelmeer tat ihm gut. Doch er wollte nicht mehr fliegen.» So war die französische Stadt, die  sechs Stunden Autofahrt entfernt war, ideal. «Cannes war unsere zweite Heimat», sagt die «Prix-Walo»-Chefin. «Ich kenne es wie meine Hosentasche.»

45 Jahre waren die Showbusiness-Königin und der Fussballstar unzertrennlich, am 22.12. schloss er für immer die Augen – in Monikas Armen. «Es waren die zweiten Feiertage in Folge, die wir im Spital verbrachten», sinniert die Schwyzerin. Letztes Jahr im Herbst erlitt Fritz – während das Paar in Cannes war – eine lebensgefährliche Hirnblutung. Auch Weihnachten 2018 verbrachten sie deshalb in der Klinik. Fritz war nach der schweren Hirnblutung halbseitig gelähmt. Er musste rund um die Uhr gepflegt werden. Doch er war ein Kämpfer, geistig schnell wieder da, konnte mit Therapeutenhilfe sogar wieder ein paar Schritte gehen.» Fritz wollte leben und lernte alles langsam und mühsam wieder. Hoffnung! Immer wieder Hoffnung.

Nun ist Monika allein. «Nach so vielen Jahren!» Wie soll sie weitermachen? Will sie das überhaupt? Weiterhin so viel Energie – hauptsächlich ehrenamtliche Arbeit – in den «Prix Walo» stecken? «Es gehört sich nicht, als Präsidentin und Produzentin diese gemeinnützige Institution nach 45 Jahren sausen zu lassen. Der ‹Prix Walo› und vor allem die ‹Prix-Walo›-Sprungbretter sind einzigartige Nachwuchs-Förderprojekte, die wichtig sind für junge Schweizer Künstler.» Fritz habe sie gelehrt, immer wieder aufzustehen, vorwärtszugehen, weiterzumachen. Nicht im Selbstmitleid zu versinken. «Der Tod eines Nahestehenden soll das eigene Leben nicht völlig umkrempeln.»

Monika hat Pläne, zumindest für die nahe Zukunft. «Ich will nicht zu weit vorausdenken. Der Herrgott und Fritz werden mich schon in die richtige Richtung weisen.» Sie hofft, dass ihr Körper und ihre Seele schnell regenerieren. Sie will wieder auf die Bühne und neben dem «Prix Walo» möchte sie in Zukunft zwei Tage pro Woche im Kloster Ingenbohl bei Brunnen SZ in der Altenbetreuung arbeiten. Um Fritz selbst daheim versorgen zu können, hat Monika die SRK-Schule als Hilfspflegerin absolviert. «Mir fehlt nur noch ein Praktikum zum Zertifikat.»

Fritz ist für sie noch immer präsent. «Ich fühle mich beschützt.» Obwohl sie nie über den Tod gesprochen hätten, seien sie beide sicher gewesen, dass ihre Verbindung nie abreisst. Auch Fritz’ Demenz sei kein Thema gewesen. «Mein Schätzeli wollte nicht darüber reden. Ich sagte ihm einfach immer, wenn etwas passierte: ‹Hey, das ist schon ok.› Man soll bei Demenzkranken Erfolgserlebnisse hervorheben, immer das Positive sehen, sie nicht plagen indem man sie korrigieren – auch wenn die unsinnigen Taten des anderen einen manchmal beelenden.» Man müsse sich zusammenreissen und den Patienten und seine Bedürfnisse ins Zentrum stellen. Auch wenn er abwesend wirkte, ist Monika überzeugt, dass Fritz noch bis zum Schluss alles mitbekommen hat: «Als er am TV die Nachricht sah, dass Köbi Kuhn gestorben ist, sah er mich mit grossen Augen an.» Nun ist er seinem Mitspieler beim FCZ praktisch genau einen Monat später gefolgt. Dass in den Todesanzeigen der beiden Fussball-Legenden dasselbe Zitat von Rainer Maria Rilke steht, ist Zufall.

Abschied von Fritz Künzli nehmen Familie, Freunde, Fussball-Kollegen und Fans am 11. 1. um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Martin in Schwyz. «In dieser Kirche haben wir 1985 geheiratet», erklärt Monika die Wahl. Anschliessend an den Abschiedsgottesdienst findet die Beisetzung von Fritz’ Urne im Familiengrab statt.

Wirklich überraschend kommt sein Tod für kaum jemanden. Monika hat sich nie gescheut, ihren kranken Gatten mitzunehmen – auch an öffentliche Anlässe. Sie wollte ihn und sein Leiden nicht verstecken. Und dank ihrer aufopfernden Pflege konnte sie seit langem Stück für Stück Abschied nehmen. «Fritz musste lange kämpfen. Er war sehr tapfer.»

Monika wäre vor der Abdankung gerne nochmals nach Cannes gegangen. Geplant war eigentlich vergangenes Wochenende. «Ich wollte ein bisschen ausspannen.» Schliesslich hat sie die ganze Abdankung und Beerdigung selbst organisiert – zusammen mit dem Pfarrer, Familie, Freunden und diversen Clubs, bei denen Fritz gespielt hatte. Vor allem aber wollte Monika in Cannes ganz für sich Abschied nehmen vom Mann ihres Lebens. Nochmals all die Lieblingsorte von Fritz besuchen: die wunderschöne Kirche Nôtre-Dâme d’ Espérance, den Strand und den Markt, den Fritz so gemocht hat. Doch für diese persönliche Abschiedszeremonie blieb noch keine Zeit. Zu viel muss Monika in diesen Tagen organisieren und erledigen. «Ich werde nach der offiziellen Abdankung nach Cannes gehen.» Dann hat sie alle Zeit der Welt, um ihrem Schätzeli Adieu zu sagen.

Zweite Heimat: In Cannes fühlte sich das Paar wohl.