Kummervolle Zeiten für die Queen

Mit ihren 93 Jahren hätte die Monarchin etwas Ruhe verdient – doch das Gegenteil ist der Fall. Der Skandal um ihren Sohn Andrew erschüttert sie zutiefst. Und sie hat noch mehr Sorgen.

Seit 67 Jahren sitzt Königin Elizabeth II. auf dem Thron – scheinbar unerschütterlich. Von politischen Krisen bis zum Skandal um ihre vermeintlich kaltherzige Reaktion nach dem Tod von Ex-Schwiegertochter Diana († 1997): Die Queen hat alle Stürme stoisch überstanden. Doch jetzt, mit ihren 93 Jahren, muss sie «die schlimmste royale Krise seit Diana» erleben, wie es britische Medien bezeichnen. Ihr eigener Sohn im Verdacht, eine Minderjährige missbraucht zu haben, seltsame Erklärungen und Ausflüchte in einem desaströsen TV-Interview (die GP berichtete), das Prinz Andrew (59) schliesslich zu Fall brachte. «Sie ist tief getroffen», meint Royal-Biographin Ingrid Seward im britischen TV.

Andrew ist von allen royalen Pflichten zurückgetreten für «unbestimmte Zeit». In seinem Statement erklärt der Prinz, er habe die Königin darum gebeten, und sie habe eingewilligt. Allerdings glauben Experten, dass das so nicht ganz stimmt. Andrew habe zwar sowohl mit seiner Mutter wie auch mit seinem Bruder, Thronfolger Charles (71), Krisengespräche geführt, am Ende sei es aber die Königin gewesen, die ihn zu dem Schritt aufforderte. Nicht aus bösem Willen, sondern zum Wohl der gesamten Königsfamilie und der Monarchie, deren Ansehen durch ihn bösen Schaden nehmen könnte. «Das ist sich die Queen bewusst, und deshalb wurde diese Entscheidung getroffen», sagt Biographin Seward. Zudem soll Andrew, der nun auch keine Apanage mehr erhält, auf diese Weise aus der Schussbahn genommen werden. «Er ist ihr Lieblingssohn, und sie will ihn beschützen.»

Ihr persönliches Befinden hat Elizabeth ihrer Rolle als Königin untergeordnet. «Selbstlos und pflichtbewusst, ein grosses Vorbild», wird sie von Prinz William (37) bezeichnet, und er schwärmt, dass sie eine tolle «Granny» sei. Grossmutter, Mutter, Ur-Grosi – das sind Seiten der Queen, die für die Öffentlichkeit kaum sichtbar sind. Enkelin Eugenie (29), Andrews jüngere Tochter, meinte in einer TV-Dokumentation zu Elizabeths 90. Geburtstag, dass die Queen auf ihrem Sommersitz in Schottland nicht nur wegen der Landschaft am glücklichsten sei, sondern auch, weil sie dort die Familie um sich habe.

Während die Königin sich zwar standhaft zeigt, muss die Familienfrau in ihr derzeit in Aufruhr sein. Wegen Andrew, aber auch, weil das ganze 2019 ein «annus horribilis» für sie war. Ein Ausdruck, den sie einst für 1992 verwendete, als u. a. Windsor Castle brannte und Andrew und Herzogin Sarah sich scheiden liessen.

Nebst ihrem Sohn sorgten 2019 aber auch Prinz Harry und Herzogin Meghan für erhöhten Blutdruck bei ihr: Tag für Tag neue Schlagzeilen, meist negative. Angefangen mit der Taufe ihres Sohnes, die sie im Privaten abhielten. Dann lösten sie Kritik aus, indem sie ungeniert mit Privatjets durch Europa reisten, aber Umweltschutz predigten. Die Krönung waren dann das Statement und die Afrika-Doku, in denen das Paar die Presse für ihre Berichterstattung rügte und klagte, wie schwierig das Leben für sie derzeit sei. Öffentliche Gefühlsausbrüche: Das ist das Gegenteil von dem, was die Königin für richtig hält. Und am Hof gilt immer schon: Schweigen ist Gold. «Die Queen ist besorgt, in welche Richtung die beiden gehen», sagen Palast-Insider. Dennoch steht die Königin zu dem Paar und segnete auch dessen Wunsch ab, Weihnachten nicht mit ihr in Sandringham zu feiern, sondern bei Meghans Mutter in Los Angeles.

Harry und Meghan sowie Andrew – das waren dieses Jahr die grössten Belastungen für die Queen. Als «Supplements» kamen die Brexit-Probleme dazu, die «ihr Land» peinlich dastehen lassen, und der Fehltritt ihres Mannes, Prinz Philip (98). Der hatte im Januar einen schweren Unfall verursacht und danach den Führerschein abgegeben – freiwillig, hiess es. Wirklich? Gut möglich, dass es die Queen ihrem Gatten dringend nahelegte. Denn das Ansehen der Familie gilt es zu schützen. Und das ist derzeit wahrlich eine Herausforderung. Ein friedvolles 2020: Es wäre der Königin zu wünschen.