König mit sonnigem Gemüt

Ein Leuchten umgibt den Schwingerkönig von 1989: Der SRF-Kommentator ist fest eingebunden in seine Umgebung und die Tätigkeiten. Gesundheitlich ist er auch wieder fit!

Wenn d Sunne hingerem Jura undergeit», sagt Adrian Käser (51) in Anlehnung an das berühmte Lied des Seeländer Sängers George, «ist es hier oben besonders schön.»

Mit «hier oben» meint er den Oberbühlchnubu, einen Hügel im Emmental, mit Auto nicht weit von Käsers Wohnort Alchenstorf BE entfernt. Er aber radelte 45 Minuten mit dem Mountainbike zum Treffen mit der GlücksPost. Die Anstrengung hat sich gelohnt: Der Blick über das Juramassiv ist eindrücklich. «Hier kann ich abschalten», sagt der jüngste Schwingerkönig aller Zeiten – mit 18 Jahren besiegte Käser 1989 den haushohen Favoriten Eugen Hasler (57). Er tritt gern in die Pedale. «Für mich ist Velofahren ein Plausch und durch meine Verletzungen von früher aus meiner Zeit als Spitzensportler eine gute Betätigung, da die Bewegungen schonend sind.»

Die heftige Corona-Erkrankung vom letzten Sommer hat zum Glück keine langfristigen Nachwirkungen. «Einzig der Geschmackssinn war etwa sechs Monate eingeschränkt, sonst fühle ich mich wieder fit.» Der Berner hatte einen Schutzengel: «Der Arzt sagte mir, ich solle meiner Frau danken.» Sie war es, die – selbst auch erkrankt – darauf bestand, ins Spital zu gehen. Da war Käser schon so geschwächt, dass er nur noch liegen konnte. In der Klinik spitzte sich die Lage noch dramatisch zu.

Er habe so lange gezögert, zum Arzt zu gehen, weil er seit Ewigkeiten nicht mehr krank gewesen sei. Die letzte Phase mit körperlichen Gebrechen war Ende der 1990er-Jahre. Sie führte 1999 zu seinem Rücktritt vom Schwingsport. Der gelernte Futtermitteltechniker, der seit seiner Lehre bei Tiernahrungshersteller Kunz Kunath AG arbeitet und heute in der Geschäftsleitung sitzt, begann danach, Schwingfeste zu kommentieren. Zuerst am Radio. Bald entdeckte ihn SRF.

Gern erinnert er sich an den «Eignungstest», den er mit Sport-Kommentator Stefan Hofmänner (55) zusammen hätte absolvieren müssen. Doch Hofmänner war kurzfristig verhindert, worauf Käser allein kommentierte – und auf Anhieb überzeugte! Dass er einfach drauflosreden kann, war nicht immer seine Stärke. «Zwischen 15 und 20 war ich sehr ruhig, was meine Kollegen schon mal zum Sticheln verleitete: ‹Jetzt red nicht so viel.›», erzählt er lachend. Dabei strahlt sein ganzes Gesicht und erhellt alles um ihn herum. Dass er gelernt habe, aus sich herauszukommen, habe sicher mit den vielen Interviews zu tun, die er in seinen aktiven Jahren geben musste.

Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Pratteln BL feiert Käser ein kleines Jubiläum: Es ist sein fünftes ESAF, das er für SRF kommentiert. Der König freut sich auf einen friedlichen Anlass ohne Unfälle und einen würdigen Sieger. «Die Atmosphäre an den Eidgenössischen ist genial. Es ist die richtige Mischung aus Sportevent und Volksfest.» Er ist gespannt auf jeden Kampf, den er kommentieren darf. Als
Vater aber natürlich auch besonders auf das Abschneiden seines Sohnes Remo (25), dem er nach Bekanntgabe der Paarungen schon mal per SMS schreibt, worauf er beim nächsten Gegner achten soll.

Remo ist einer der Vorreiter, was die eigene Vermarktung betrifft. Er warb unter anderem für einen deutschen Detailhändler – was bei der traditionsbedachten Schwingergemeinde nicht überall gut ankam. Vater Käser stört das nicht. Ebenso wenig, dass Schwingen als Trendsport immer mehr Menschen begeistert: «Früher wurde es oft als ‹Raufen› belächelt, da viele keine Ahnung hatten. Es ist schön, dass die Leute nun wissen, was dahintersteckt.» Ja, das hat sich definitiv geändert. Begriffe wie «Schlussgang», «Gestellter», oder «Anschwingen» muss man nicht mehr erklären.

Weniger Änderungen sieht Adrian Käser in seinem Lebensstil. Er kann sich gut vorstellen, bis zur Pension bei seinem Arbeitgeber zu bleiben, da er sich dort stets weiterentwickeln und neue Aufgaben anpacken konnte. Auch das Kommentieren von Schwingfesten hat für ihn kein Ablaufdatum. So bleibt er mitten im Geschehen seines Lieblingssports. Und wenn die Sägemehlsaison zu Ende geht, beginnt die seiner zweiten Leidenschaft: Eishockey. Ein schöner Wechsel, der Adrian Käser durchs Jahr hindurch erfüllt.