«Wir haben unser Schicksal angenommen»

Stets versprüht der Bauchredner gute Laune. Dass der Thurgauer im Sommer zwischen Leben und Tod schwebte und wie krank seine Frau war, wusste kaum jemand. Erstmals spricht das Paar nun über seine schwierige Zeit.

Hand in Hand spaziert der populäre Bauchredner zusammen mit seiner Frau Ruth (70) über die Hafenmole in Kreuzlingen TG. Alle paar Meter werden sie freundlich von Bekannten gegrüsst. Die beiden setzen sich am Seeufer gemütlich auf einen Stein und geniessen die Abendsonne. Das Wasser sei ihr Kraftelement, sagt Urs Kliby (65).

Und viel Kraft und Zuversicht brauchte das harmonische Paar, das seit 39 Jahren verheiratet ist, in den letzten Monaten denn auch. Obwohl der Bauchredner schon wieder regelmässig auf der Bühne steht, muss er sich noch schonen. Anfang Juli wurde er in der Herzklinik Kreuzlingen während fünf Stunden am offenen Herzen operiert und bekam vier Bypässe eingesetzt. Die Auftritte mit Caroline, so wie am letzten Wochenende, seien für ihn jedoch die beste Therapie und natürlich mit dem Arzt abgesprochen.

Dass der lebensrettende Eingriff rechtzeitig vorgenommen werden konnte, hat Kliby einer traurigen Begebenheit zu verdanken. Ein Bekannter sei im Juni völlig überraschend an einem Herzinfarkt gestorben. «Ich weiss, dass er unter Asthma litt, aber das hat ja nichts mit dem Herz zu tun», sagt der Künstler. Er sei ebenfalls seit Langem wegen seines allergischen Asthmas in Behandlung gewesen, habe zudem immer häufiger Atembeschwerden gehabt, erzählt er weiter. Der Todesfall beunruhigte ihn, und er ging zum Arzt. Untersuchungen beim Kardiologen ergaben dann beim Thurgauer extreme Durchblutungsstörungen. Die Blutbahnen waren nicht einmal mehr für das gespritzte Kontrastmittel durchlässig genug. Es sei zwei Minuten vor zwölf, habe der Herzchirurg gesagt, so Kliby ernst. «Mein Schatz und ich waren natürlich erst mal geschockt. Und uns war gleich bewusst, dass eine sofortige Herzoperation unumgänglich war.» Er hätte sonst einen Herz-infarkt oder -stillstand riskiert.

Und es ist nicht das erste Mal, dass er mit einer so dramatischen Diagnose konfrontiert wurde. Im Oktober vor drei Jahren lautete diese: Prostata-Krebs. «Ich hatte Glück im Unglück. Die drei Tumore waren eingekapselt und hatten keine Metastasen gebildet. Dank der Früherkennung genügte die operative Entfernung», erinnert er sich. Weder Bestrahlung noch Chemotherapie seien nötig gewesen. Fast gleichzeitig wie Kliby von seiner Krebserkrankung erfuhr, wurde bei seiner Frau Hautkrebs festgestellt. «Im Gesicht und im Décolleté liess er sich mit Salben bekämpfen. Am Oberschenkel musste nach einer Biopsie aber ein grosses Stück rausgeschnitten werden – schwarzer Hautkrebs», erzählt Ruth Kliby.

Und als wäre das alles noch nicht genug, erhielt sie nach einer Mammografie im letzten Sommer die Diagnose Brustkrebs. Man habe die bösartigen Tumore herausoperieren können und sie sei ohne Chemotherapie und Bestrahlung ausgekommen, erzählt sie. Sie sei eine Optimistin und Kämpferin, habe immer versucht, positiv zu denken. Ihre Mutter werde im Oktober schliesslich 101 Jahre alt. Die Krankheiten ihres Mannes hätten sie weit mehr belastet als ihre eigenen. «Wir haben viele Gespräche geführt, uns immer gegenseitig unterstützt und Mut gemacht. Anders schafft man das gar nicht. Wir wollen beide schliesslich leben, und das hoffentlich noch sehr lange», betont Ruth mit fester Stimme.

Kliby nimmt seine Frau liebevoll in den Arm, gibt ihr einen Kuss. «Wir haben unser Schicksal angenommen», sagt er. Es sei ihm aber nicht immer leicht gefallen. Er sei auch mal verzweifelt gewesen, habe geweint, gesteht er. Er hoffe aber, dass jetzt genug sei mit negativen Diagnosen. «Wir versuchen, möglichst nichts mehr aufzuschieben und das Leben noch intensiver zu geniessen.» Und er wünsche sich, die Leute noch ein paar Jahre mit Caroline und ihren flotten Sprüchen unterhalten zu können. Sie wirke wie ein Jungbrunnen auf ihn, stellt er fest und lacht.

Nach der Herz-OP bleibt Kliby eine lange Narbe.

Nach der Herz-OP bleibt Kliby eine lange Narbe.