Magische Momente – und Lektionen in Demut

Für ihre Sendung «Happy Day» reisten sie mit Familien, die schwere Schicksale tragen müssen, nach Kreta. Das berührte die beiden Moderatoren zutiefst und liess sie über ihr eigenes Glück und traurige Zeiten nachdenken.

Die Wellen rollen sanft an den Strand, die Sonne strahlt vom Himmel, im tiefblauen Meer vor Kreta vergnügt sich eine Traube Menschen. Ein normales Bild, das doch keines ist. Denn in diesem Moment werden Träume wahr: Kinder toben ausgelassen, weil sie Ferien wie diese nicht kennen. Erwachsene vergessen in den Wellen ihre Sorgen. Beinahe verwundert leckt sich eine Frau das salzige Wasser von den Lippen: Sie war noch nie am Meer. Am Rande der Szenerie stehen Kiki Maeder (35) und Röbi Koller (58). Sie haben die Leute hergebracht – mit dem Ferienflieger von «Happy Day». Eine Aktion für Familien, für die eine solche Reise undenkbar
erschien. Natürlich mit einigen Überraschungen.

GlücksPost: So eine Ferienflieger-Aktion führen Sie zum ersten Mal durch. Wie berührend ist es?

Kiki Maeder: Sehr, all diese strahlenden Gesichter. Schon am Flughafen in Zürich war diese Freude zu spüren. Man darf diese Emotionen richtig miterleben, es sind magische Momente. Hier am Meer ist es gerade, als würde man mit einem Kind die Welt wieder neu entdecken.

Röbi Koller: Es ist eine riesige Dankbarkeit da. Sie sind einfach nur begeistert, auch wenn es bei den Dreharbeiten mal Wartezeiten gibt.

Gibt es Geschichten, die Sie speziell berühren?

Röbi Koller: Es hat verschiedene sehr harte Schicksale dabei – eine vierfache Mutter mit Krebs, Eltern mit gleich zwei kranken Kindern. Daneben gibt es aber auch weniger tragische Geschichten. Etwa eine Frau, die nach 20 Jahren ihren Pflegesohn wiedersieht, den sie sehr vermisst hat.

Können Sie diese teilweise leidvollen Dinge einfach abschütteln, wenn Sie abends ins Bett gehen?

Kiki Maeder: Nein, auf keinen Fall. Schon bei den Vorbereitungen, als ich diese Familien noch gar nicht kannte, hat es mich tief berührt. Das sind Lektionen in Demut, die wir hier bekommen.

Röbi Koller: Extrem eindrücklich ist, wie diese Leute mit ihrem Schicksal umgehen, auf eine sehr schweizerische Art, wie ich finde. Bei uns bedeutet «Swissness» nicht Käse und Schoggi, sondern das Verhalten der Leute, wie sie unter extrem widrigen Umständen kämpfen und ihr Schicksal leise tragen. Ich hoffe, dass wir mit solchen Aktionen auch Menschen belohnen, die Vorbilder sind.

Kiki, Sie und Ihr Mann Mark Strähl sind seit einem Jahr Eltern von Ava. Hat das den Blickwinkel verändert?

Kiki Maeder: Ja, natürlich. Sobald Kinder involviert sind, geht es mir noch näher. Es ist ein riesiges Glück, eine gesunde Tochter zu haben. Ich bin wahnsinnig dankbar dafür.

Röbi Koller: Meine Töchter sind zwar 28 und 31, aber trotzdem ist es dasselbe. Man bleibt ein Leben lang Eltern, deine Kinder gehören zu dir, und du willst sie vor allem Widerwärtigen im Leben beschützen. Dass ihnen etwas passieren könnte, ist das Schlimmste, was man sich nur vorstellen kann.

Kiki, Sie sind erstmals so lange von Ava getrennt. Vermissen Sie sie?

Kiki Maeder: Sicher! Zuerst wollte ich sie mitnehmen, aber wir haben hier so viel zu tun, dass ich froh bin, es nicht gemacht zu haben. Sie ist bei meinem Mann in den besten Händen, und die Grosseltern sind auch noch da. Wir stehen in regem Kontakt, ich bekomme ständig Bilder zugeschickt.

Wie entwickelt sich die Kleine?

Kiki Maeder: Bestens, sie steht schon gut, zieht sich fleissig der Sofakante entlang und ist sehr aufgeweckt. Man merkt schon jetzt, dass sie ihr eigenes Köpfchen hat.

Ganz die Mama?

Kiki Maeder: Da sage ich nichts dazu! (Sie lacht.)

Sie haben durch «Happy Day» schon viel Schlimmes gesehen – macht das auch Angst?

Kiki Maeder: Nein, aber es holt dich immer wieder auf den Boden. Man darf nicht in Angst davor leben, was alles passieren könnte. Da würde man sich selbst fertigmachen.

Röbi Koller: Ich bin generell niemand, der von Angst getrieben ist, auch wenn ich nicht gerade ein «Hans guck in die Luft» bin. Ich nehme es, wie es kommt, und bin dankbar, wenn es gut geht. Wenn mir morgen etwas Schlimmes passieren würde, könnte ich auf ein super Leben zurückblicken. Ob ich dann tatsächlich so ein Held wäre und alles locker schultern würde, weiss ich nicht. Aber Angst, nein, die habe ich nicht.

Was waren die bisher dunkelsten Momente in Ihrem Leben?

Kiki Maeder: Sicher der Tod meines Vaters 2005 und die vorausgehende Krankheit. Früher oder später wird man mit dem Tod konfrontiert. Er gehört zum Leben dazu. Etwas, das man in unserer Gesellschaft gerne verdrängt.

Röbi Koller: Bei mir waren es Todesfälle von engen Freunden. Ich habe das Glück, dass meine Eltern noch leben, meine Grosseltern sind im hohen Alter gestorben. Da ist es natürlich auch traurig, wenn sie nicht mehr da sind, aber nicht mehr so extrem tragisch.

Hier auf Kreta lernen auch Sie beide einander noch besser kennen, sind fast rund um die Uhr zusammen. Haben Sie neue Seiten aneinander entdeckt?

Röbi Koller: Nein, nur die Bestätigung, dass Kiki einfach die Beste für uns ist. Professionell, freundschaftlich, empathisch und vor der Kamera immer natürlich: die gute Fee aus dem «Happy Day»-Land. (Er lacht.)

Kiki Maeder: Ich finde es toll, wie Röbi auch nach 30 Jahren Fernsehgeschäft noch immer so authentisch ist. Er ist privat derselbe wie vor der Kamera. Das beweist Klasse.

Also immer ein lieber Kerl, der nie laut wird?

Röbi Koller: Das dann auch wieder nicht. Ich kann mich schon abgrenzen und sagen: «Ist gut jetzt», wenn es mir etwa mit Selfie-Wünschen zu viel wird. Und laut werde ich zum Beispiel manchmal bei solchen Produktionen – wenn etwas nicht so läuft, wie ich es gerne hätte. Ich bin ein Live-Mensch, bei Drehs deshalb etwas ungeduldig.

Und zu Hause mit Ihrer Frau Esther Della Pietra «knallt» es auch mal?

Röbi Koller: Klar! Als Regisseurin tanzen im Beruf alle nach ihrer Pfeife, daheim halt nicht immer. (Er lacht.) Wir haben beide viel Temperament, wollen gestalten, mitreden, haben unsere eigenen Meinungen. Zum Glück – mit einem «Huscheli» wäre es ja langweilig. So gibt es manchmal Funken, die verfliegen aber auch schnell wieder.

Kiki Maeder: Bei uns ist es genauso, aber das ist auch okay und normal, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet. Wichtig ist, dass nie das Niveau verloren geht. Es wird mal hitzig, dann ist eine halbe Stunde Ruhe und danach lacht man darüber oder einer entschuldigt sich. Das zu können, finde ich wichtig. Wir sind beide nicht nachtragend, das würde ich auch überhaupt nicht vertragen.

Haben Ihre Hochzeit und die Geburt Ihrer Tochter im letzten Jahr die Beziehung verändert?

Kiki Maeder: Ganz sicher, es ist noch eine tiefere Verbindung da. Mehr durch das Kind als durch die Ehe. Es ist eine riesige Verantwortung, die wir gemeinsam tragen.

Stehen nach dieser intensiven Woche für Sie noch Familienferien an?

Kiki Maeder: Ja, wir fahren ein paar Tage nach Italien, meine Schwiegereltern haben dort eine Ferienwohnung.

Röbi Koller: Ich mache mit meiner Frau eine Reise nach Spitzbergen, wo ich auch als Moderator engagiert bin. Und dann gehen wir noch in die Berge, nach Braunwald im Glarnerland – wandern und die Ruhe geniessen.