Kein Platz den Hasskommentaren

Seit sie am Fernsehen zu sehen ist, wird die Moderatorin oft böse attackiert: Dabei geht es meist um ihr Äusseres und dass sie als Mutter arbeitet. Sie lernte, mit der abfälligen Kritik umzugehen – was nicht immer leicht ist.

Weibliche Journalistinnen, die Sport zu ihrem Fachgebiet machen wollen, haben es schwer. Das musste auch Steffi Buchli (41) erfahren. Doch sie gab nie auf und liess sich nicht einschüchtern. «Viele böse Kommentare betreffen mein Aussehen, die neue Haarfarbe oder das auffällige Kleid. So was ist Pipifax», erzählt die Zürcherin in der Zeitschrift «Beobachter». «Ich staune, wie stark sich manche Leute dafür interessieren. Meine berufliche Kompetenz stellt praktisch niemand in Frage. Wäre dies der Fall, würde mich das stressen.»

Sie habe lange versucht, dem Hass, der ihr entgegenkam, keinen Raum zu bieten. Doch die Anfeindungen hätten zugenommen. Während man früher noch einen Leserbrief schreiben musste, geht das heute in Sekunden auf den diversen Online-Kanälen. «Wer nicht mit mir einverstanden ist, sucht Gleichgesinnte und wütet ein bisschen. Vielleicht sogar anonym, als ‹Hampelmann83›», sagt Buchli, die nach ihrer Tätigkeit bei SRF für den Sportsender «My Sports» tätig war und ab Januar 2021 Chefredaktorin Sport der «Blick»-Gruppe wird.

Sie strotze nicht vor Selbstsicherheit, wie es manche offenbar denken. Natürlich sei sie seit Anfang ihrer Karriere selbstbewusster geworden. «Aber trotzdem ist mir nicht egal, was andere über mich denken. Ich bin emotional, das kann man sich nicht abtrainieren», erklärt sie weiter im «Beobachter». Besonders getroffen haben Buchli die vielen Hasskommentare, dass sie nach vier Monaten Mutterschaftsurlaub wieder vor der Kamera stand. Als Rabenmutter wurde sie betitelt – und schlimmer.

Es sei schwierig, auf solche Feindseligkeiten richtig zu reagieren. So hat es auch ihr schon den «Deckel gelupft», als ein Mann auf Facebook schrieb: «Steffi Buchli ist eine mega extrem unschöne Frau. Schweizerisch extrem negativ emanzipiert, von Weiblichkeit ist gar nichts vorhanden.» Sie sei «ein dummes CH-Tussi» und solle abtreten. Im Affekt reagierte Buchli aus der Wut heraus, und veröffentlichte den abfälligen Kommentar samt Telefonnummer des Schreibers. «Dafür wurde ich kritisiert, zu Recht. Das hätte ich nicht tun sollen, also entschuldigte ich mich bei ihm.» Dass sie reagiert habe, sei jedoch richtig gewesen: «Wir Frauen dürfen nicht alles hinnehmen, nicht immer schweigen. Und vor allem dürfen wir uns nicht wegen solcher Angriffe zurückziehen. Das wäre ja wahnsinnig!»

Einmal habe sie auch jemanden angezeigt, der ihr wiederholt eklige Schmuddelbriefe geschickt hatte. «Das machte mir Angst. Gerade bei Drohungen kann man nicht abschätzen, wer dahintersteckt und wie gefährlich jemand ist.» Steffi Buchli hat gelernt, sich abzugrenzen. «Dann ziehe ich meinen unsichtbaren Teflon-Mantel an, der mich in kritischen Situationen schützt. Ich habe die Fähigkeit entwickelt, im Sturm zu stehen und zu warten, bis er vorüber ist.»