Katja Stauber: «Die Krankheit war eine extreme Belastung für alle»

Wut, Tränen, Verzweiflung und Hoffnung: Die «Tagesschau»-Moderatorin ging in den vergangenen Monaten wegen der Tumor-Erkrankung ihres Mannes Florian durch ein Wechselbad der Gefühle. Und auch ihre noch junge Ehe wurde einem Härtetest unterzogen.

 

Katja Staubers Ehemann Florian Inhauser (42) hat an der Hochzeit von William und Catherine nach langer Krankheitspause erstmals wieder für das Schweizer Fernsehen als Sonder-Korrespondent gearbeitet. Inhauser musste im vergangenen Sommer ein Tumor aus der Bauchspeicheldrüse entfernt werden. Wegen Komplikationen mit der Wundheilung schwebte er tagelang zwischen Leben und Tod. In einem Interview mit der Zeitung «Der Sonntag» hat Katja Stauber (48) nun ausführlich über die schweren Monate gesprochen. Die GlücksPost bringt die wichtigsten Auszüge daraus.

 

KATJA STAUBER ÜBER …

… ihren Glauben

Das letzte Mal war ich bei meiner Hochzeit in einer Kirche. Es ging um Tradition, nicht um Religion. Zuerst kommen einem Gedanken wie «Warum trifft es gerade ihn?». Dann hofft und glaubt man. Ein sehr gläubiger Mensch würde wohl sagen: «Das ist Gottes Wille. Das müssen wir akzeptieren.» Ich glaube eher an Schicksal und Zufall.

 

 

… ihren täglichen Kampf gegen die Verzweiflung

Gesunder Menschenverstand ist mein Lebensmotto. Ich habe mir gesagt: Hey, jetzt geht es einfach weiter. Da ist es hilfreich, Kinder zu haben.Vor ihnen kann man sich nie gehen lassen und die Verzweiflung ausleben. Ich konnte nicht heimkommen und drei Stunden heulen.

 

… ihre Beziehung zu Florian während der Krankheit

Wir waren beim Ausbruch der Krankheit gerade zwei Jahre verheiratet. Ich glaube, wenn wir eine schlechte Beziehung gehabt hätten, wäre sie wohl zerbrochen. Uns hat diese Erfahrung noch mehr zusammen geschweisst. Aber es sind schon auch die Fetzen geflogen. Es war eine Zeit voller Spannungen, eine extreme Belastung für alle.

 

… ihr Versteckspiel im Spital

Da gab es Momente, in denen ich mir wünschte, dass mich niemand gekannt hätte. Ein Beispiel: Als ich im Hochsommer ins Spital zu Florian ging, trug ich ein Kopftuch und eine Sonnenbrille. Weil beim unverhüllten Besuch am Tag zuvor hörte ich, wie die Leute tuschelten: «Das ist doch die Stauber, mein Gott, wie sieht die schlecht aus.» Das stimmte ja auch – wenn es mir schlecht geht, sehe ich tatsächlich nicht gut aus.

 

… ihre Tränen

Ich weine am liebsten bei Filmen. Und dann wie ein Schlosshund. Sonst im Leben? Eher nein.

 

… ihre Rolle als Mutter

Es ist ungeheuer erfüllend, aber auch ungeheuer fordernd. Da kämpft die Mutter an jeder Menge Fronten: Pubertät, Lehrer,Zukunft, Werte vermitteln, Lehre oder Gymi – elementare Entscheidungen. Zimmer aufräumen. Auch elementar. Dafür kommt auch einiges zurück. Ich gehöre allerdings nicht zu den Müttern, die das Muttersein idealisieren. Kinder gehen einem auch immer mal wieder auf die Nerven, ganz klar.

 

… ihre Kindererziehung

Ganz viel Liebe und noch mehr Geduld. Das ist das A und O der Kindererziehung. Lieben tut man sie natürlich immer, aber die Geduld fehlt halt manchmal. Wenn man nach einem stressigen Arbeitstag nach Hause kommt,muss man es transparent machen, authentisch sein und sagen: «Du, heute hatte ich einen strengen Tag, jetzt brauche ich eine Viertelstunde für mich.» Dafür hat ein Kind durchaus Verständnis.

 

… ihr baldiges Ende bei der «Tagesschau»

Die Zeit ist extrem schnell vorbeigegangen. Ursprünglich hatte ich mir fünf Jahre gegeben. Dann wurden zehn Jahre daraus. Und dann habe ich gar nicht gemerkt, dass es schon 15 Jahre sind. So viel kann ich sagen: Ich moderiere die «Tagesschau» sicher nicht nochmals 18 Jahre und sicher nicht bis zur Pensionierung.