Kastelruther Spatzen: Betrogen sie ihre Fans jahrelang?

Pikante Enthüllung: Die Mitglieder der Volksmusik-Band haben auf ihren CDs nicht selber gespielt. Das sagt ausgerechnet ihr Produzent. Seine Motive sind Rache und Geldgier.
 
Die heile Welt der Volksmusik wankt, denn es geht um den angeblich grössten Schunkelschwindel aller Zeiten. Die Kastelruther Spatzen, millionenschwere Superstars der Branche, spielen seit 30 Jahren auf keiner CD die Instrumente selbst. Das behauptet ausgerechnet ihr eigener Produzent Walter Widemair (54). Er gilt als Erfinder der Spatzen. Der Erfolg der Band sei auf einer Lüge aufgebaut: Gespielt hätten hervorragende Studiomusiker. «Aber niemals einer von diesen Bierzeltmusikanten, die sich die Spatzen nennen.» Das einzig echte daran sei der Gesang von Norbert Rier (52). Nur auf CD-Covern und bei zahlreichen TV-Auftritten mit Playback sehe man die echten Spatzen.
 
Es ist schon seltsam, dass Widemair ausgerechnet jetzt mit diesen Enthüllungen an die Öffentlichkeit geht mit der Begründung: «Ich habe den Betrug immer für mich behalten, aber ich kann nicht länger mit dieser Lüge leben.» Er will wohl einzig Werbung für sein Buch über die Spatzen machen, das bald unter dem Titel «Wenn Berge nicht mehr schweigen» erscheint. Es geht ihm um Rache, wie Widemair selber erklärte. Er hätte für die zukünftigen Produktionen mit der Band viel weniger Geld erhalten sollen, was ihn empörte.
 
Was sagen die Betroffenen? Rier klärt auf: «Als wir noch unbekannt waren, haben wir auf den ersten fünf CDs alle Instrumente selber gespielt. Später, als der Erfolg kam, mussten die Aufnahmen professioneller sein und perfekt klingen. Deshalb spielen seither Studiomusiker. Diese werden jedoch alle namentlich im Booklet des jeweiligen Albums aufgeführt.»
 
In der Branche reagiert man gelassen. Es sei gängige Praxis, dass man Profis die Songs einspielen lasse. Man könnte aber auch sagen, dass die Musiker, die von Millionen Fans verehrt werden und für ihre CDs 13 Echos erhielten, einfach nicht gut genug sind. Oder vielleicht doch? Ihren letzten Auftritt hatten die Spatzen am vergangenen Samstag im «Musikantenstadl». «Wir waren aufgeregt», sagt Rier. Er und seine Band sangen und spielten nämlich live, um vor Millionen von Zuschauern zu beweisen, dass sie es können. Nach dem Auftritt gab es tosenden Applaus, denn die Gruppe meisterte ihre Aufgabe bravourös, wirkte danach erleichtert. Seither ist die heile Welt der Volksmusik wieder in Ordnung.