Jonny war ihre Rettung

Die Anfrage vom Circus Knie liegt auf dem Tisch. Nun muss die Kaberettistin ihre Bühnenfigur Helga Schneider mane­gentauglich trimmen. Doch niemand traut sich zu, ihr zu helfen – bis auf Jonny Fischer.

Stolz erfüllt Regula Esposito (52), dass der Circus Knie ihre Bühnenfigur Helga Schneider in der Saison 2018 als roten Faden im Programm möchte – eine einmalige Chance und Auszeichnung für ihr Können. Doch die Theaterfrau hat keine Erfahrung mit der Manege. Verzweifelt sucht sie einen Regisseur, der ihr für diese Aufgabe zur Seite steht. «Doch alle hatten Angst, sagten, sie können so etwas nicht», erzählt sie der GlücksPost bei einem Besuch in ihrem neu bezogenen Zirkus-Wagen. In ihrer Not ruft sie den befreundeten Jonny Fischer (38) vom Cabaret Divertimento an, hofft, er hätte einen Tipp. «Im Gespräch realisierte ich, dass er genau weiss, was ich suche und brauche. Schnell war klar: Jonny ist mein Mann.»

Auch ihm fehlt zwar die Zirkus-Erfahrung. Doch das Duo zieht alle Comedians, die vor ihnen mit dem Knie auf Tour waren, zu Rate: Viktor Giacobbo, Massimo Rocchi, Lapsus … «Sie gaben uns wertvolle Inputs, die ich mir sehr zu Herzen nehme.» Regula schwärmt auch von der Unterstützung durch die Familie Knie: «Géraldine ist eine grossartige Regisseurin. Dazu Jonny Fischer als Coach, der sich als Comedian in mich hineinversetzen kann – eine super Besetzung.» Jonny fühlt sich geehrt, dass er Helga Schneider bei ihrer Wandlung zur Zirkus-Artistin helfen darf: «Sie ist doppelt so lang auf der Bühne wie ich und weiss nach 30 Jahren als Helga Schneider genau, was funktioniert.» Sie hätten oft um Ideen gekämpft. «Es war nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen, aber immer produktiv.»

Regula musste Helga Schneiders Nummern zirkusgerecht adaptieren: «Ihr Markenzeichen ist ja, dass sie sehr schnell, kompliziert und zweideutig schwatzt.» In der Manege ist die Akustik jedoch anders. «Ich muss lernen, langsam zu sprechen. Und ich habe viel weniger Zeit für meine Pointen, muss diese eindampfen und unmissverständlich auf den Punkt bringen.» Jonny ergänzt: «Helga macht viel mit Mimik und Gestik. Die sieht man allerdings nicht von allen Plätzen im Zirkus. Also muss der Text sehr gut sein, damit alle verstehen.» Eine weitere Hürde: Das Publikum sitzt nicht wie im Theater vor dem Künstler, sondern rund um ihn herum. «Ich habe Regula oft gesagt: ‹Dein Füdli ist ja schön, aber ich würde gern auch dein  Gesicht sehen›», scherzt Jonny.

Jetzt, so kurz vor der Premiere, ist Regula nervös. «Aber nicht wegen des Inhalts meiner Nummern. Es ist normal, dass das, was du in deinem Kämmerchen austüftelst, nicht immer ankommt. Man kann ja erst an der Premiere sehen, wie das Publikum reagiert. Die zweite grosse Arbeitsphase kommt nach den ersten Reaktionen.» Momentan steht sie unter Strom, weil sie sich kaum vorstellen kann, bis zur Premiere alles zusammenzubekommen. Eben kamen ihre im Ausland bestellten Schuhe für die Manege – zwei Nummern zu klein! «Und das ist nur eine von 1000 Sachen, die stimmen müssen», seufzt Regula Esposito.

Acht Monate wird sie jeden Tag ein- bis zweimal als Helga Schneider das Zirkuspublikum unterhalten. Ein Mammut-Programm. Jonny ist froh, dass er diesen Teil des Abenteuers nicht mitmachen muss: «Ich habe grossen Respekt vor dieser intensiven Spielzeit. Die machen gleich viele Shows in sechs Monaten wie wir mit dem Cabaret Divertimento in zwei Jahren!»

Helga im Circus Knie

Es ist längst Tradition, dass namhafte Comedians den Circus Knie begleiten. 2018 ist es Regula Esposito alias Helga Schneider. Die Premiere findet am 14. März in Rapperswil statt. Danach tourt der Zirkus durchs ganze Land. Für die Gastspiele in der Romandie und im Tessin ist Marie-Thérèse Porchet als Comedian dabei. Daten und Infos unter: www.knie.ch